Zuweilen sind's auch die kleinen Dinge, die eine grosse Bank weiterbringen können. Vor allem dann, wenn Neuerungen und Optimierungen laufend an verschiedenen Punkten zu Veränderungen führen.
Aktuell ist nicht die Zeit der grossen Würfe. Ein idealer Moment, um mit kleineren Ankündigungen und mit neuen Features das wichtige Bestehende zu pflegen: die Kundinnen und Kunden. Keine schlechte Idee, zumal etwas frischer Wind aus verschiedenen Richtungen durchaus die Kraft hat, als starke Bewegung wahrgenommen zu werden.
Die Grossbank UBS scheint aktuell auf diesem Kurs zu segeln – jedenfalls hat sie in eher hoher Kadenz laufend Neues zu berichten. Drei Beispiele.
UBS baut ihre hybride Neo-Bank aus
Bekanntlich hat sich die Grossbank gegen eine separate Neo-Banking-App entschieden – seit Mai 2022 verfolgt die UBS die Strategie: Mehrspurig im Smartphone, hybrides Banking, Kunden im Zentrum. Mit dieser Idee lanciert die Bank ihr neues Angebot Key4 nicht als neue App, sondern stellt das bisherige Mobile Banking und Key4 unter ein gemeinsames Dach.
Unter diesem Dach sind klassische Bankdienstleistungen zu finden sowie auch die Neo-Banking-Angebote von Key4. Kundinnen und Kunden können sich zwischen den verschiedenen Angeboten und Kanälen frei bewegen und brauchen sich nicht für eine klassische Bank oder eine Neo-Bank zu entscheiden. Was gebraucht wird, kann übers Smartphone angesteuert und genutzt werden – was nicht interessiert, bleibt aussen vor. Diesen hybriden Ansatz der UBS hat MoneyToday.ch im Mai ausführlich beschrieben, hier.
Vor einigen Tagen hat die UBS ihre digitale Sortimentslinie mit dem Vorsorgeangebot "Key4 Pension 3a" erweitert. Wie bei anderen FinTech-Vorsorge-Apps auch können Vorsorgekonten direkt übers Smartphone eröffnet werden, ebenso digital funktionieren Investitionen in elf aktiv und passiv verwaltete Fonds sowie die Verwaltung der persönlichen Säule 3a.
Das Angebot steht sämtlichen Nutzerinnen und Nutzern der Mobile Banking App zur Verfügung, nicht nur Key4-Kunden – alles unter einem hybriden Dach eben.
Weitere Schritte in Richtung von Bancassurance
Die frühere Allfinanz-Idee geriet in den 90er-Jahren in der Schweiz zum veritablen Flop. Kunden waren damals nicht bereit, das Angebot anzunehmen. Bank war Bank und Versicherung war Versicherung. Ein Vermischung war offenbar nicht erwünscht.
Mit einer neu definierten Kupplung und unter dem Begriff Bancassurance sind Banken und Versicherer seit längerem schon am Ball, Bank- und Versicherungs-Angebote zu kombinieren. Oder zumindest auf Nähe zu bringen – dort, wo es eben sinnvoll erscheint. Da bestehen tatsächlich zahlreiche Schnittstellen, die Banken, Versicherern und ihren Kunden etwas bringen können. Zum Beispiel bedingt ein Hauskauf nicht nur eine Hypothek, oftmals rücken auch Absicherungswünsche in den Vordergrund, die mit einer Lebensversicherung beantwortet werden können.
Auch die UBS ist seit einiger Zeit schon auf dem Bancassurance-Trail mit Partnern unterwegs, allerdings in eher kleinen und vorsichtigen Schritten. Einen nächsten konkreten Schritt hat die UBS Anfang Oktober vollzogen: Zurich und UBS verstärken ihre Zusammenarbeit, Versicherungsprodukte der Zurich für die Zielgruppe KMU gibt's neu direkt im E-Banking von UBS. KMU-spezifische Versicherungslösungen gehören mit zum Angebot und können über das E-Banking bezogen werden.
Die Integration wirkt im Moment noch eher diskrekt und zurückhaltend, die Kundengruppe der KMU soll nicht überrumpelt, sondern langsam ans Thema der kombinierten Dienstleistungen herangeführt werden. Das Engagement im Bereich Bancassurance dürfte erweitert und ausgebaut werden, wenn erste Erfahrungen vorliegen, wie die Angebote angenommen werden.
Das Potenzial ist mit Sicherheit gross und weitere Angebotsformen in neuer Ausgestaltung dürften in späteren Phasen auch unter dem Dach von Open Finance und Embedded Finance weitergedacht und entwickelt werden.
Tuning Mobile Banking
Die meisten Banken werkeln mehr oder weniger laufend an ihrem Mobile Banking. Dass neu nicht unbedingt besser bedeuten muss, haben einige Beispiele der jüngeren Vergangenheit gezeigt, die zu eher heftigen Unmuts-Kundgebungen von Nutzerinnen und Nutzern geführt haben.
Die UBS scheint mit ihrem Tuning auf guten Wegen zu sein. Das ist auch deshalb besonders wichtig, weil das klassische Mobile Banking und Key4 seit einiger Zeit in wilder Ehe zusammenleben und deshalb viel miteinander zu tun haben.
Aktuell hat die Bank die Startseite ihres mobilen Bankings optimiert. Der Einstieg wirkt aufgeräumt, die Navigation ist klar und selbsterkärend. Zu den besten Funktionen gehört, dass die Startseite nicht einfach aussieht, wie sie eben aussieht, sondern so, wie Nutzerinnen und Nutzer sie haben möchten: personalisiert und individualisiert. Nicht alle brauchen und möchten dasselbe auf einen Blick. Deshalb lässt sich jeweils individuell komponieren, was im Vordergrund stehen soll.
Zurück auf Anfang
Die vorgestellten Neuerungen der letzten Tage und Wochen aus dem Hause UBS sind nicht unbedingt weltbewegend. Möglicherweise aber kundenbewegend. Sie zielen darauf, Kundinnen und Kunden ein Mehr an Leistungen zu bieten. Oder dann, ebenso wichtig, dieses Mehr und auch das Bestehende einfacher und komfortabler im Handling auszugestalten. Das eine wie das andere gehört zu den sinnvollen und guten Taten.
Mit grossen Würfen können Kunden überrascht werden, sofern der Wurf gelingt und Neues möglich macht. Hat sich der Pulverdampf nach dem Big Bang verzogen, hält der Alltag wieder Einzug – und der gehört regelmässig mit guten Nachrichten aufgefüllt.
Mit kleineren Würfen und mit der laufenden Pflege von Details sind Kundinnen und Kunden im Alltag deshalb ebenso zu begeistern. Manchmal sind's sogar die eher kleinen Schritte, die immer wieder für sichtbare Bewegung sorgen und die gerade deshalb auf Dauer Unterschiede schaffen können.