Knapp 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung erwarten im laufenden Jahr im Vergleich zu 2022 eine Verschlechterung ihrer finanziellen Situation.
Die steigenden Preise drücken die finanzielle Zuversicht. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von Comparis. 28 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verschlechterung ihrer finanziellen Situation im Vergleich zum Vorjahr. Die am häufigsten genannten Gründe für den Pessimismu sind markant teurere Krankenkassenprämien (65 Prozent) sowie steigende Miet- oder Hypozinsen (47 Prozent).
«Die Belastung durch diese beiden Ausgabeposten wird weiter zunehmen, da sowohl die Krankenkassenprämien als auch die Miet- und Hypothekarkosten weiter steigen werden», sagt Comparis-Consumer-Finance-Experte Michael Kuhn. «Das trifft vor allem Personen, die sich bereits jetzt schon überdurchschnittlich oft finanziell einschränken und auf jeden Franken achten müssen.»
Besonders betroffen sind Frauen und tiefe bis mittlere Einkommen
Mit weniger Geld im Portemonnaie als 2022 rechnen deutlich mehr Frauen (31 Prozent) als Männer (23 Prozent) sowie mehr Haushalte mit tiefem Brutto-Monatseinkommen bis 4’000 Franken (38 Prozent) und mit einem mittleren Einkommen von 4’000 bis 8’000 Franken (30 Prozent). Haushalte mit hohen Monatseinkommen von über 8’000 Franken teilen diese Sorgen nur zu 16 Prozent.
Die stark betroffenen Personengruppen stecken heute schon überdurchschnittlich häufig in einer schwierigen Finanzsituation. So sagen 23 Prozent der Frauen, dass sie auf jeden Franken schauen und sich sehr einschränken müssen, um alle Rechnungen begleichen zu können. Bei den Männern beträgt dieser Anteil nur 16 Prozent. Bei den tiefen Einkommen müssen sich 42 Prozent sehr einschränken, bei mittleren Einkommen 21 Prozent. Bei den hohen Einkommen sind es nur 3 Prozent.
12 Prozent der Personen in Haushalten mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von maximal 4’000 Franken geben an, dass es ihnen vorne und hinten nicht reicht mit dem Geld.
Italienische Schweiz und Landbevölkerung muss sich am stärksten einschränken
Nach Sprachregionen aufgeteilt müssen sich Personen in der italienischen Schweiz mit 39 Prozent am häufigsten sehr einschränken, um alle Rechnungen begleichen zu können. In der französischen und der Deutschschweiz sind es jeweils 19 Prozent.
Ebenfalls jeden Franken umdrehen müssen 25 Prozent der Landbevölkerung. In der Stadt und der Agglomeration sind es mit 18 Prozent respektive 17 Prozent deutlich weniger. «Das widerspricht teilweise der medialen Debatte über teure Wohnungen in den Stadtzentren», stellt Finanzexperte Kuhn fest.
Wo wird gespart?
Zum Sparen wollen die Befragten vor allem auf unnötige Ausgaben und Spontankäufe verzichten (71 Prozent). Danach folgt ein finanziell bewussteres Einkaufsverhalten: 64 Prozent werden wenn immer möglich Rabatte nutzen, 52 Prozent wollen die Preise verschiedener Anbieter genau vergleichen und das günstigste Angebot kaufen. 50 Prozent haben vor, beim Discounter shoppen.
In der italienischsprachigen Schweiz geben mit 60 Prozent zudem signifikant mehr Befragte an, bei einem finanziellen Engpass im Ausland einzukaufen (französischsprachige Schweiz 28 Prozent und Deutschschweiz 22 Prozent). Zudem verzichten betroffene Bevölkerungsgruppen vermehrt auf den Kauf von elektronischen Gadgets und auf neue Kleider (jeweils 60 Prozent). Weitere 56 Prozent treten auf die Bremse bei Theater, Kino, Konzerten und Sportveranstaltungen sowie im Ausgang und bei Restaurantbesuchen.
Zwei Dinge, die man bei den persönlichen Sparplänen lieber nicht mit einbeziehen möchte, benennt Kuhn mit folgendem Statement: «Wenn das Geld knapp ist, nutzt die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer lieber ihr Smartphone länger als geplant und trägt Mode der letzten Saison, als auf Ferien oder ihr Auto zu verzichten».