In der Schweiz sind heute acht Neo-Banken mit unterschiedlicher Ausrichtung im Markt. Sie alle versuchen Terrain zu besetzen, um auch in Zukunft aktiv das Gesicht der digitalen Finanzservices mitzuprägen.
Kaum wahrscheinlich, dass alle acht FinTechs im überschaubaren Markt Schweiz überleben werden. Marktbeobachter und Experten glauben, dass zwei oder drei Neo-Banken den Durchbruch schaffen und auf Dauer erfolgreich geschäften können. Wer wird zu Gewinnern gehören? Das entscheidet final die Zahl der Kundinnen und Kunden, die sich für das jeweilige Angebot begeistern lassen.
Wie beurteilen Leserinnen und Leser von MoneyToday.ch die Zukunftsaussichten der verschiedenen FinTechs? Wir nehmen Puls, geben Sie Ihren Favoriten die Stimme und beteiligen Sie sich an unserer Umfrage am Schluss dieses Artikels.
Acht Neo-Banken und ihre Positionierung
Sechs FinTechs aus der Schweiz, eines aus Grossbritannien und eines aus Deutschland sind heute in der Schweiz aktiv am Markt. Die unterschiedliche Positionierung und Ausrichtung öffnet den Zugang zu verschiedenen Kundensegmenten.
Neben den erwarteten Services (Konto, Karten, Zahlungsverkehr) unterscheidet sich das weitere Angebot in Leistungen und Funktionen ziemlich stark. Im Folgenden ein Steckbrief pro Neo-Bank mit den augenfälligsten Besonderheiten. Acht Neo-Banken, in der Reihenfolge ihres Markeintritts.
Revolut (Grossbritannien)
Markteintritt Schweiz: 2017
Aktive Kunden (Schweiz) Januar 2022: über 450'000 | Weltweit: über 18 Millionen
Status: Revolut agiert als FinTech selbstständig
Das britische FinTech mit dem griffigen Namen ist weltweit seit sechs Jahren in den Märkten aktiv und Revolut ist die Challenger-Bank unter den Neos. Aggressiv in der Strategie, forsch in Expansion und Wachstum, 450'000 der weltweit 18 Millionen Kunden leben in der Schweiz.
Revolut baut die Leistungen der App laufend aus, dazu gehören heute unter anderem Sparfunktionen, Aktien- und Edelmetallhandel, Kryptowährungen, Versicherungen, Partnerangebote und mehr. In der Schweiz stehen noch nicht alle Funktionen zur Verfügung, auch hier wird das Angebot jedoch laufend erweitert.
Zak
Markteintritt: März 2018
Aktive Kunden Dezember 2021: über 45'000
Status: Zak ist eine Tochter der Bank Cler
Zak darf sich den Pokal der "ersten Smartphone-Bank der Schweiz" ins Regal stellen. Die Neo-Bank der Bank Cler scheint als Startup gewisse Freiheiten zu geniessen und entwickelt regelmässig neue Angebote, die koordiniert mit dem Mutterhaus ausgespielt werden. Zak wächst nicht berauschend, aber solide und kontinuierlich.
Das wird wahrscheinlich auch in Zukunft so bleiben. Mit Zak hat die Bank Cler die Neo-Bank dazu, das verschafft dem Mutterhaus erweiterte Möglichkeiten, um Produkt-Innovationen "richtig" zu platzieren und unterschiedliche Kundengruppen unter das gemeinsame Dach von Cler und Zak zu holen.
Neon
Markteintritt: März 2019
Aktive Kunden Januar 2022: über 100'000
Status: Neon agiert als FinTech selbstständig und koopiert für die Führung der Konten mit der Hypothekarbank Lenzburg
Neon ist seit dem Start vor knapp drei Jahren sehr gut finanziert, vor allem durch die TX Group (Tamedia). Das FinTech schöpft seine Möglichkeiten im Marketing aus und wächst schnell.
Das Angebot in Funktionen, Features und Partnerangeboten ist gut und solide, sprengt jedoch bisher nicht die Standards, die man von einer Neo-Bank auch erwartet. Neon setzt stark auf die Schiene von grün und Nachhaltigkeit und ist aktuell dabei, das Spektrum der Abo-Modelle zu erweitern.
N26 (Deutschland)
Markteintritt Schweiz: September 2019
Aktive Kunden (Schweiz) März 2021: "im gut fünfstelligen Bereich" | Weltweit: über 7 Millionen
Status: N26 agiert als FinTech selbstständig
Die deutsche Neo-Bank N26 beschränkt sich seit ihrem Start in der Schweiz auf Euro-Konten. Die meisten Schweizerinnen und Schweizer dürften Apps vorziehen, die ihre Hauswährung unterstützen, deshalb ist das Angebot von N26 für einen eher kleinen Kreis von Kunden interessant. Das FinTech mit über 7 Millionen Kunden in Europa bedient in der Schweiz eine überschaubare Zahl von Kunden.
Der Markteintritt von N26 dürfte als vorgezogener Posten zu verstehen sein, um eine erste Flagge einzuschlagen und ein bisschen präsent zu sein. Bisher hat die Neo-Bank noch nicht entschieden, ob N26 in der Schweiz eine wirklich aktive Rolle spielen will oder nicht.
Yapeal
Markteintritt: Juli 2020
Aktive Kunden März 2021: rund 6'000 Kunden
Status: Yapeal agiert als Inhaberin einer FinTech-Lizenz selbstständig, kooperiert jedoch sehr eng mit dem Software-Hersteller Abacus
Die Neo-Bank hat sich neu positioniert und setzt in Zukunft klar auf die Schiene B2B4C. Angebote und Features für Nutzerinnen und Nutzer werden erweitert und ausgebaut, im Vordergrund stehen jedoch Leistungen für Firmenkunden und Ökosystem-Partner. Deshalb spielt die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer der App nur eine untergeordnete Rolle, aus diesem Rennen ist Yapeal ausgestiegen.
Dass Yapeal Embedded Finance und Banking as a Service in den Vordergrund stellt, hängt mit der engen Kooperation mit Abacus zusammen. Beide Technologiepartner verstärken sich gegenseitig und packen gemeinsam neue Geschätsfelder an.
CSX
Markteintritt: Oktober 2020
Aktive Kunden Dezember 2021: über 100'000
Status: CSX ist eine Tochter der Credit Suisse
Die Neo-Bank der Credit Suisse ist das neue Spielfeld für bankmüde Kunden des Mutterhauses. Und zusätzlich ein Kanal zur Gewinnung neuer Kunden. CSX generiert einen beträchtlichen Teil der bisherigen Nutzer aus dem Kundenstamm der Credit Suisse, das dürfte auch weiterhin so bleiben.
CSX baut das Angebot laufend aus, aktuell sind Bereiche wie Investieren, Sparen, Finanzplanung, Vorsorge, Hypotheken (nur Verlängerung der Hypo) mehr oder weniger ausgebaut mit an Bord. Exklusivität hat die App im Moment mit dem Angebot von Privatkrediten, die digital beantragt werden können.
FlowBank
Markteintritt: November 2020
Aktive Kunden: aktuelle Zahlen liegen noch nicht vor
Status: FlowBank agiert als FinTech selbstständig und ist Inhaberin einer Schweizer Banklizenz
Das Genfer Startup mit Banklizenz darf alles anbieten, was eine Bank ausmacht: Konto, Karte, Zahlungsverkehr und mehr. Die FlowBank positioniert sich über dieses "Mehr" und setzt dennoch klar andere Akzente als die bisher aktiven Schweizer Neo-Banken, zumal die klassischen Banking Services als Zusatzleistungen zu sehen sind.
Mit ihrer Investment- und Trading-Plattform schafft die FlowBank für ihre Kunden den direkten Zugang zu über 50'000 Finanzprodukten und zu über 50 Finanzmärkten in der Schweiz, der EU, den USA und in Asien mit einem einzigen Multi-Währungskonto. Darin liegt die Kernleistung des FinTechs, eine ausgebaute Handelsplattform für Rookies und für erfahrene Anleger mit abgestimmten Angeboen.
Yuh
Markteintritt: Mai 2021
Aktive Kunden Februar 2022: über 50'000
Status: Yuh ist eine Tochter von Swissquote und Postfinance
Die Neo-Bank ist auf der grünen Wiese konzipiert worden und ist spürbar mit einer Startup-DNA unterwegs: Freiheit und Möglichkeiten zur Innovation auf der einen Seite, zwei finanzkräftige Mütter auf der anderen Seite, welche den Boden und Hintergrund für Entwicklung und Expansion schaffen.
Yuh setzt auf Zahlen, Sparen, Investieren und baut in allen drei Bereichen die Leistungen laufend aus. Insbesondere im Aktienhandel und im Kryptobereich, Fractional Trading inklusive. Yuh profitiert von wechselwilligen Kunden der beiden Mutterhäuser, spricht jedoch auch junge Neukunden an, die nicht nur banken, sondern auch traden wollen.
Und jetzt Sie und Ihre Einschätzung zum Thema
Welche dieser acht Neo-Banken haben das Zeug und das Potenzial zu dauerhaftem Erfolg? Die Unabhängigen? Jene mit starken Mutterhäusern im Rücken? Oder andere aus ganz anderen Gründen? Wir sind gespannt auf Ihre Einschätzung – nach Ihrer Wahl sehen Sie direkt das bisherige Resultat der Umfrage. Anmerkung der Redaktion: Diese Umfrage ist abgeschlossen, die finalen Resultate sehen Sie gleich unten.