Instant Payments

Der Durchbruch von Instant Payments braucht noch etwas Zeit

Frauenhand mit Stoppuhr als Symbol für Instant Payments

War die Schweiz bisher ein weisser Fleck auf der Landkarte der Instant-Zahlungen, ändert sich das ab morgen. Zumindest teilweise und in ersten Schritten.

Instant Payments heisst, der Service der schnellen Zahlungen steht an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr zur Verfügung. Der Vorteil der schnellen Zahlungen liegt auf der Hand: Höchstens zehn Sekunden nach dem Auslösen einer Überweisung ist das Geld sichtbar auf dem Konto des Zahlungsempfängers verfügbar.

Die Ära der Instant-Zahlungen startet in der Schweiz in ersten Schritten

Die grössten Schweizer Banken – genauer: rund 60 Finanzinstitute mit jährlich mehr als 500'000 Kundenzahlungen – sind ab 20. August bereit, Instant Payments zu empfangen und dem Konto des Begünstigten sofort gutzuschreiben. Alle anderen Finanzinstute in der Schweiz ziehen bis Ende 2026 nach und werden ab dann bereit sein, eingehende Instant-Zahlungen zu verarbeiten.

SIX und die Schweizerische Nationalbank (SNB) haben den Weg für Instant Payments (IP) freigemacht und die neue Generation des Schweizer Zahlungssystems – SIC5 – in Betrieb genommen. Jetzt sind Banken und Finanzdienstleister am Zug.

Sind Instant Payments eine Innovation?

In der Schweiz und von Anbieterseite her werden die schnellen Zahlungen als Innovation betrachtet, im Ausland sind sie das längst nicht mehr. Für Konsumentinnen und Konsumenten hüben und drüben gelten Instant Payments ebenfalls nicht als Innovation, vielmehr als bisher und noch immer vermisste Selbstverständlichkeit. Niemand versteht wirklich, warum Zahlungen von Konto zu Konto in Zeiten der Digitalisierung Stunden und Tage in Anspruch nehmen sollten.

Die Banken in der EU tun sich bis heute mit dem Thema schwer. Instant Payments sind auch sieben Jahre nach dem Start noch nicht wie vorgesehen zum "neuen Normal" geworden. Ursprünglich als Freiwilligkeit lanciert, hat das EU-Parlament Anfang 2024 Überweisungen innerhalb von zehn Sekunden zum verpflichtenden Standard in Europa erklärt.

Das war notwendig, um Sofort-Überweisungen als breit verfügbare Dienstleistung tatsächlich zum Fliegen zu bringen. In der Schweiz kam die Einführung ebenfalls nicht freiwillig, sondern auf Druck und Anordnung der SNB zustande, damit die Schweiz nicht noch mehr ins Hintertreffen gerät.

Der Druck der SNB hält sich jedoch insofern in Grenzen, als Banken und Finanzdienstleister nur zum Empfang von Instant Payments verpflichtet werden. Freiwillig bleibt, ob Banken den Service auch für ausgehende Überweisungen anbieten wollen.

Die Schweiz wiederholt die Fehler der EU

Die Freiwilligkeit in der EU hat dazu geführt, dass ein beträchtlcher Teil der Banken sich nicht am System der schnellen Zahlungen beteiligt hat. Instant Payments können jedoch auf einem Flickenteppich nicht abheben – das System funktioniert lückenlos und störungsfrei nur dann, wenn sämtliche Banken und Finanzdienstleister mit an Bord sind.

Der zweite Bremsklotz für Instant Payments in der EU ist in der unterschiedlichen Gebührenpolitik der Banken zu verorten. Zwischen kostenlos und mehreren Euro pro Überweisung ist weder praktikabel noch kundenfreundlich. Kundinnen und Kunden wollen für eine längst erwartete und vorausgesetzte Leistung nicht gesondert bezahlen. Der Versuch der EU-Banken, Überweisungen in Economy und First Class zu unterteilen, ist vom Markt nicht goutiert worden. Die First Class ist ziemlich leer geblieben.

Die EU hat dieses Problem gelöst, indem Banken nicht mehr erlaubt ist, Instant Payments teurer anzubieten als Standardüberweisungen. Deshalb werden in der EU Instant-Zahlungen in Zukunft flächendeckend und kostenlos angeboten. Das EU-Parlament ist mit seinem Verdikt der Einsicht gefolgt, dass unzufriedene und murrende Kundinnen und Kunden einem Finanzplatz auf Dauer mehr schaden können, als temporär murrende Banken, die zu ihrem Glück offenbar gezwungen werden müssen.

Es scheint, dass in der Schweiz die Fehler der EU zuerst nachgespielt werden, bevor auch hier der Regulator eingreift und dem Beispiel des EU-Parlaments folgt. Schade, dass zahlreiche Banken von sich aus nicht bereit sind, notwendige und nutzbringende Entwicklungen zu unterstützen.

Das Killerkriterium der Gebühren

Ausgehende Zahlungen werden zum Start in der Schweiz erst von einer Handvoll Banken unterstützt. Und teilweise mit hohen Gebühren belastet – was nicht funktionieren wird, wie das sieben Jahre dauernde Beispiel in der EU gezeigt hat. 

Die Gründe für den Widerwillen liegen auf der Hand. Mit Kredit- und Debitkarten-Zahlungen ist mehr zu verdienen als mit kostenlosen Instant Payments. Banken fürchten das Massengeschäft mit Instant-Zahlungen von Konto zu Konto, welches E-Commerce, Online-Shops und anderen Anbietern sowie deren Kundinnen und Kunden neuen Komfort und Tempo bringen wird. Jede Rechnung kann über das eigene Konto bezahlt werden, das Geld landet innerhalb von zehn Sekunden sofort überprüfbar auf dem Konto des Empfängers. Rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. So wie eine Kartenzahlung. Aber eben zum Nulltarif.

Die Pfründe der Kartenzahlungen werden von Banken jetzt noch eine Weile verteidigt, bis der Regulator auch in der Schweiz ein Machtwort sprechen wird. Nein, Kartenzahlungen sind danach nicht vom Aussterben bedroht, die bleiben in zahlreichen Situationen praktisch, aber Verlagerungen werden stattfinden.

Welche Schweizer Banken bietet Instant Payments an?

Eingehende Zahlungen können ab morgen von allen grossen Banken empfangen und verarbeitet werden. Folgende Banken machen das Verschicken von Geld, also ausgehende Instant Payments, auch bereits ab morgen möglich:

Instant-Zahlungen kundenfreundlich und kostenlos
Berner Kantonalbank und Hypothekarbank Lenzburg

Instant-Zahlungen mit Extrakosten und Zuschlägen
Raiffeisen für Privatkunden: 12 Zahlungen kostenlos, danach 2 Franken pro Zahlung
Raiffeisen für Firmenkunden: CHF 0.50 pro Zahlung

St. Galler Kantonalbank: 2 Franken pro Zahlung

UBS: 5 Franken pro Zahlung

Weitere Banken werden folgen, kommuniziert zwischen bald und 2026. Ob mit oder ohne Zuschlag ist noch nicht bekannt.

Fazit

Dass eingehende Instant-Zahlungen ab 20. August 2024 von allen grossen Banken verarbeitet und sofort gutgeschrieben werden können, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Im Moment jedoch noch weitgehend als Einbahnstrasse.

Wenige Banken markieren die Vorreiter und ebnen erstes Terrain, indem sie auch ausgehende Instant-Zahlungen anbieten. Richtig zum Fliegen kommen Instant Payments in der Schweiz allerdings erst, wenn die schnellen Zahlungen von allen Banken in beide Richtungen angeboten werden. Kostenlos.

Ohne Druck und entsprechende Regulierung kann das noch länger dauern. Wann Instant Payments auch in der Schweiz zum Standard werden, hängt deshalb weniger von der Innovationsbereitschaft der Banken ab, mehr von der Geduld der Regulierer.