Die zweifelnde Bemerkung aus etablierten Bankerkreisen, "Neo-Banken müssen erstmal beweisen, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert und dass sich damit Geld verdienen lässt", haben inzwischen zahlreiche Neo-Banken mit Profitabilität beantwortet.
Dazu gehören zum Beispiel Wise, Revolut, Monzo, Starling – und dazu gehört auch die Nubank. Die brasilianische Neo-Bank weist im 3. Quartal 2024 einen Umsatz von 2.9 Milliarden US-Dollar aus, einen Gewinn von 553 Millionen und die verwalteten Einlagen sind um 60 Prozent auf 28.3 Milliarden Dollar gestiegen.
Von Null auf Hundert innerhalb von elf Jahren
Die brasilianische Nubank gehört zu den grössten FinTechs und Digitalbanken weltweit und zu den Frühstartern unter den erfolgreichen Neo-Banken. Begonnen hat es vor elf Jahren. David Vélez und Cristina Junqueira wollten mit einer kostenlosen Karte und einem Konto auf dem Smartphone die Vormachtsstellung der hochpreisigen klassischen Banken angreifen. Banken, die in Sachen Gebühren und Kreditzinsen weltweit die Spitze mit anführen.
Zudem, und das war mit ein Hauptmotiv, in Brasilien ist es nicht für alle möglich, ein Bankkonto zu eröffnen. Aber all die unbanked People hatten bereits zu dieser Zeit ein Smartphone. Deshalb eine Smartphone-Bank, die Banking für alle Bevölkerungsgruppen möglich macht.
Der Plan von Vélez und Junqueira ist aufgegangen, nach der Kundenzahl ist die Nubank heute bereits das viertgrösste Finanzinstitut in Lateinamerika.
Hinter diesem Erfolg steckt Mut und Leistung. Auf der anderen Seite haben die brasilianischen Banken mit hohen Gebühren, überhöhten Kreditzinsen und einer oftmals eher ablehnenden Haltung ihren Teil zum starken Wachstum beigetragen.
Vor elf Jahren war es offenbar Zeit für eine Smartphone-Bank, die allen zur Verfügung steht.
Wie viele Kunden hat die Nubank?
Im Heimmarkt Brasilien betreut die Nubank heute 100 Millionen Kundinnen und Kunden. Das sind bereits 57 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. In Brasilien gewinnt die Neo-Bank immer noch jeden Monat mehr als 1 Million Neukunden dazu.
Auch in den für die Nubank jungen Märkten Mexico und Kolumbien wachsen die Kundenzahlen stark. In Mexico betreut die Nubank aktuell 8.9 Millionen Kunden, in Kolumbien sind es 2 Millionen.
Die Neo-Bank bietet das, was gebraucht wird
Konto und Karten bilden weiterhin die Basis, die Neo-Bank hat jedoch ihr Finanzangebot laufend erweitert. Heute gehören Sparpläne, Anlage- und Investitionsmöglichkeiten, Kredite, Ratenzahlungen oder Versicherungen mit dazu – und auch ein Marktplatz mit Shopping- und Reise-Angeboten ist Teil des Programms.
Neu bietet die Neo-Bank ihren Kundinnen und Kunden mit NuCel auch kostengünstige Mobilfunk-Verträge an. Das ist clever, zumal das Smartphone die Brücke zu sämtlichen Finanzdienstleistungen schlägt. Eine störungsfreie und jederzeit verfügbare Verbindung, die das kleine Budget nicht belastet, ist also durchaus sinnvoll.
Die breite Palette von Leistungen und Services steht Privaten zur Verfügung und in angepasster Form auch Unternehmen mit Geschäftskonten.
Woher kommt der Erfolg der Nubank?
Die Nubank hat sich zu Beginn auf Kundengruppen fokussiert, die von etablierten Banken schlecht, teuer oder auch gar nicht bedient worden sind. Die Ignoranz von Banken hat im grossen Markt Brasilien mit weit mehr als 200 Millionen Einwohnern geholfen, dass die Nubank schnell wachsen konnte.
Die Neo-Bank hat in nächsten Jahren flexibel auf unterschiedliche Bedürfnisse verschiedener Kundengruppen reagiert und ihre App mit jenen Finanzdienstleistungen erweitert, die in einzelnen Kundensegmenten gefragt sind. Diese Zusatzleistungen stehen in der App grundsätzlich allen zur Verfügung, müssen aber nicht von allen in Anspruch genommen werden.
Die Basisleistungen werden von allen genutzt, auch heute noch zuverlässig und mit tiefen Gebühren. Kundengruppen mit höheren Ansprüchen finden Leistungen und Services in der App, die ihre individuellen Präferenzen rund um Finanzen abdecken. Private und Geschäftskunden.
Das gehört mit zu den Erfolgsfaktoren, die sich schnell herrumgesprochen haben. Die App bietet alles, was Menschen in völlig unterschiedlichen Lebens- und finanziellen Situationen brauchen. Banking à la Carte, gewissermasssen.