Was war die grösste Herausforderung für Steg Electronics in den vergangenen acht Wochen?
Da gab es nicht nur die EINE Herausforderung. Einerseits waren da 16 geschlossene Filialen und dann plötzlich mehr als doppelt so viel Umsatz über unsere Online-Kanäle. Dann Kurzarbeit in den Filialen und gleichzeitig ein Berg von zusätzlicher Arbeit, speziell in der Logistik. Parallel dazu mussten wir auch noch die Mehrheit der Büro-Mitarbeitenden inklusive Customer Care ins Home Office verlegen und besonders knappe Waren noch verfügbar halten. Und für diejenigen, die hier am Standort Schaffhausen gearbeitet haben, mussten entsprechende Sicherheitskonzepte umgesetzt werden. Ach ja, Paketkontingente seitens der Post kamen ja dann auch noch. Also eindeutig mehr als nur eine Herausforderung.
Wie seid ihr konkret vorgegangen bei der (internen) Bewältigung dieser Herausforderungen?
Über alles gesehen haben wir wohl den "Elefanten in Scheiben geschnitten" und die Tranchen Stück für Stück mit groben Richtungsangaben und mit dezentraler Verantwortung sehr agil in häufigem Austausch abgearbeitet. Wir haben neben unseren 16 Filialen noch Standorte in Deutschland, in Österreich und in der Slowakei. In dieser Zeit habe ich viele KollegInnen via Videocalls öfter gesehen und gesprochen als sonst. Das ging nicht nur mir so. Auch regelmässige Infos an alle waren als zentrales Element wichtig.
Aber die Stärke kam aus dem ständigen agilen Reagieren auf die beinahe täglich wechselnden Situationen. Über allem stand das Wohl, das heisst die Sicherheit unser Mitarbeitenden. So haben wir zum Beispiel die Logistik in einen Zwei-Schicht-Betrieb umgestellt, um den Abstand besser einhalten zu können. Auch wurden unter anderem alle Gegenstände in der Firma, die häufig angefasst werden, zwei Mal am Tag desinfiziert.
Gab es bemerkenswerte Reaktionen auf Seite der Kunden und Mitarbeitenden?
Ich war selber überrascht, wie agil wir in solch einer (Not-)Situation sein können und mit welchem Spirit da Dinge möglich gemacht worden sind. Darauf kann man nur stolz sein. Aber auch die KollegInnen die nicht arbeiten konnten, haben sich immer wieder positiv eingebracht. Dass wir so viel geschafft haben, blieb auch der Kundschaft nicht verborgen. Klar haben auch wir nicht immer alle Ware so rausgebracht, wie wir es sonst tun, aber wir haben viel positives Feedback von Kunden bekommen. Das waren willkommene Aufsteller.
Aufgrund ihrer Erfahrungen – gibt's Tipps oder Hacks, welche auch andere Händler und Branchen oder vielleicht auch Kunden beherzigen sollten?
Aus Handelssicht ist es zentral wichtig, generell breit aufgestellt zu sein: Viele Lieferanten, mehrere Online- oder sonstige Vertriebskanäle, nicht stationäre Formate, ein Hammer-Logistik-Team und mehr als nur einen Postdienstleister voll integriert zu haben, sind Gold wert. Flexibilität zahlt sich natürlich auch im Marketing aus. Es hilft sehr, die Möglichkeit zu haben, von eben auf jetzt die Online-Kanäle massiv stärker zu bespielen.
Als Führungskraft habe ich stabile Prozesse, die auch remote bestens funktionieren, sehr schätzen gelernt. Alle Mitarbeitenden sollten technisch und vom Mindset her in der Lage sein, von jedem Ort aus zu arbeiten. Eine Kultur, die auf Bewegen statt Verhindern ausgerichtet ist, muss aber bereits vor Pandemien gehegt und gepflegt werden.
Welche Learnings und Prozessanpassungen werden die hoffentlich absehbare Zeit der Corona-Pandemie überdauern bei Steg Electronics?
Unsere Prozesse haben sich bewährt, das ist eine tolle Bestätigung. Zudem werden virtuelle Formen der Zusammenarbeit inklusive mehr Home Office noch mehr als früher Teil der Organisation.