Das Berner Generationenhaus veröffentlicht bereits zum dritten Mal eine repräsentative Studie zur Befindlichtkeit der verschiedenen Generationen. Bemerkenswerter Befund: die Generationen nähern sich einander nicht unbedingt an, die Betrachtungen driften teilweise auseinander.
Vor allem die Generation Z fällt dadurch auf, dass sie von sich aus einen wachsenden Graben zwischen Jung und Alt ausmacht und die eigene Zukunft alles andere als positiv einschätzt. Einige Resultate aus der Studie, deren Entwicklung man im Auge behalten sollte. Immerhin sind die jungen Angehörigen der Generation Z jene, denen nicht nur die Zukunft gehört – sie werden diese Zukunft auch gestalten.
Generation Z erkennt einen Graben zwischen den Generationen
Ein Auseinanderdriften der Bevölkerung zwischen Jung und Alt wird von der Gesamtheit nach wie vor nicht als akute Bruchlinie wahrgenommen, lediglich von einem Viertel der Bevölkerung. Bei den Altersgruppen gibt es jedoch grosse Unterschiede, in der Wahrnehmung junger Menschen öffnen sich teilweise Kluften.
Bei den jüngsten Befragten (18-25 Jahre) sind 57 Prozent der Meinung, dass es in der Schweiz einen Graben zwischen den Generationen gibt. Bei den 26- bis 35-Jährigen nehmen bloss noch 30 Prozent ein Auseinanderdriften zwischen Jung und Alt wahr. Bemerkenswert ist, dass die jüngste Altersgruppe (18-25 Jahre) die Spannungen zwischen den Generationen deutlich stärker wahrnimmt (oder auch wahrzunehmen glaubt) als andere Altersgruppen. Eine Tendenz, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und eine starke Veränderung der Wahrnehmung in dieser Altersgruppe zeigt.
So fühlen sich zum Beispiel 48 Prozent der 18- bis 25-Jährigen aufgrund ihres Alters in der Arbeitswelt massiv benachteiligt und diskriminiert – deutlich häufer als über 25-Jährige (28 %). Diese von den Jungen wahrgenommene Spaltung zwischen Jung und Alt könnte könnte nach Ansicht der Autorinnen und Autoren der Studie auch darauf zurückzuführen sein, dass sich Jüngere nicht genug verstanden oder wahrgenommen fühlen.
Eine mögliche Erklärung ist eine strukturelle Benachteiligung des Jungseins. Noch im Jahr 2020 gab die Hälfte der Befragten an, dass sie sich in den letzten fünf Jahren schon einmal wegen ihres Alters benachteiligt gefühlt haben. Diese Einschätzung ist rückläufig, allerdings nur bei Personen über 35. Von den jüngeren Befragten fühlt sich noch immer mehr als die Hälfte gelegentlich oder öfter benachteiligt. Die Gründe für die wahrgenommene Benachteiligung liegen unter anderem auch in den verschiedenen aktuellen Krisen, Corona-Pandemie inklusive, welche junge Menschen härter treffen kann als Leute mit Lebenserfahrung.
Der Graben zwischen den Generationen ist bemerkenswert, jedoch noch nicht die bedeutendste Kluft in der Schweiz, im Vordergrund stehen die Unterschiede zwischen Reich und Arm, der politische Hickhack zwischen Links und Rechts, das Verhältnis von Stadt und Land sowie – erstaunlicherweise nach wie vor – unüberbrückbare Haltungen zu den Covid-19-Massnahmen.
Gesellschaftspolitische Gräben: Die Ergebnisse im Detail
Die Generation Z blickt pessimistisch in die Zukunft
Wie sieht die Welt in 30 Jahren aus? Ähnlich wie beim Generationen-Graben gibt's bei der Generation Z auch einen Ausreisser bei der Frage, wie optimistisch oder pessimistisch die jungen Leute in die Zukunft blicken.
In der Gesamtheit der Befragten werfen zwei Drittel einen eher pessimistischen Blick in die Zukunft. Auch hier tut sich ein neuer Graben auf: der Anteil der sehr optimistischen Befragten hat sich seit der letzten Umfrage leicht erhöht, während der Anteil der sehr pessimistischen Befragten jedoch ebenfalls gestiegen ist.
Besonders deutlich schlägt dies bei den unter 26-Jährigen durch: 81 Prozent dieser Altersgruppe hat gebremste Zukunftserwartungen und blickt eher pessimistisch auf das Jahr 2052. Das ist eine drastische Veränderung innerhalb eines Jahres. Hatten bei der Befragung 2021 noch 43 Prozent der 18- bis 25-Jährigen (eher) optimistische Zukunftserwartungen, sind es 2022 nur noch 19 Prozent.
Die Generation Z steht hier im Gegensatz zur Altersgruppe der 26- bis 35-Jährigen, diese hat den optimistischsten Blick in die Zukunft. Der Unterschied zwischen den zwei nah beieinanderliegenden Generationen zeigte sich bereits in der Wahrnehmung des Generationen-Grabens. Entsprechend ist zu vermuten, dass auch die unterschiedlichen Zukunftsaussichten der Generationen eine Rolle spielen, wenn es um die Wahrnehmung der Gesellschaft und deren Perspektiven geht.