Wie die Handelszeitung in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, verfolgt PostFinance ein konkretes Mobile Payment-Projekt:
Die bestehende App soll um die mobile Bezahlfunktion in Shops und Läden erweitert werden, NFC-basiert. Die Pläne sind offensichtlich schon weit gediehen, die neuen Funktionen sollen nach Aussagen von David Kauer (Head Product Management Value Added Services, PostFinance) bereits im Frühling 2016 ausgeliefert und aufgeschaltet werden.
Und auf einmal waren's Fünf
Wir haben in den ISO News diese Woche aktuell über den Stand und die nächsten Schritte der vier Schweizer Lösungen berichtet. Nun stellt sich ein fünftes Projekt in die Reihe der Schweizer Anbieter. Diese "hauseigene Konkurrenz" wird in den Medien mit Überraschung aufgenommen und mit grossem Erstaunen kommentiert. Überraschend ist der Ausbau der PostFinance App tatsächlich, allerdings auch folgerichtig. Ohne zusätzliche Bezahlfunktionen für Shops und Läden, hätte die App (abgesehen von der reinen Kontoverwaltung) keine allzugrosse Zukunft. Aktuell ist die App im Wesentlichen ein Tool zur Verwaltung der PostFinance Konten und verfügt über die Funktion für P2P-Zahlungen.
Längerfristige Strategie?
Zumindest denkbar ist, dass PostFinance mit der Erweiterung der App keine Sekunde daran denkt, eine konzerninterne Konkurrenz aufzubauen. Was sich auf den ersten Blick wie ein neuer Konkurrent für TWINT anfühlt, könnte auf den zweiten Blick einer längerfristigen und cleveren Strategie folgen.
These: Die Erweiterung der PostFinance App zielt explizit nicht auf die Konzerntochter TWINT, vielmehr und ausschliesslich auf die anderen Konkurrenten – mit einer klaren Idee.
Prognose: 2 aus 5 können sich gemeinsam voraussichtlich ein grösseres Stück vom Kuchen sichern, als 1 von 4. Zumal PostFinance die neue Funktion in der App vom Start weg für eine breite, bestehende Userbasis öffnen wird.
Zukunft: Je nach Entwicklung der beiden Apps im Markt, bieten sich für die Zukunft dann mehrere Spielvarianten an, wie es weitergehen kann. Zwischen Kombination, Fusion oder Kooperation der Apps mit klar unterschiedlichen Funktionen für jeweils andere Zielgruppen bleibt vieles denkbar.
Interessante Ausgangslage
Der Ausgangspunkt ist insofern interessant, als TWINT und die PostFinance App momentan funktional und technisch unterschiedlich aufgestellt sind. TWINT setzt auf Bluetooth und eigene Terminals. Demgegenüber sind bei der PostFinance App keinerlei Anpassungen im Handel notwendig, über NFC funktioniert das Handy genau so, wie eine Karte: ans Terminal halten genügt. Und: Die NFC-Technologie der PostFinance App ist offen für Android-Handys, schliesst jedoch iPhone-User aus, weil Apple hier noch blockiert. TWINT setzt in diesem Punkt keine Hürden und nimmt die iPhone-Besitzer im iPhone-Land Schweiz mit ins Boot.
Das alles hört sich nach einer vielversprechenden Ausgangslage an und lässt zumindest den Gedanken an eine gemeinsamen Strategie zu: Heute getrennt marschieren, morgen vereint zuschlagen. Die Entwicklung bleibt spannend und die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise gehen soll.
Stichworte zum Thema im Lexikon: Mobile Payment | P2P | NFC | Schweizer Lösungen im Markt