Von Experten in der Finanzbranche und auch von Medienexponenten ist mehrfach angezweifelt worden, ob es SIX gelingen würde, die Madrider Börse zu kaufen. Das Barangebot für die spanische Börsen- und Finanzmarktinfrastrukturgruppe Bolsas y Mercados Españoles (BME) war platziert und der im November 2019 genannte stolze Angebotspreis von 34 Euro pro Aktie ergab rechnerisch den ebenso stolzen Höchstbetrag von mehr als 2,8 Milliarden Euro, den SIX zu zahlen bereit war.
Allerdings war SIX nicht allein auf weiter Flur – die Mehrländerbörse Euronext hatte ebenfalls Appetit auf Expansion bekundet. Zusätzlich wurden die Deutsche und die Londoner Börse zeitweise als mögliche Kaufintereressenten gehandelt.
Dennoch blieb die Zuversicht von SIX CEO Jos Dijsselhof in den letzten Wochen und Monaten unerschütterlich, er war überzeugt, dass der Deal klappen würde. Zumal das Angebot von SIX mit einem sehr hohen Kaufpreis möglichen Mitbietern die Kauflaune verderben konnte. Dijsselhof sollte Recht behalten.
SIX übernimmt die Madrider Börse BME mit einer Mehrheitsbeteiligung
Wie die SIX Group am Donnerstag meldet, hat die Betreiberin der Schweizer Finanzmarktinfrastruktur insgesamt 77'899’990 Aktien von BME für 2'569'141'670 Euro übernommen und damit 93,16 Prozent des Aktienkapitals erworben. Nach der Abwicklung wird SIX die Kontrolle über BME übernehmen und die spanische Börse wird zu SIX gehören.
Aus dem Zusammenschluss von SIX und BME, beide führende Anbieterinnen in ihren heimischen Finanzmärkten, soll eine stärker diversifizierte Gruppe mit einer starken Präsenz in Europa entstehen, die nach Umsätzen gerechnet zur drittgrössten Finanzmarktinfrastrukturgruppe Europas und zur zehntgrössten der Welt aufsteigt.
SIX ist überzeugt, dass die Transaktion sowohl das spanische als auch das schweizerische Ökosystem stärkt, da sie den Marktteilnehmern beider Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet und Spanien attraktiver für neue globale Kapitalpools macht.
Thomas Wellauer, Verwaltungsratspräsident SIX, zur Übernahme:
SIX und BME treten heute in eine neue Wachstumsphase ein, die neue Chancen eröffnet und für die Anspruchsgruppen beider Unternehmen sowie die Volkswirtschaften, in denen sie tätig sind, unmittelbare Vorteile bringt
Jos Dijsselhof, CEO SIX, erklärt:
Der Zusammenschluss von BME und SIX verleiht uns die Stärke und Grösse, um den Herausforderungen der aktuellen Situation zu begegnen und unsere Marktteilnehmer in den kommenden Jahren effizienter zu betreuen
Wellauer und Dijsselhof sehen im Zusammenschluss grosse Chancen, um Mehrwerte zu generieren, Umsätze zu steigern und beide sind überzeugt, in der neuen Position im globalen Wettbewerb gestärkt operieren und bestehen zu können.
Sicher ist, mit SIX als Eignerin einer EU-Börse erweitern sich die Möglichkeiten für den Finanzplatz Schweiz und auch für Spanien auf nationaler und auf internationaler Ebene. Zudem ist die Schweiz als Börsenplatz weniger angreifbar. Mögliche neue Drohkulissen oder bereits unstatthaft ausgespielte Druckmittel und Strafaktionen wie zum Beispiel eine verweigerte Börsenäquivalenz durch die EU verlieren dadurch zusätzlich an Kraft. Das kann für die Zukunft pragmatisch geführten Verhandlungen und sachlichen Gespräche auf Augenhöhe nur förderlich sein.