Embedded Finance

FinTech Bitpanda vermarktet seine Technologie as-a-Service

Lukas Enzersdorfer-Konrad, CEO von Bitpanda Technology Solutions
Lukas Enzersdorfer-Konrad, CEO von Bitpanda Technology Solutions (Bild: Bitpanda)

Warum FinTechs zu Technologie-Anbietern werden und wie sich As-a-Service-Modelle positiv auf Erträge und Erlöse auswirken.

Das FinTech Bitpanda ist ein Unternehmen in Österreich, das als Startup 2014 beschlossen hatte, Investieren für alle zugänglich zu machen. Dieses Angebot haben inzwischen mehr als 4 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in Europa angenommen.

Um Aktien, Kryptowährungen, Rohstoffe und Edelmetalle ab 1 Euro handeln zu können, war und ist exzellente Technologie notwendig. Und auch Know-how, um sämtliche regulatorischen Vorschriften zu erfüllen. 

Einige Erfolge und mehrere Technologie-Hubs in sieben europäischen Städten später wollten die Gründer ihre Technologie nicht mehr nur für sich allein nutzen, sie haben ihre modulare Plattform für Banken, FinTechs und andere Finanzdienstleister geöffnet. Unter der Flagge Bitpanda Technology Solutions stehen Drittparteien sämtliche Leistungen zur Verfügung, um unter eigenem Brand ihren Kundinnen und Kunden die gewünschten Investment-Lösungen anbieten zu können. 

Warum FinTechs zu Technologie-Anbietern werden

Banken können ihre Technologie als Banking-as-a-Service-Pakete anderen Unternehmen anbieten, was sie noch sehr selten tun. Genau so können FinTechs exzellente Software und Plattformen Dritten zur Verfügung stellen, was bereits häufiger geschieht.

Im Falle von Bitpanda sind das Investment-as-a-Service-Pakete, weil das FinTech auf Investments in allen Sparten spezialisiert ist. Im einen wie im anderen Fall führt das zu Embedded-Finance-Lösungen, das heisst: FinTechs, Banken oder andere Unternehmen verbinden sich über APIs mit bestehender Technologie und Prozessen. Dadurch sind ziemlich sofort in der Lage, in ihrer Umgebung Kundinnen und Kunden neue Finanzdienstleistungen anzubieten.

FinTechs als Technologie- und Prozessanbieter öffnen sich in dieser Rolle, neben dem bestehenden B2C-Geschäft, eine zweite Schiene im B2B-Bereich. Dieser zweite Ertrags- und Erlöspfeiler kann unter Umständen im Laufe der Zeit zum Hauptgeschäft werden, mit dem sich mehr Geld verdienen lässt, als im angestammten B2C-Geschäft. 

Was Bitpanda Technology Solutions konkret anbietet

Bitpanda als B2C-Plattform gibt's schon länger, Bitpanda Technology Solutions (BTS) ist noch jung. Im Januar dieses Jahres hat BTS die Bereitstellung seiner regulierten Handelsinfrastrukturdienste auf die Branche ausgeweitet und ermöglicht dadurch sowohl traditionellen als auch neuen Finanzakteuren, eine modulare und skalierbare 24/7-Handelsinfrastruktur in nur drei Monaten zu integrieren.

Die Technologie von Bitpanda verschafft FinTechs, traditionellen Banken und Online-Plattformen die Möglichkeit, auf modulare Art und Weise Handels-, Investitions- und Verwahrungsdienstleistungen für Kryptowährungen, Aktien und ETFs, Edelmetalle und Rohstoffe anzubieten. Partner können ihre eigenen Nutzererfahrungen auf einer ISO 27001-zertifizierten und bewährten Infrastruktur aufbauen, einschliesslich Funktionen wie Sparpläne, Asset-to-Asset-Swaps und Krypto-Staking-Funktionen.

Lukas Enzersdorfer-Konrad, CEO von Bitpanda Technology Solutions, fasst die aus seiner Sicht zentralen Benefits für Partner mit folgenden Worten zusammen:

«Banken und FinTechs können nun erstklassige Anlageerlebnisse für ihre Nutzer schaffen, um das Geschäft anzukurbeln, und das zu sehr geringen Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Infrastrukturen. All dies wird durch die beste Trading-Infrastruktur der Welt von Bitpanda Technology Solutions ermöglicht. Die Nachfrage nach digitalem Handel wächst und der Aufbau einer Lösung von Grund auf ist teuer und würde zu einem qualitativ schlechteren und unzeitgemässen Angebot führen. Auf diese potenzielle Einnahmequelle zu verzichten, ist für kein Unternehmen eine Option. Mit BTS erhalten unsere Partner eine lizenzierte, modulare, sichere und skalierbare Handelsinfrastruktur, die sie in nur wenigen Monaten einsetzen können.»

Wie sich das As-a-Service-Modell positiv auf Erträge und Erlöse auswirkt

Bitpanda hat in kurzer Zeit Banken, Neo-Banken und FinTechs als Kunden gewonnen. Bereits heute sind 12 Partner in 28 Ländern mit an Bord. Der springende Punkt dabei: durch diese Kooperationen hat Bitpanda, neben seinen 4 Millionen eigenen B2C-Kunden, über die verschiedenen B2B-Partner den Zugang zu weiteren 20 Millionen indirekten Kunden geöffnet. Das verschafft dem FinTech als Technologie-Anbieter laufend zusätzliche Einnahmen. Jeder weitere Partner wird automatisch auch zum Multiplikator für Kundengewinne und für Erträge.

Wer nutzt die Plattform von Bitpanda Technology Solutions?

Die Leistungen von BTS sind modular nutzbar, deshalb bleiben sie für kleinere und für grössere Unternehmen interessant. Einige der bekannteren Namen auf der B2B-Kundenliste:

Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien
Die RLB NÖ-Wien plant, als erste grosse Retailbank in der Europäischen Union Kryptowährungen und andere Anlageklassen in ihr digitales Investmentangebot aufzunehmen. Bitpanda stellt die SaaS-Handelsinfrastruktur bereit, damit dieses Ziel schnell erreicht werden kann. Für Bitpanda eine Referenz mit Signalwirkung, weil eine etablierte Landesbank auf die Infrastruktur setzt und auf die Einhaltung der Regulierungsvorschriften vertraut.

N26
Die Berliner Neo-Bank wurde im Juli 2022 BTS-Kunde und ging im Oktober letzten Jahres in Betrieb, um ihr bestehendes Kundenangebot zu erweitern und den digitalen Handel in ihre App zu integrieren. N26 bietet seither über 8 Millionen Nutzerinnen und Nutzern Zugang zu einer breiten Palette von Kryptowährungen, der Handel ist nahtlos in die N26-App integriert.

Coinbase
Die Partnerschaft von Bitpanda mit Coinbase brachte zwei führende Anbieter von Kryptowährungen mit unterschiedlicher Ausrichtung zusammen. Als Teil der Vereinbarung fügte Bitpanda die Liquiditätsbörse von Coinbase zu seinem Netzwerk hinzu, Bitpanda Technology Solutions wurde zum Partner der Wahl für alle institutionellen Kunden von Coinbase, die den Handel mit digitalen Vermögenswerten in Europa anbieten möchten.

VISA
Bitpanda trat im März dem Visa FinTech Partner Connect Programm (FPC) bei. Das FPC ist eine ausgewählte Gruppe von FinTechs, die von Visa für die Nutzung durch ihre bestehenden Kunden "zugelassen" wurden. Mit dieser Kooperation festigt BTS seine Position als Partner für globale Institutionen.

Mambu
Die Partnerschaft mit der Cloud-Banking-Plattform Mambu öffnet Türen zu weiteren Finanzinstituten, welche ihren Kunden zusätzliche Anlageoptionen anbieten möchten. Das Know-how von Bitpanda und die Kernbankentechnologie von Mambu können Banken helfen, über leistungsstarke Technologie neue Einnahmequellen zu erschliessen, ohne selbst in diese Technologie investieren zu müssen. 

Wann ist eine Technologie zu gut für ein einziges Unternehmen?

Möglicherweise dann, wenn sich mit der Technologie "As-a-Service" mehr verdienen lässt, als mit der alleinigen Nutzung durch die Entwickler. Oder zumindest so viel, dass sich durch das As-a-Service-Modell neue Umsatz- und Erlösquellen öffnen, die massgebliche Beiträge zum Gesamtergebnis einer Bank oder eines FinTechs leisten können.

Nicht alle Banken, FinTechs oder Invest-Plattformen verfügen über exzellente Technologie, die für Dritte nutzbar gemacht werden kann. Viele aber schon. Schade dann, die technologischen Perlen für sich allein zu behalten. Wer in der Lage ist und kann, öffnet sich als Technologie-Anbieter zahlreiche neue Türen und macht seine teuer entwickelte Software zum neuen Umsatzgenerator.