Das Zuger Startup Nobank will seinen Kundinnen und Kunden "den einfachsten, günstigsten und schnellsten Zugang zu Krypto-Investments und zur dezentralisierten (Finanz-)Welt" bieten. Das klingt nach klassischem Neo-Broker oder klassischer Krypto-Börse, ist es aber nicht.
Was Nobank von anderen Krypto-FinTechs unterscheidet
Im Gegensatz zu zahlreichen Konkurrenten agiert Nobank beim Kryptohandel weder als Vermittler noch als Verwahrer der Coins und Tokens. Kundinnen und Kunden des FinTechs operieren auf der Blockchain, ohne Intermediäre, und verwalten ihre Krypto-Assets auch selbst.
Die Plattform von Nobank ist komplett dezentralisiert, sie läuft auf der Blockchain. Mit einem Non-Custodial Wallet handeln und investieren Nutzerinnen und Nutzer direkt auf der Blockchain, ohne Vermittler und ohne Verwahrer. Das bedeutet konkret: Krypto-Assets sind und bleiben immer im Besitz der Kundinnen und Kunden, Nobank hat keinen Zugriff auf die Vermögenswerte der Nutzer.
Das Startup unterstreicht die Qualitäten der neuen Plattform mit folgenden Worten: "Privatanleger mit einem Interesse in Krypto haben bei der Wahl der Investment-Plattform zwei Optionen: Eine Plattform mit einfacher Nutzung und funktionalen Einschränkungen sowie Gegenpartei-Risiko. Oder eine Plattform mit weitreichenden Funktionalitäten und hoher Komplexität. Die App von Nobank vereint das Beste aus beiden Welten."
Das klingt nach dem kryptogewordenen Ei des Kolumbus – ob sich wirklich alle hochgesteckten Erwartungen erfüllen lassen, wird das FinTech im Markt beweisen.
Zentral oder dezentral, ist das wichtig?
Die Macherinnen und Macher von Nobank erkennen gerade im dezentralen Eigentum eine Marktlücke und führen als Gegenbeispiele grosse Anbieter und Plattformen wie Coinbase oder Crypto.com ins Feld. Diese Grossen, so Nobank, bündeln die Assets ihrer Nutzer in Unternehmens-Wallets. Damit unterbinden sie zwei Grundeigenschaften der Blockchain: das Interagieren ohne Intermediäre und den Besitz der eigenen Assets.
Als zentralisierte Börsen, führt Nobank aus, sind diese Anbieter "custodial" und besitzen rechtlich gesehen die Assets ihrer Kunden. Geraten diese Unternehmen in Probleme, argumentiert das Startup, sind Anleger nicht geschützt und können ihr investiertes Vermögen verlieren. Nobank legt nach und hält fest: "Coinbase erklärte öffentlich, dass Kundenassets im Falle eines Bankrotts als Unternehmens-Besitz angesehen werden (Coinbase 10-Q Filing, Seite 84)".
Non-Custodial Wallets hat Nobank nicht erfunden, die gibt es bereits. Das FinTech will jedoch in Kombination mit seiner dezentralen funktionierenden Plattform und den angebotenen Services in Sachen Nutzerfreundlichkeit, Einfachheit, Zugänglichkeit und Komfort neue Massstäbe setzen. Das Beste aus beiden Welten eben.
Das Angebot von Nobank
Ein Account auf der Blockchain kann in drei kurzen Schritten eröffnet werden, verspricht das FinTech. In zwei Minuten kann das Konto eingerichtet und direkt mit der Kreditkarte aufgeladen werden. Danach öffnet sich der direkte Zugang zu Kryptomärkten, tokenisierten Vermögenswerten und Investitionen auf mehreren Blockchains, mit intelligenten Transaktionen, die kostengünstig auf skalierbaren Lösungen und ohne Zwischenhändler ausgeführt werden. Mit zum Angebot gehören DeFi-Produkte mit Verzinsung sowie Diversifikationsprodukte, die eine breit abgestützte Anlage aus Kryptowährungen bieten.
Von Krypto-Investitionen über NFT-Kunst bis hin zu Gaming: Nobank will die Einstiegshürden senken, dabei aber das Prinzip des Selbsteigentums bei Transaktionen mit digitalen Assets bewahren. Mit ihrer Plattform will Nobank nach eigenen Aussagen User dabei unterstützen, mit digitalen Assets langfristig anzulegen und Vermögen aufzubauen.
In weiteren Entwicklungsphasen plant das FinTech eigene Kredit- und Debitkarten, die eine Krypto-Fiat-Brücke für den Alltag bieten sollen. In der Pipeline hat das Startup zudem weitere dezentrale Finanzprodukte, dazu Transaktion, Speicherung und Anzeige von NFTs im Wallet sowie Web3-Education.
Übersprungene und neue Hürden
Nobank ist im Februar 2022 gegründet worden und hat sich im Juni bereits in der Pre-Seed-Phase eine Finanzierung über 1 Million Franken sichern können, MoneyToday.ch hat berichtet, hier. Zusammen mit Förder- und Preisgeldern ist das junge Startup mit rund 1.2 Millionen Franken finanziert. Die schon früh übersprungene Hürde der Finanzierung verschafft dem FinTech eine gute Ausgangslage für den Start im Markt.
Eine nicht allzu hohe, aber etwas befremdliche Hürde, hat die Postfinance dem jungen Startup in den Weg gestellt. Nach einem Bericht der "Handelszeitung" über Nobank gingen offenbar bei Postfinance alle roten Lampen an. Die Bank kündigte dem jungen Krypto-Unternehmen, dessen Firmengründung die Postfinance als Bank Anfang Jahr noch begleitet hatte, das Konto. Grund: Startups und Kunden mit Kryptogeschäften haben bei der Postfinance nach wie vor keinen Platz.
Die späte Reaktion ist seltsam und der knallharte Rauswurf ist insofern bemerkenswert, als die Postfinance über ihre FinTech-Tochter Yuh indirekt ebenfalls im Krypto-Business engagiert ist und bald schon ihren Kundinnen und Kunden den Handel mit Kryptowährungen auch direkt möglich machen will. Ob die Postfinance dazu ein Konto im eigenen Unternehmen führen darf oder ob die Compliance-Verantwortlichen auch hier eine andere Bank empfehlen, ist noch nicht bekannt. Details zum akuellen Rausschmiss gibt's im lesenwerten Artikel der "Handelszeitung", hier.