Ähnlich frontal sprach Ann Cairns, Excutive Vice Chairman Mastercard, zu den Anwesenden über Inklusion vs. Diversität. Geschlechter-Diversität ist nicht genug. Es braucht unbedingt auch ein bewusstes Adressieren der anderen Dimensionen und die Bereitschaft zur echten Kooperation.
Diversität ist bloss eine Einladung zur Party. Erst Inklusion fordert auch aktiv zum Tanz auf!
Radical must be the new normal
Diesem selbst proklamierten Anspruch des WorldWebForums wurden die umtriebigen Organisationen rund um CEO Fabian Hediger mit dem Line-up der Speaker durchaus gerecht.
Mike Butcher, Redaktor der Plattform Techcrunch, entlockte der Whistleblower-Bekanntheit Brittany Kaiser delikate Hintergrundinformationen zum Cambridge Analytica-Skandal. Überhaupt wurde den virulenten Themen Datenschutz, Vertraulichkeit und Fake News beachtlich viel Raum geschenkt. Der eidgenössische Datenschützer Adrian Lobsiger passte mit seinem Referat ebenso ins Schema wie Arif Khan. Letzterer präsentierte mit seinen AI Bots, welche Deep Fake Videos & News zu entlarven vermögen, einen durchaus positiven Gegenentwurf zum düsteren Szenario einer von staatlichen (oder anderen) Mächten gesteuerten Medienwelt.
Datenschutz ist immer auch eine Frage der Perspektive. Entsprechende Debatten mit einem Chinesen, einem Amerikaner oder einem Europäer führen zu teilweise immens unterschiedlichen Resultaten und Meinungen.
Europa steht vor einer Weggabelung
In Europa gibt es 1,5 Millionen mehr Softwareentwickler. Aber nur die USA und – mit Abstrichen die Volksrepublik China – haben bei Suchmaschinen, Social Media, E-Commerce, Plattformen, Cloud Computing und mobilen Betriebssystemen echte Skalierung hingekriegt.
Apple wäre gemessen am Umsatz die 15.-grösste Nation der Welt. Google alleine hat mehr als 300 Unternehmen gekauft und smart mit der eigenen Organisation verzahnt. Auf die alte Welt in Europa warten gewaltige Herausforderungen. Trotzdem gibt es auch in Europa einige Assets, die durchaus erfolgversprechend scheinen.
Die Innovationsweltmeister der letzten Jahre stammen aus Europa. Bei der Finanzierung von Jungfirmen in einem frühen Stadium stehen wir unseren Peers in Nordamerika und im fernen Osten in nichts nach. Bloss bei den nachgelagerten Wachstumsstufen hapert es gewaltig. Europäische Politiker und Regulatoren bekämpfen Skalierung deutlich öfter, als dass sie Gründer mit den richtigen Rahmenbedingungen unterstützen.
In seiner Keynote skizzierte Pal Erik Sjatil von McKinsey den Weg:
Entgegen dem im Silicon Valley oft propagierten "Früh Scheitern" müssen insbesondere wir Europäer wieder lernen, Erfolg stolz zu umarmen. Erfolgreiche Skalierung ruft nach ambitionierten Leadern, welche ihre in der Vergangenheit bewährten Defensivstrategien zugunsten einer mutigeren, offensiven Taktik aufgeben.
Technologischen Disruption gelingt nur ausserhalb der Komfortzone
«Growth & Comfort Don’t Co-Exist» – Rashik Parmar von IBM sorgte mit dieser griffigen Aussage beim einen oder anderen Zuhörer für etwas Unbehagen. Bloss, es ist offensichtlich, dass sich gerade etablierte Unternehmen rasch dieser unangenehmen Wahrheit stellen müssen. Ansonsten wird der Wachstums-generierende globale Innovationszug ohne sie abfahren. Die teilweise sehr gut konzipierten Tech Tracks boten eine anregende Mischung zwischen Information und Do-How.
Blockchain – von der geheimen Affäre zur Liebesbeziehung mit Big Finance?
In den von German Ramirez, CEO von The Relevant House, hervorragend moderierten Blockchain-Sessions wurde vielen Teilnehmenden bewusst, dass wir die Battle-Phase "Tech Nerds gegen etablierte Unternehmen" mittlerweile verlassen haben. In der kommenden Dekade wird die geheime Liebesaffäre zwischen traditionellen Finanzinstituten sowie den politischen Mächten auf der einen und der rasch wachsenden Blockchain-/Crypto-Gemeinschaft auf der anderen Seite endlich offiziell.
Gibt es ein Happy End? Nun, darüber werden Meinungsführer und Vordenker massgeblich mitentscheiden, eben weil sie die Zukunft aktiv auch ausserhalb ihrer Komfortzone mitgestalten.