Blockchain-Serie

Isabella Brom: Blockchain wächst aus der Pubertät in die Adoleszenz

Isabella Brom

Die Serie zur "Blockchain Nation Switzerland". Mit Isabella Brom zur Frage: Was bleibt von 2018, was bringt 2019?


Dein persönliches Fazit zum Blockchain-Jahr 2018?

Optimistische Vorhersagen für den Bitcoin- und Ether-Preis sowie für die Adoption und einen breiten Einsatz von Blockchain im Enterprise-Bereich, haben die Erwartungen für das Jahr 2018 sehr hoch gesteckt.

Die tatsächliche Konsolidierung der Industrie, welche wir in diesem Jahr erlebt haben, ist jedoch gesund. Etwas hat sich klar gezeigt: die Etablierung von tatsächlichen Anwendungsfällen für die Blockchain-Technologie, ihre Umsetzung und Skalierung, ist schwieriger und dauert länger als gedacht. Viele Infrastuktur-Komponenten und formelle Standards sowie Lösungen um Sicherheit und Skalierung sind im Aufbau.

Die Technologie hat jedoch auch 2018 fundamentale Entwicklungsschritte gemacht (Lightning, Mainnet Launches, ZKP-Weiterentwicklung, etc.) und bewegt sich allenfalls aus den Kinderschuhen auf die Maturität zu.

Schwerpunkte bei Blockchain und Crypto – deine Erwartungen für 2019?

Wenn 2019 das Erwachsenwerden der Technologie bedeutet, sind dafür klare Entwicklungsschritte zu erwarten:

1. User Experience & Interface
Eine nahtlose User Experience für Blockchain-Protokolle und Applikationen fehlt der Industrie heute. Zur UX gehören unter anderem:

  • Produkt Design: Es ist wichtig, dass 2019 die Priorität darauf gelegt wird, wie Produkte konzipiert, vorgestellt, erklärt und dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden.
  • Geschwindigkeit und Skalierbarkeit von Protokollen und Lösungen.
  • Abstraktion von Protokollen und Modularisierung von Sicherheit, Key Management, KYC, Privacy als Lösungskomponenten. Laut Peter Diamandis erreicht eine Technologie ihren “Inflection Point” (Wendepunkt) zur breiten Nutzung mit der Entwicklung eines User Interface, welches auch Laien erlaubt, wertstiftende Lösungen auf der bis anhin unerreichbaren Technologie schnell, einfach und skalierbar zu entwickeln. 

2. Hardware Lösungen für Secure Computing, Private Key Management und Aufbewahrung, etc: Hardware-basierte Storage-Lösungen bieten wiederum einen Beitrag zu einer e-2-e User Experience für die breitere Masse. 

3. Die Frage nach der Verantwortung für Smart Contract Code wird erwartungsgemäss immer wichtiger. In einem dezentralisierten Umfeld, in dem Smart Contracts die Funktion von ganzen Unternehmen übernehmen können: Wie verteilen wir die Verantwortung zwischen Entwickler, Auftraggeber, Deployer, Plattform, Nutzer? 

Generell erwarte ich für 2019 mehr Funktionalität, Sachlichkeit und lösungsorientiertes Denken für die Industrie – in der Entwicklung von Normen, Standards, und pragmatischen Anwendungsfällen. 

Wo steht der Bitcoin-Kurs am 31. Dezember 2019?

Leider habe ich keine Glaskugel. Der Bitcoin-Kurs wird durch zahlreiche Einflüsse bestimmt, welche wir nicht alle kennen und auch ihr Zusammenspiel nicht zu hundert Prozent verstehen. Zudem ist dies ein Markt, für den uns der Rückspiegel etwas fehlt und für den historische Modelle nicht immer Anwendung finden.

Bitcoin beweist sich nach wie vor mit einer beispiellosen Konstanz und der Transfer von monetären Werten steht als der zentrale Anwendungfall für Blockchain.

Die Interviewpartnerin: Isabella Brom

Isabella Brom beschäftigt sich mit funktionalem Architektur-Design für neuartige Business-Modelle rund um Dezentralisierung, Netzwerk-Ökonomien und Web 3.0. Isabella fungiert ab März 2019 als COO für Kore Technologies, eine Blockchain-fokussierte Software- und Infrastrukturfirma in Zürich.

Ihr Profil kombiniert Erfahrung im Bereich Unternehmensarchitektur und IT-Beratung sowie der Anwendung von Blockchain-Technologie auf Enterprise Level, Blockchain-basiertes Tokenmodell-Design und Datenbanktechnologien. Isabella ist Vorstandsmitglied der Bitcoin Association Switzerland, welche in einem Non-Profit-Format das Konzept von digitalen Währungen fördert. 

In ihrer früheren Rolle bei Ernst & Young Schweiz hat Isabella mit Fortune 500-Firmen digitale Transformationsprojekte durchgeführt. Sie war massgeblich verantwortlich für Aufbau und Leitung der EY Schweiz Blockchain & Crypto Technologies Advisory-Abteilung. Bei EY hat sie erste DLT-Projekte in den Verticals Versicherung, Crypto Asset Storage und Treasury umgesetzt.