Kryptohandel

Mastercard positioniert sich als Partner für Banken mit einer Suite für den Kryptohandel

Bitcoin-Münze mit Karte von Mastercard
Bild: yalcinsonat1 | Getty Images

Kartenorganisationen haben schon mehrmals bewiesen, dass sie weder Krypto-Banken noch FinTechs das Krypto-Feld überlassen wollen – Mastercard greift erneut an.

Spätestens seit dem Krypto-Bekenntnis der Investmentgesellschaft Blackrock denken auch klassische Banken vermehrt darüber nach, ob und auf welchen Wegen sie ihren Kunden den Zugang zu Kryptomärkten öffnen wollen. Progressivere Banken sind schon länger im Spiel, zumindest gedanklich. Seit einiger Zeit prüfen auch zurückhaltendere Player die Möglichkeiten, Geldabflüsse ihrer Kundinnen und Kunden zu Krypto-Handelsplattformen anders zu kanalisieren.

Notwendige Infrastruktur für Krypo-Handel, Verwahrung und Drumherum selbst zu entwickeln, ist zeit- und kostenintensiv. Die Angebote spezialisierter FinTechs und B2B-Anbieter wie Bitpanda oder Krypto-Banken mit Vorsprung stehen zur Verfügung, sind jedoch für Banken möglicherweise nicht unbedingt die erste Wahl. Mastercard springt in diese Lücke und will den Kryptohandel zu Banken bringen.

Der neue Krypto-Werkzeugkasten für Banken

Die Vorstellung des neuen Programms "Crypto Source" eröffnet Mastercard mit ein paar Zahlen. Die sollen belegen, dass Kryptowährungen für Bankkunden Thema sind und weiterhin zunehmend zum Wunsch und Bedürfnis werden. So hätten aktuelle Studien ergeben, so Mastercard, dass 41 Prozent der in der Schweiz befragten Personen an das Investitionspotenzial von digitalen Vermögenswerten oder NFTs glauben. 37 Prozent der Befragten wünschen sich sogar, Kryptowährungen analog anderen Vermögenswerten im Alltag zu nutzen.

Das speziell für Banken schlagende Argument bringt Mastercard zum Schluss: 53 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer geben an, dass sie kryptobezogene Dienstleistungen von ihrer vertrauten Bank bevorzugen würden. Diese Trumpfkarte, gezogen aus dem Datentopf einer aktuellen Mastercard-Umfrage, wird in ihren Resultaten im Kern übrigens auch von anderen Studien bestätigt. Im Klartext: Bankkunden verstehen nicht, weshalb sie von ihrer Hausbank zu FinTechs geschickt werden, wenn sie Kryptowährungen handeln möchten.

Das Interesse von Bankkunden ist also vorhanden, jetzt fehlen den meisten Banken nur noch die Werkzeuge, um all die neuen Wünsche zu erfüllen. Hier hat Mastercard mit dem Programm "Crypto Source" für Banken aufgerüstet. Nach Angaben der Kartenorganisation segelt unter diesem Begriff eine umfassende Suite mit sämtlichen Leistungen, Tools und Services, die Banken, FinTechs und ihren Kunden den Einstieg in die Kryptowelt öffnen soll. Mastercard zählt auf:

  • Technologie- und Partnerschaftsunterstützung für den Kauf, das Halten und den Verkauf ausgewählter Kryptowährungen
  • Sicherheitsmanagement, einschliesslich der Identitätslösungen von Mastercard, Kryptoanalyse, Transaktionsüberwachung, Geldwäschebekämpfung, KYB (Know Your Business) sowie Lebenszyklusphasen, Cybersicherheit und Biometrie
  • Bezahlen mit Kryptowährungen und Bargeldauszahlungen über eine Reihe von Produkten, einschliesslich Krypto-Karten, Open Banking und grenzüberschreitenden Dienstleistungen – Finanzinstitute könnten auch zusätzliche Funktionen anbieten, die die Technologie von Mastercard nutzen, zum Beispiel digitale Belege und Kundenbindungslösungen
  • Management von Krypto-Programmen, einschliesslich Programmdesign, Produktentwicklung und Technologie-Implementierung sowie Go-to-Market-Optimierung und Marketing-Beratungsdiensten, die Banken, FinTechs und Kartenherausgebern End-to-End-Unterstützung bieten, um Krypto-Programme in grossem Umfang anzubieten

Mastercard verfolgt hochgesteckte Krypto-Ziele – machen die Banken mit?

Im Rahmen des neuen Crypto Source-Programms erweitert Mastercard die Partnerschaft mit Paxos Trust Company, einer führenden regulierten Blockchain-Infrastrukturplattform: Paxos wird den Handel sowie die Verwahrung von Krypto-Vermögenswerten im Auftrag der Banken anbieten, während die Technologie von Mastercard die Integration in das Banken-Interface abbildet. Für Konsumentinnen und Konsumenten soll dadurch eine nahtlose Nutzererfahrung entstehen.

Ajay Bhalla, President, Cyber & Intelligence bei Mastercard, ist überzeugt von der neuen Suite für Banken und verfolgt hochgesteckte Ziele:

Der heute angekündigte vernetzte Dienstleistungsansatz wird massgeblich dazu beitragen können, das Krypto-Ökosystem einer weiteren Milliarde an Nutzerinnen und Nutzern auf dieser Welt näherzubringen

Die optimistisch ins Auge gefasste zusätzliche Milliarde wird früher oder später wahrscheinlich ohnehin Realität. Früher jedoch sicher dann, wenn zahlreiche Banken mit dem Multiplikator von grossen Kundenbeständen auf den Krypto-Kurs einschwenken und damit ihren Kundinnen und Kunden Kauf und Verkauf von Kryptowährungen möglich machen.

Jorn Lambert, Chief Digital Officer bei Mastercard, wird konkreter und fasst nochmals zusammen, welche Leistungen Banken und ihren Kunden zur Verfügung stehen sollen: 

«Der heutige Tag ist ein wichtiger Meilenstein auf unserer Reise, denn er gründet auf den Stärken all unserer Geschäftsbereiche – auf Open Banking und Identitätsüberprüfung, auf Analyse und Betrugsüberwachung bis hin zu Abwicklungslösungen».

Mastercard verweist auf die eigene intensive Arbeit der letzten Jahre, in Kooperation mit Kunden und Partnern, mit dem Ziel, neue Dienstleistungen und Möglichkeiten zu schaffen, die dazu beitragen sollen, Kryptowährungen zugänglicher, sicherer und geschützter zu machen.

Mit der Einführung einer Vielzahl neuer Technologien und durch die Kombination einer breiten Palette von Services aus dem Hause Mastercard würde Finanzinstituten nun die Möglichkeit offenstehen, Krypto-Investitionen für Konsumentinnen und Konsumenten direkt zu verwalten.

Mit anderen Worten: Der Krypto-Werkzeugkasten für Banken ist (nahezu) fertig. Mastercard Crypto Source wird derzeit für Pilotprogramme vorbereitet, Details zur breiteren Verfügbarkeit der Suite sollen bald bekanntgegeben werden.