Dass der Schuster schon länger keine Lust mehr verspürt, bei seinen Leisten zu bleiben, ist spätestens seit der Diversifizierungs-Strategie und Expansion des einstigen Buchhändlers Amazon klar.
Auch hierzulande bekommt zum Beispiel das Konzept der früheren Allfinanz mit Bauchlandung unter dem Titel Bancassurance neue Chancen. Unter Open Banking tatsächlich reale Chancen für Versicherer und für Banken. Ein weiteres Beispiel: Versicherer kaufen FinTechs oder übernehmen ein Viertel der Anteile von Medienhäusern, wie die Mobiliar kürzlich mit dem Ringier-Deal gezeigt hat.
Ergo – auch in der Schweiz sind verstärkte Diversifizierungs-Strömungen erkennbar. Eine wachsende Zahl von Unternehmen schlägt auf bisher fremdem Terrain markante Pflöcke ein, mit der Intention, unterschiedliche Geschäftsfelder miteinander zu verbinden.
Der Kreis erweitert sich aktuell mit Möbelhäusern, welche ihren Kunden Versicherungen verkaufen. Irgendwie naheliegend – wer Möbel kauft, möchte die guten Stücke auch versichert wissen. Und dennoch ungewöhnlich – die Haushaltversicherung wird nicht am Ort des Geschehens abgeschlossen, beim Möbelkauf, sondern ausschliesslich online.
Abgesehen von Online-Käufern kommt (heute noch) niemand spontan auf die Idee, sich bei Ikea versichern zu lassen. Ein Indikator dafür, dass da noch mehr in Planung ist. Man darf davon ausgehen, dass die Schweden dafür sorgen werden, dass Möbelhaus und Versicherung bald schon in einem Atemzug gedacht werden. Zumal eine Versicherung deutlich mehr Nähe zum Kunden schafft als ein Billy-Regal, permanenter Zugang und geöffneter Kommunikations-Kanal inklusive. Und bei längeren Atemzügen muss es nicht ausschliesslich bei Versicherungen bleiben, da hat noch mehr Platz.
Die erste Versicherung von Ikea hört auf den Namen Hemsäker
Hemsäker, so haben wir uns sagen lassen, kombiniert die schwedischen Wörter für "Zuhause" und "sicher – damit wäre die erste logische Brücke zwischen Larsfrid, Bingsta, Söderhamn und eben Hemsäker schon mal hergestellt. Weitere Brücken werden folgen.
Die Versicherung kann in wenigen Minuten online abgeschlossen werden. Wir haben den Selbstest gemacht und die Absichten von Ikea bestätigt gefunden, welche auf schnell, einfach, verständlich und klar fokussieren. Über sehr wenige Klicks ist die Hausratversicherung abgeschlossen, wählbar mit oder ohne Haftpflicht.
Die Ikea-Lösung ist kostengünstig und operiert mit einem zusätzliche Plus: sie kann jederzeit auf den nächsten Tag (!) gekündigt werden. Letzteres wird bald schon klassische Versicherer in Zugzwang bringen, welche sich momentan noch im Komfort von möglichst langen und fixen Laufzeiten bewegen.
Was beim Online-Prozess angenehm auffällt: Kein Schwede fragt streng nach der gewünschten Versicherungssumme, die ohnehin niemand so genau beziffern kann. Der geschätzte Wert des gesamten Hausrates wird über drei Bilder mit klickbarer Legende ermittelt: Entweder: Klein, aber mein. Oder: Ein guter Mix. Oder: Träume mache ich gerne wahr. Wer sich über diese einfache und schnelle Zuordnung outet, bekommt im Vorschlag eine tiefere oder höhere Prämie aufgrund des eingeschätzten Wohnstandards, der sich auf Erfahrungswerte stützt. Zum Selbsttest mit Outing geht's hier.
Das Versicherungs-Know-how kommt von Swiss Re
IptiQ ist eine digitale Plattform und ein White-Label-Versicherungsanbieter von Swiss Re. Das InsurTech IptiQ platziert selbst keine Versicherungen, sondern bietet mit einem B2B2C-Geschäftsmodell Unternehmen wie IKEA und anderen Know-how und Infrastruktur – konkret die Möglichkeit, für Endkunden neue Services zu kreieren in Form von massgeschneiderten Versicherungsprodukten, welche über die IptiQ-Plattform abgewickelt werden.
Interessantes Detail: Der Swiss Re-Zweig mit dem Tochter-Unternehmen IptiQ steht nicht nur für Haushaltversicherungen, die Palette umfasst Lebens-, Kranken-, Sach- und HUK-Versicherungen, welche Ikea und andere Unternehmen als Eigenprodukte mitgestalten und anbieten können. Damit öffnet sich ein gewaltiger Markt von Nicht-Versicherern, welche ihre Produkte oder Services mit selbst komponierten Versicherungs-Lösungen aufwerten können.
Die aktuell von IptiQ und Ikea konzipierte Haushaltversicherung Hemsäker wird zunächst in der Schweiz und in Singapur lanciert.