Kryptowährungen

Indien: Progressiv im Zahlungsverkehr, konservativ bei Kryptos?

Markt in Indien
Bild: saiko3p | Getty Images

In Technologie und Prozessen beim Zahlungsverkehr setzt Indien auf Fortschritt – im Umgang mit Kryptowährungen scheint sich die ablehnende Haltung zu konkretisieren.

Indien spielt in Sachen Zahlungsverkehr, Blockchain-Technologie oder auch Mobile Payments vorne mit und agiert mit zahlreichen Initiativen sehr fortschrittlich.

Fährt Indien im Umgang mit Kryptowährungen einen völlig anderen Kurs? Glaubt man verschiedenen Medienberichten, konkretisieren sich die bereits vor einigen Wochen publizierten Meldungen über mögliche Krypto-Verbote.

Bereits im April 2019 wusste The Economic Times zu berichten, dass die indische Regierung einen Gesetzesentwurf zu einem umfassenden Verbot von Kryptowährungen vorbereiten würde. Der Bericht stützte sich auf Quellen aus der Regierung und verwies darauf, dass verschiedene Regierungsstellen und Behörden Druck aufsetzen und der Diskussion um das Gesetz eine hohe Dringlichkeit beimessen würden.

Im Vordergrund der Vorstösse standen nach der Meldung vor allem die Argumente zur Geldwäscherei, welche durch Kryptos begünstigt würde, sowie der Investorenschutz, welcher durch intransparente Systeme rund um Kryptowährungen nicht gegeben wäre.

10 Jahre Haft für Krypto-Transaktionen?

Mit Bezug auf die lokale Finanznachrichtenagentur Bloomberg Quint und das Krypto-Portal The Block liefert der Cointelegraph ein Update zum aktuellen Stand der Diskussion rund um den indischen Gesetzesentwurf. Treffen die Informationen zu, überrascht die rigorose Haltung der Regierung selbst hartgesottene Krypto-Gegner.

So soll der indische Gesetzgeber eine 10-jährige Haftstrafe für Bürger vorgeschlagen haben, welche "mit Kryptowährungen zu tun haben". Dieses "zu tun haben" zielt offenbar nicht ausschliesslich auf die grossen Haie, sondern schliesst den Teich der kleinen Fische mit ein und bezieht sich konkret auf Personen, "die Kryptowährungen minen, halten, kaufen und verkaufen sowie auf Personen, die sich direkt oder indirekt mit Kryptowährungen befassen".

Nach dieser Lesart genügt ein einziger überschaubarer Deal, um zehn Jahren Haft näher zu kommen. Bussen in dreifacher Höhe des realisierten Gewinns sollen mit zum Paket der angedrohten Sanktionen zu gehören.

Heiss gekocht und kalt gegessen?

In welcher Form sich die verschiedenen Berichte bewahrheiten oder eben auch nicht, bleibt abzuwarten. Ebenso, ob beim diskutierten Gesetzesentwurf tatsächlich Bedenken zu Geldwäscherei und Investorenschutz dominieren oder ob doch eher die staatliche Kontrolle der Finanzsysteme im Vordergrund steht.

Im einen wie im anderen Fall hegen wir von der Redaktion aktuell noch Zweifel, ob ein fortschrittlicher Staat wie Indien, der in Sachen Zahlungsverkehr, Technologie und Initiativen im Finanzbereich zu den Schwergewichten gehört, tatsächlich den Schritt gehen wird, das noch wachsende Krypto-Kind gleich mit dem Bade auszuschütten.

In welcher Form auch immer, Kryptowährungen und Instrumente rund um Kryptos werden in der Finanzwelt ihren Platz finden und auch verteidigen. Gerade ausserhalb der staatlichen Kanäle und mit Freiräumen, wenn auch in klar regulierter Form. Schwer vorstellbar, dass die indische Regierung hier die Verbindung zum Rest der Welt kappen will.

Die Frage der Entsorgung

Sollte der aktuell diskutierte Gesetzesentwurf verabschiedet werden, hätten nach den Berichten die Halter von Kryptowährungen 90 Tage Zeit, ihre Kryptowährungen zu deklarieren und dann die Vermögenswerte "gemäss den Vorschriften der Zentralregierung zu entsorgen".

Je nach vorgeschriebener Entsorgungs-Art dürften indische Recycling-Höfe Auftrieb und Konjunktur bekommen, welche dann möglicherweise, neben PET-, Metall- und Altöl-Behältern, neu auch einen Krypto-Kompost-Container aufstellen, in dem die ungeliebten Kryptos fachgerecht entsorgt werden können.