Digitalisierung im Einzelhandel: Migros Ostschweiz ist gerüstet für die Zukunft

Migros Supermarkt von innen
Bild: Migros

Der Online-Handel legt zu, das setzt den Einzelhandel zusätzlich unter Druck – wie sind die grossen Detailhandelsunternehmen in der Digitalisierung unterwegs?

Die Genossenschaft Migros Ostschweiz, ein Teil der Migros-Gruppe und des grössten Einzelhändlers der Schweiz, suchte nach einer neuen, kostengünstigen Storagelösung für ihre geschäftskritischen Workloads. Der Druck auf den Einzelhandel ist gross, vor allem hinsichtlich Kostenoptimierung und der Konkurrenz des Online-Handels. Die Lösung fand Migros Ostschweiz in einer Software-definierten Storage-Umgebung sowie einer hyperkonvergenten Infrastruktur.

Mit dieser stabilen, flexiblen und skalierbaren Lösung sieht sich die Genossenschaft optimal gerüstet für die grossen Herausforderungen der Digitalisierung in der Handelsbranche. 

Verändertes Konsumverhalten

Die Migros Ostschweiz ist eine der grössten von zehn regionalen Genossenschaften innerhalb der Migros-Gruppe – dem grössten Einzelhandelsunternehmen der Schweiz. Dabei umfasst das Wirtschaftsgebiet des Handelsunternehmens die Kantone Appenzell, Ausserhoden und Innerrhoden, Graubünden, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau, den nördlichen und östlichen Teil des Kantons Zürich sowie das Fürstentum Liechtenstein. Mit mehr als 10‘000 Mitarbeitern betreibt Migros Ostschweiz 110 Supermärkte, 48 Fachmärkte, drei Outlet-Migros und 65 Gastronomiebetriebe. Ebenso gehört das Hotel Säntispark in Abtwil zur Unternehmensgruppe.

Die Herausforderungen von Migros ähneln denen vieler anderer Unternehmen im Handelssegment: Faktoren wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit, steigende Qualitätsanforderungen sowie Währungseinflüsse, Kostenoptimierung und Digitalisierung beeinflussen die Geschäftsstrategie der Genossenschaft aus Gossau im Kanton St. Gallen massgeblich. Hinzu kommt ein verändertes Konsumverhalten:

Der Trend in Richtung Online-Shopping erfordert eine völlig neue Herangehensweise an Kunden.

All diese Umwälzungen und Entwicklungen kommen in der IT von Migros Ostschweiz zusammen, für die ein 15-köpfiges Team um Markus Erkenbrecher, Leiter IT-Systemtechnik, und Marco Casoli, ICT-Systemspezialist Expert, in der Verantwortung steht. «Wir haben einige kritische Systeme, dazu gehören hauptsächlich unsere Logistiksysteme», so Markus Erkenbrecher, Leiter IT-Systemtechnik. Arbeiten bestimmte Systeme nicht mit Höchstleistung, dann komme es zu Verzögerungen in der Produktion und Logistik. Das wiederum ziehe verspätete Lieferungen von Waren nach sich. Im schlimmsten Fall käme es gar zu einem Auslieferungsstopp. Der Verantwortliche für die Systemtechnik:

Es wäre ein Supergau, wenn unsere Kunden vor leeren Regalen stehen

Erste Vorsichtsmassnahmen gegen so ein Worst-Case-Szenario hat Migros Ostschweiz deshalb bereits vor etlichen Jahren getroffen – schon seit 2005 sorgen Virtualisierungstechnologien für höchste Ausfallsicherheit im Zusammenhang mit geschäftskritischen Prozessen. «Wir haben damals das Potenzial einer virtuellen Serverlandschaft erkannt und deshalb mit der Virtualisierung von Servern begonnen», konkretisiert Markus Erkenbrecher. Daraufhin folgte die Konsolidierung eines Grossteils der physischen Serverlandschaft und Betriebssysteme. «Heute sind 100 Prozent aller kritischen Anwendungen virtualisiert».

Virtualisierung und zentrale Verwaltung 

Gründe genug für die IT-Spezialisten aus der Ostschweiz, in Sachen Virtualisierung des Storage ernst zu machen. Dazu Marco Casoli, der als ICT-Systemspezialist Expert für die Planung, Beschaffung, Installation und Wartung der virtuellen Serverinfrastruktur verantwortlich zeichnet: «Wir haben unsere Storage-Umgebung systematisch ausgebaut». Der Handelsriese aus der Ostschweiz kann Computing und Storage über eine zentrale Plattform verwalten. Diese verknüpft alle Storage-Geräte in Clustern nahtlos zu einem gemeinsamen Datenpool und bietet damit einfache, bedarfsorientierte Skalierbarkeit. 

Ein entscheidender Aspekt: Durch den Einsatz standardmässiger Serverkomponenten senkt die VMware vSAN-basierte Hyperconverged Infrastructure die Storage-Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Server- und Speicherarchitekturen. Dabei ist es nicht notwendig, separate Arrays und Storage-Networking-Hardware bereitzustellen oder zu warten. Dank richtlinienbasiertem Management sind keine Bereitstellungen und Änderungen von zahlreichen Logical Unit Numbers (LUNs) und Datenservices erforderlich. «Mittlerweile ist nahezu die komplette Infrastruktur von Migros Ostschweiz virtualisiert», berichtet Marco Casoli.


Höchste Stabilität, minimaler Aufwand 

Heute verfügt Migros Ostschweiz insgesamt über rund 470 virtuelle Maschinen. Marco Casoli: «Wir konnten die Effizienz steigern und Kosten einsparen, um den massiven Kostendruck im Einzelhandel abzufedern. Das hängt vor allem mit dem reduzierten Energieverbrauch zusammen, weil weniger physische Server im Rechenzentrum ihren Dienst verrichten. Gleichzeitig profitieren wir jetzt von höchster Stabilität, Flexibilität und Verfügbarkeit, während die Wartung nur noch mit minimalem Aufwand verbunden ist.» 

So habe die Virtualisierung schliesslich auch zu einer neuen Dimension in puncto Redundanz und Ausfallsicherheit geführt. Casoli: «Früher haben sich unsere Administratoren intensiv um Hardware und Infrastruktur gekümmert. Heute können sie sich wirklich auf Server und Services konzentrieren. Wir machen heute also viel mehr mit derselben Manpower als früher.» Konkret beschränkt sich der tägliche Aufwand Marco Casoli zufolge jetzt nur noch auf die Kontrolle der Systeme:

Das sind rund 30 Minuten am Tag –reinschauen, ob alles in Ordnung ist, mehr gibt es da nicht zu tun

Besonders wichtig für den Business-Aspekt sei, dass sich neue Anforderungen für das Alltagsgeschäft rasch umsetzen liessen, ohne vorher grosse Tests und Evaluationen durchführen zu müssen. Gleichzeitig können IT-Lösungen für Geschäftskunden schneller, flexibler und massgeschneidert bereitgestellt werden. «Wenn wir heute in ein neues Geschäftsfeld expandieren wollen, können wir sehr schnell reagieren». Das sei früher ein langwieriger Prozess gewesen, da alles geplant und unter Umständen neue Hardware für das Vorhaben beschafft werden musste. Diese Agilität und Flexibilität beeinflusse die Geschäftsziele durchweg positiv.

Seit der neuen Lösung verfügt Migros nur noch über einen ganz kleinen klassischen Storage-Anteil. Das betrifft Systeme, die in den nächsten Jahren wegfallen oder virtualisiert werden sollen. In Zukunft wird es gar keinen zentralen Storage mehr geben. Auch die Auswirkungen auf die Budgetplanung und Investitionen haben sich seitdem verändert. «Dadurch, dass ich alles in einer Box habe, muss ich Storage und Server nicht separat betrachten»

Zeit und Geld und damit Ressourcen, die Migros im nächsten Jahr besser für ein weiteres Projekt einkalkulieren kann: eine Erneuerung der VDI-Lösung für die Klubschule der Migros Ostschweiz. Ein weiteres Ziel, das die Genossenschaft Migros Ostschweiz gerne erreichen möchte, ist Cloud-Readyness, sodass sie anschliessend den Schritt in die Cloud wagen kann.

Der Autor: Marcel Weber

Marcel Weber ist seit 2016 Senior Field Marketing Manager Alps bei VMware und verantwortet dort die Länder Schweiz, Liechtenstein & Österreich. Zuvor war er als Senior Marketing Manager SMB & Partner bei VMware engagiert.

Bevor Marcel im Jahr 2011 zu VMware kam, war er bei der Infinigate Schweiz als Teamleader für den Aufbau des Product Marketings und des Product Managements verantwortlich. Marcel verfügt über einen Abschluss als Betriebsökonom FH der Fachhochschule Nordwestschweiz.