Finanzierung

Effizientes Crowdfunding für KMU und Startups: Neue Wege der Unternehmensfinanzierung finden

Schreibtisch mit Zettel mit Aufschrift Crowdfunding
Bild: Artur | Getty Images

Alternative Finanzierungmodelle werden für Startups und KMU wichtiger – unser Gastautor erklärt, worauf es beim Crowdfunding ankommt.

Es ist ein strukturelles Problem, dass die Unternehmensfinanzierung in Europa kleinere Unternehmen und Startups lange Zeit vernachlässigt hat. Das Problem gibt es schon viele Jahre. Schon vor der Pandemie stellte beispielsweise das IfM (Institut für Mittelstandsforschung) in einem Bericht fest, dass in Europa besonders Kleinstunternehmen und innovative KMU von Finanzierungsrestriktionen betroffen sind. 38.8 Prozent aller KMU in Deutschland stossen demnach auf Hindernisse beim Zugang zu Bankkrediten.

Moderne Crowdfunding-Plattformen, wie sie bereits in den USA, UK und Asien verbreitet sind, können aktiv die richtigen Investoren und Unternehmen zusammenbringen, indem sie Transparenz herstellen. Crowdfunding kann für KMU und Startups eine attraktive Alternative in Ergänzung zu klassischen Finanzierungsangeboten darstellen. In diesem Artikel soll ein Überblick gegeben werden, warum Crowdfunding kleine und innovative Unternehmen bei der Finanzierung unterstützt, wie genau moderne Crowdfunding-Plattformen Transparenz und Effizienz herstellen und welche Vorteile sich aus der Perspektive der Investoren ergeben.

Flexibilität und niedrige Hürden durch Crowdfunding

Der aktuellen SAFE-Studie der Europäischen Zentralbank zufolge (Survey on the Access to Finance of Enterprises) ist fehlendes Vertrauen in Finanzierungsangebote ein zentraler Aspekt und damit eine grosse Herausforderung beziehungsweise ein Hindernis für KMU. Gerade KMU entscheiden sich mangels Erfolgsaussichten häufig gegen eine Finanzierung – diesen Effekt nennt man "Discouraged Borrowers". Crowdfunding macht Finanzierungen nicht nur verfügbar, sondern schafft auch ein Umfeld, das KMU ermutigt, sich um eine Finanzierung zu bemühen. Das gelingt, weil Crowdfunding zielgruppenspezifisch vorgeht.

Viele KMU verfügen bereits über starke Marken und überzeugende Produkte. Deswegen lohnt es sich für Unternehmen, die eigenen Stakeholder einzubeziehen. Gerade die eigenen Kunden – private oder auch B2B – sind eine oftmals unterschätzte Gruppe von Investoren. Aber auch institutionelle Investoren wie Business Clubs und Finanzinstitute sind oft an einer bestimmten Branche interessiert.

Je stärker das Geschäftsmodell, desto attraktiver ist auch das Investment. Crowdfunding kann zum Beispiel für kleinere, aber profitable Unternehmen – in erster Linie Familienunternehmen – den entscheidenden Unterschied machen. Sie haben vielfach ein überzeugendes Geschäftsmodell und treue Kunden, die ihr Wachstum vorantreiben. Oftmals fehlen diesen Unternehmen jedoch die Zeit oder die nötigen Ressourcen, um eine mittel- und langfristige Partnerschaft mit institutionellen Investoren oder Venture-Capital-Gebern aufzubauen. Investoren zu gewinnen ist sehr aufwendig und zeitintensiv. Selbst für etablierte Unternehmen ist dieser Prozess eine Herausforderung, gerade für kleinere. Diese Lücke kann durch Crowdfunding geschlossen werden.

Transparenz und Effizienz schaffen beim Crowdfunding

Damit Crowdfunding gelingen kann, müssen vor allem zwei Herausforderungen bewältigt werden: Es muss durch Crowdfunding-Plattformen sichergestellt werden, dass Unternehmen auf einfache Weise ihre aktuellen Unternehmenszahlen und Geschäftsstrategien bereitstellen können. Das betrifft zum Beispiel Wachstumsstrategien und erreichte Meilensteine. Gerade wenn mit eigenen Kunden Kleinanleger zur Zielgruppe werden, ist Transparenz oberstes Gebot. Denn nur so lässt sich Vertrauen gewinnen und durch ein seriöses Auftreten die eigene Marke stärken.

Auch Crowdfunding stellt Unternehmen vor rechtliche sowie marketingtechnische und damit auch finanzielle Herausforderungen. Herkömmliche Crowdfunding-Modelle, wie Pre-Orders, sind auf dem stark fragmentierten europäischen Markt aufgrund von hohen Verwaltungs- und Marketingkosten für Unternnehmen in der Regel nicht rentabel. Deswegen sollten moderne Crowdfunding-Plattformen KMU beim Verwaltungsaufwand durch praktische Funktionen und Beratungsleistungen unterstützen – also Crowdfunding-as-a-Service anbieten.

Das beginnt schon in der Pre-Offering-Phase: Hier stehen Fragen zur Rechtsform, steuerliche Aspekte und die Auswahl der richtigen Zielgruppen aus einer Marketingperspektive betrachtet im Vordergrund. Beim eigentlichen Offering muss eine rechtskonforme Dokumentation gewährleistet sein und nach der Finanzierungsrunde müssen beispielsweise Shareholder registriert oder später auch Dividenden ausgezahlt werden. All das erfordert viel Zeit und Expertise, die besonders kleine Unternehmen und solche in der Gründung meistens nicht aufbringen können.

Deswegen beinhaltet modernes Crowdfunding eine Lösung für diese Ansprüche durch automatische Tools auf der Plattform sowie hilfreiche Beratungsangebote.

Chancen für Klein-Investoren

Auch aus Investoren-Perspektive gibt es einiges zu beachten. Wie bereits erwähnt, verlangen Geldgeber in erster Linie Transparenz. Deswegen müssen alle Due-Diligence-Pflichten nicht nur einfach "abgearbeitet", sondern durch klar verständliche Informationstexte unterstützt werden.

Crowdfunding-Plattformen erleichtern Investoren ohne professionelle Erfahrung zudem die Auswahl geeigneter Investitionsmöglichkeiten durch die Vorauswahl vertrauenswürdiger Unternehmen. Und zusätzlich können Crowdfunding-Plattformen Bildungsangebote wie Tutorials bereitstellen.

Einen Vorteil haben Investoren, die zugleich auch Kunden sind, bei der Bewertung von Investitionen: Sie kennen die Leistungen und Produkte des Unternehmens bereits aus eigener Erfahrung und können das Funktionieren der Geschäftsstrategie dadurch besser und schneller einschätzen.

Fazit: Crowdfunding-as-a-Service schliesst Finanzierungslücke

Anders als in den USA, UK und Asien müssen umfassende Crowdfunding-as-a-Service-Angebote in Europa noch mehr Verbreitung finden. Sie stellen eine attraktive, effiziente und unbürokratische Möglichkeit für KMU und Startups dar, Finanzierungslücken zu schliessen. Das beinhaltet ausdrücklich auch das Einbeziehen der eigenen Kunden als Investoren.

Moderne Crowdfunding-Pattformen agieren hier als Vermittler zwischen Investoren und Unternehmen. Beide Seiten profitieren von vereinfachten Prozessen, Transparenz und starken Beratungsangeboten. So werden neue Finanzierungsmodelle möglich, die vorher mangels Rentabilität nicht denkbar waren.

Der Autor: Luka Gubo

Luka Gabo, CEO von Equito

Luka Gubo engagiert sich leidenschaftlich für Finanzmärkte und ist seit 2007 in diesem Feld tätig. Im Laufe seiner Karriere hat er mehrere Bücher und akademische Forschungsarbeiten veröffentlicht und an verschiedenen Universitäten und Veranstaltungen Vorträge zu Finanzthemen gehalten.

In seiner Rolle als CEO von Equito, dem jüngsten Unternehmen der Cryptix-Gruppe, ist Luka Gubo in erster Linie dafür verantwortlich, kleine und mittlere Unternehmen kleineren Anlegern näher zu bringen. Equito soll eine neue Welle von Investitionsmöglichkeiten für alle schaffen und die Kapitalmärkte demokratischer und gerechter machen.