Viel frischer Wind bei der Neo-Bank Radicant

Junge Frau mit langen Haaren im Wind

Ein laues Lüftchen genügt nicht, um die Neo-Bank Radicant voranzubringen – deshalb hat der CEO die grossen Windmaschinen aufgestellt.

Mit den Wind- und Luftverhältnissen ist dieses Mal nicht der Gegenwind der basellandschaftlichen Politik gemeint, welcher der Neo-Bank Radicant immer wieder ins Gesicht bläst – diese steife Brise haben wir früher schon ausführlich thematisiert, hier

Der frische Wind kommt in diesen Tagen aus den eigenen Reihen und geht auf das Konto von Anton Stadelmann, der seit Anfang Jahr auf dem heissen CEO-Sessel sitzt. Der neue CEO scheint Unwetter- und Gegenwind-resistent zu sein. Jedenfalls verfolgt er unbeirrt einen Kurs, der die einstmals grüne Neo-Banken-Tochter der Basellandschaftlichen Kantonalbank konsequent auf neue Schienen stellt.

Ob die neuen Schienen geradewegs ins Ziel führen – angestrebte Profitabilität 2027/2028 – wird sich erst zeigen. Aber die in kurzen acht Monaten realisierte und sichtbare Kursänderung ist mutig und kann nur als radikal bezeichnet werden. Deshalb: kein laues Lüftchen, der Mann arbeitet mit den grossen Windmaschinen. 

Wie unterscheidet sich die heutige Radicant von der früheren Version?

Der Auftritt und die Positionierung der heutigen Radicant im Vergleich zur Version beim Start unterscheidet sich eklatant.

Radicant ist als erste richtig grüne Neo-Bank im Markt gestartet – positioniert als "erste digitale Nachhaltgkeitsbank" der Schweiz. Entsprechend grün, schwer und fast schon religiös nachhaltig in Wording und Visual kam zum Start denn auch die Website der Neo-Bank daher. Man hatte gefühlt den Eindruck, sich qualifizieren und ein umfassendes Nachhaltigkeits-Gelübde ablegen zu müssen, um als Kunde bei Radicant investieren zu dürfen. Immer vorausgesetzt, dass man sich das überhaupt leisten kann.

Dieser schwerblütige Approach hat die erreichbaren Zielgruppen extrem minimiert. Menschen sind über Nachhaltigkeitsthemen sicher ansprechbar, aber nicht ausschliesslich und verpflichtend. Gehen Freiwilligkeit und Leichtfüssigkeit flöten, kriegt die Zielgruppe Schiss. Kundinnen und Kunden möchten ja nicht einer Sekte beitreten, sie wollen zu einer smarten Bank.

Der aktuelle Web-Auftritt ist frisch, farbig, luftig und arbeitet mit sympathisch inszenierten Menschen, statt mit dunklen grünen Bäumen und schwerem Moosbefall. Nachhaltigksaspekte finden weiterhin statt, aber etwas zurückgenommen, erst in der zweiten Reihe und in verkraftbaren Dosen. Dazu aufmunternd leichtfüssig und deshalb ohne die verpflichtende Schwere.

Die abgebildeten Zielgruppen demonstrieren die ganze Bandbreite zwischen jungen und gesetzteren Menschen. Sie alle jedoch smart, fröhlich und dynamisch genug, so dass sich breite Altergruppen als mögliche Kundinnen und Kunden angesprochen fühlen.

Die aggressive Preisstrategie

CEO Stadelmann hat zusätzlich mutig und verwegen massiv an der Gebührenschraube gedreht und sein Unternehmen – gewissermassen über Nacht – auf den ersten Platz der unschlagbar günstigen Neo-Banken gehievt, die aktuellen Ranglisten der Schweizer Neo-Banken gibt's hier.

Die Gründe für den Spitzenplatz von Radicant kurz zusammengefasst: Keine Gebühren für Konto und Kontoführung, keine Gebühren und Aufschläge für Kartenzahlungen in jeder Währung sowie 1 Prozent Zinsen auf dem Alltagskonto ohne Abhebungsbeschränkungen. 

Mit diesen Konditionen stellt Radicant jede andere in- und ausländische Neo-Bank in den Schatten, klassische Banken ohnehin.

Halbierte Jahresgebühren beim Investieren

Dass Radicant in der Phase der verschärften Kundengewinnung steckt, zeigt sich auch bei den Invest-Konditionen. Diese sind mit Jahresgebühren zwischen 0.90 und 0.50 Prozent (plus Produktkosten) nicht eben tief.

In einer laufenden Aktion lockt Radicant mit 50 Prozent Rabatt auf die Jahresgebühr und halbiert damit die Kosten für Neukunden.

Neue Produkte und Features

In diesen Tagen hat Radicant ihre neue Saveback-Funktion lanciert. Damit folgt die Neo-Bank einem bekannten Muster: bei der Nutzung der Debitkarte gibt's statt Cashback aufs Konto neu Saveback direkt ins Investment-Portfolio. Zwischen 0.25 und 1 Prozent auf die Kartenausgaben, je nach bereits bestehendem Investment und monatlichen Einlagen.

Bereits im Juli ist Radicant mit einem Säule-3a-Produkt fürs Vorsorgesparen gestartet. Auch hier mit einer attraktiven Verzinsung von 1.25 Prozent auf den Einlagen.

Weitere Produkte und Features werden folgen, nach eigenen Aussagen haben Radicant und ihr CEO Innovationsgeschwindigkeit mit zum Kern der neuen Strategie erklärt.

Wo führt die Reise hin?

Mit dem neuen CEO hat sich die Radicant-Strategie radikal verändert und die Schlagzahl in Sachen Funktionen und Features hat sich erhöht. Stadelmann hat in kurzer Zeit den Karren völlig gedreht, um es salopp auf den Punkt zu bringen. Aus einer beschaulichen, hoch finanzierten und vielleicht gerade deshalb etwas behäbig wirkenden Nachhaltigkeitsbank ist eine smarte Neo-Bank mit Ambitionen und hochgesteckten Zielen geworden.

Ob und wann diese Ziele erreicht werden, zeigt sich ersten in den nächsten Monaten und Jahren. Ob Radicant den teuer erkauften Spitzenplatz der unschlagbar günstigen Neo-Bank auf Dauer halten kann, ebenfalls. Der neu eingeschlagene Weg hat die Chancen jedoch erhöht, Radicant zu einer sichtbaren und spürbaren Mitbewerberin im Neo-Banken-Markt Schweiz werden zu lassen. Mit sehr attraktiven Konditionen für neue Kundinnen und Kunden. Immer vorausgesetzt, BLKB-Spitze, Bankrat und politische Kreise lassen Radicant arbeiten und geben der jungen Neo-Bank weiterhin Zeit und Raum, um möglicherweise das zu erreichen, was alle Involvierten sich wünschen.