Das Beratungsunternehmen Deloitte hat in Zusammenarbeit mit BAK Economics den digitalen Puls der Schweiz genommen und die Erkenntnisse mit anderen OECD-Ländern verglichen.
Der Index vermittelt kein einheitliches Bild. Die Schweiz schneidet bei der digitalen Innovationsfähigkeit insgesamt gut ab – sie liegt auf dem 8. Platz.
Gleichwohl ist der Abstand zu den Spitzenplätzen und damit das Verbesserungspotenzial relativ gross.
Obwohl die Schweiz mit hoher Wettbewerbsfähigkeit, niedriger Arbeitslosigkeit und niedrigen Staatsschulden überzeugt, fällt sie bei der Produktivität auf Mittelmass zurück.
Mittelmass bei der Produktivität – warum?
Das Produktivitätswachstum hat sich in den letzten Jahren nicht nur abgeschwächt, es lag auch deutlich unter demjenigen der anderen Industrieländer. Deloitte sieht die Gründe für diese paradoxe Situation im unausgeschöpften Anwendungspotenzial digitaler Technologien auf Unternehmensebene. In den letzten Jahren haben sich die Fortschritte der Digitalisierung vor allem im Konsumentenbereich bemerkbar gemacht, weniger in den Unternehmen selbst.
Werden digitale Technologien jedoch auch in den Unternehmen breit angewendet und implementiert, dürfte dies das Produktivitätswachstum entscheidend beeinflussen. Die Experten von Deloitte zeigen in ihrer Studie Wege und Lösungen, um die Rahmenbedingungen und damit auch die Stellung der Schweiz im internationalen Ranking zu verbessern.
Die drei Hauptpfeiler der digitalen Innovationsfähigkeit
Die digitale Innovationsfähigkeit wird anhand von drei Hauptpfeilern gemessen: Talente, Startups und Investitionen & Patente. Innerhalb von diesen drei Bereichen ist die Schweiz völlig unterschiedlich positioniert, die Stärken und die Defizite:
Talente: 2. Rang
Die Schweiz mit in der Spitzengruppe
Beim ersten Hauptpfeiler, den Talenten, gehört die Schweiz zur Spitzengruppe. Dank eines guten Bildungssystems, renommierten Hochschulen und einer hohen Attraktivität für ausländische Arbeitskräfte erreicht sie den zweiten Platz aller OECD-Länder. Verbesserungsbedarf besteht
bei den MINT-Abgängern und der Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Grundausbildung.
Startups: 17. Rang
Die Schweiz im OECD-Durchschnitt und damit Mittelmass
Bei den Startups schneidet die Schweiz mittelmässig ab – mit Platz 17 liegt sie genau im OECD- Durchschnitt. Hauptfaktoren dafür sind die fehlende Gründeraffinität, die relativ geringe Startup-Aktivität und regulatorische Hürden im Gründungs- und Insolvenzprozess von Unternehmen. Positiv ins Gewicht fallen die digitale Infrastruktur oder die internationale Ausrichtung der Startups.
Investitionen & Patente: 8. Rang
Die Schweiz in den Top Ten mit Aufhol-Potenzial
Bei den Investitionen & Patenten liegt die Schweiz in den Top 10. Die IKT-Investitionen sind sehr hoch, die Wertschöpfung des IKT-Sektors hingegen relativ gering. Auch die Zahl der digitalen Patente pro Kopf ist im OECD-Vergleich relativ hoch. Im Gegensatz dazu durchdringen digitale Technologien die Patente anderer Technologien noch zu wenig.
Nach der Analyse die konkreten Empfehlungen
Nach dieser Bestandesaufnahme formulieren die Experten von Deloitte eine Palette von Massnahmen und Empfehlungen. Konkret wo und wie Staat und Unternehmen aktiv werden sollten, um Chancen zu nutzen, Defizite auszugleichen und Produktivitätseffekte der Digitalisierung realisieren zu können.
Die zentralen Empfehlung in Kurzform, Details dann in der ausführlichen Studie.
Was muss die Schweiz tun?
Für die Schweiz und damit vor allem den Staat, aber auch die Verbände und Branchenorganisationen, gibt es in jedem der drei analysierten Hauptbereiche des Index „Digitale Innovationsfähigkeit“ verschiedene Massnahmen, die getroffen werden können, um die Rahmenbedingungen und damit die Stellung der Schweiz im Ranking zu verbessern.
Talente
- Stärkung der MINT-Fächer (Studienbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)
- Bessere Einbettung digitaler und sozialer Kompetenzen auf Grundstufe
- Lockerung der Drittstaatenkontingente
Startups
- Stärkere Sensibilisierung von Unternehmertum in der Ausbildung
- Senkung der regulatorischen Hürden, vor allem beim Gründungs- und Insolvenzprozess
- Verbesserte Start-up-Unterstützung, vor allem bei Beratung und Vernetzung
Investitionen & Patente
- Förderung von Forschung und Innovation durch zusätzlichen F&E-Steuerabzug
- Ausbau und Verbesserung von E-Government
- Stärkere Vernetzung zwischen Bildung und Wirtschaft
Was müssen Unternehmen tun?
Die staatlichen Handlungsmöglichkeiten beschränken sich vorwiegend auf das Setzen der richtigen Rahmenbedingungen, deshalb kommt den Unternehmen eine wichtige Rolle zu. Sie haben einen entscheidenden Einfluss darauf, dass digitale Technologien letztlich effektiv angewendet werden. Je digitaler die Prozesse der Unternehmen ausgestaltet sind, desto grösser dürfte der positive Effekt auf die Produktivität ausfallen.
Dabei sind folgende kritische Erfolgsfaktoren zu beachten:
Strategie
Entwicklung einer klaren und kohärenten digitalen Strategie
Unternehmenskultur
Verankerung von Experimentierfreude, Kollaboration und Risikobereitschaft
Talent-Management
Förderung digitaler Kompetenzen der Mitarbeiter
Unternehmensführung
Einbettung digitaler Kompetenzen auf Führungsebene
Die Studie zum Runterladen
Interessante Studie, weil sie nicht "nur" Resultate und Werte liefert, sondern darüber hinaus Rezepturen anbietet, wie bestehenden Defizite durch Stärken ersetzt werden können. Der übersichtliche Bericht geht auf 44 Seiten detailliert auf Ergebnisse und Index ein, insbesondere jedoch auf notwendige Massnahmen und konkret formulierte Handlungsempfehlungen.
Die Studie ist kostenlos und kann bei Deloitte über den Link unten direkt runtergeladen werden.