Die Entwicklung bei Apple Pay & Co. läuft in Deutschland ähnlich wie in der Schweiz. Haben die meisten Banken anfänglich einen grossen Bogen um Apple Pay gemacht, um ihre eigenen Lösungen zu stärken, hat sich der Widerstand inzwischen in Luft und Kooperation aufgelöst.
Der Grund liegt, genau so wie in der Schweiz, im Druck vom Markt. Bankkunden wollen Apple Pay oder analoge mobile Bezahllösungen und haben wenig bis gar kein Verständnis für mauernde Banken, die ihre eigenen Pfründe verteidigen.
Mit den Sparkassen im Dezember 2019 und den Volks- und Raiffeisenbanken im April 2020 hat Apple Pay den Kreis der unterstützenden Banken markant erweitern können. Schönheitsfehler bei beiden Kooperationen: es lassen sich "nur" Kreditkarten (Visa oder Mastercard) der jeweiligen Banken hinterlegen, die Girocard bleibt aussen vor.
Die Girocard ist jedoch der Deutschen liebste Karte, sie schlägt Kredit- und Debitkarten um Längen.
Bootcamp für die Girocard
Bereits mit dem Start der Kooperation mit Apple Pay haben die Sparkassen angekündigt, auch die Girocard fit für Apple Pay machen zu wollen. Offenbar war das technisch eher anspruchsvoll und technologisch ein Hürdenlauf. Die Sparkassen haben jedoch keinen Aufwand gescheut, an der Technologie zu schrauben und die Girocard so lange zu trainieren, bis sie sich mit Apple Pay versteht. Das kann sie jetzt – oder sicher bis im Spätsommer.
Die Girocard der Sparkassen für Apple Pay kommt im Spätsommer
Die frühere Ablehnung ist nahezu schon Euphorie gewichen. Nicht ohne Stolz kündigt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband die Deutschlandpremiere an und unterstreicht: Die Sparkassen werden in Deutschland die Ersten sein, deren Kunden im Spätsommer ihre Girocard für Zahlungen mit Apple Pay einsetzen können.
Neben den Sparkassen-Kunden ist die durchtrainierte und auf Apple Pay getrimmte Karte auch ein Grund zur Freude für Apple selbst. Immerhin sind rund 46 Millionen Sparkassen-Cards in Deutschland im Umlauf, 95,6 Prozent davon kontaktlos einsetzbar. Rechnet man die Zahl der Nutzer mit einem Android-Smartphone raus (um die 78 Prozent), die jetzt nicht in Scharen auf ein iPhone umsteigen werden, wird Apple Pay den Marktanteil dennoch markant erhöhen können.
Die Ersten werden nicht die Letzen sein
Als die Volks- und Raiffeisenbanken sich im April 2020 für Apple Pay geöffnet hatten, war auch bei dieser Bankengruppe die Girocard als Zielmarke bereits im Gespräch. Sollten die Volks- und Raiffeisenbanken nachziehen, erhöht sich die mögliche Reichweite für Apple Pay ein weiteres Mal sprunghaft.
Im einen wie im anderen Fall und auch in den noch folgenden Kooperations-Fällen: Die Freude auf allen Seiten dürfte bei den Bankkunden am grössten sein. Zumal ihnen damit das offensteht, was unsere (bei diesem Thema zu naiv denkende) Redaktion als selbstverständlich erachtet: Sie dürfen wählen, mit welcher Karte (Kredit-, Debit-, Girocard) und mit welcher mobilen Zahlungslösung (Apple Pay, Google Pay, später Samsung Pay, andere Pays) sie agieren möchten.
Gut, das mit den frei wählbaren Zahlungslösungen ist erst in Arbeit und der Fächer ist noch nicht vollständig geöffnet. Das wird sich jedoch von selbst regeln – eine Bank, die Fans von Google Pay regelmässig an andere Kartenanbieter verliert, wird im eigenen Interesse über die Bücher gehen und neue Freundschaften im Kreis der verschiedenen Anbieter schliessen.