Zahlungsnetzwerke

Weltwährung Diem – von der Zangengeburt bleibt nur die Zange, die Geburt ist ausgesetzt – Exit oder temporäres Parking?

Leuchtschrift Exit mit Pfeil zum Ausgang
Bild: 35007 | Getty Images

Facebook und Meta verlagern ihre Interessen vom Diem zum Metaverse, das Diem-Projekt wird vorderhand nicht weiterverfolgt.

Als die Diem Association im Mai 2021 ihren Sitz von der Schweiz in die USA verlegt hat, schienen Absprachen mit den Regulatoren einen Start mit gestutzten Flügeln möglich zu machen. Der gemischte Währungskorb des Stable Coins Diem, früher Libra, war inzwischen auf den US-Dollar reduziert worden, ganz im Sinne ganz im Sinne der Währungshüter.

Die in den letzten Monaten in den USA verstärkt geführten Diskussionen rund um die verschärfte Regulierung von Stable Coins, dürften dem Diem-Projekt nun vollends die Luft rausgelassen haben. Die Diem Association beendet ihre gut zweijährige Odysee und begräbt vorderhand die Idee, mit dem Stable Coin Diem den Zahlungsverkehr weltweit revolutionieren zu wollen.

Diem-CEO Stuart Levey gibt in einem Statement zu Protokoll, dass die Diem Association ihr geistiges Eigentum und andere Vermögenswerte im Zusammenhang mit dem Betrieb des Zahlungsnetzwerks rund um den Diem an die Silvergate Capital Corporation verkauft hat. Die Käuferin ist die Holding der Silvergate Bank, das ist jene Bank, die von der Diem Asscociation als exklusive Emittentin des Diem USD Stable Coins gesetzt war und auch die hinterlegte US-Dollar-Reserve verwalten sollte.

Levey ist weiterhin von den Vorteilen eines Stable Coins, der auf einer Blockchain betrieben wird, überzeugt und glaubt, dass Silvergate mit dem aktuellen Verkauf nun gut aufgestellt wäre, um diese Vision voranzutreiben.

Der dornenvolle Weg des ehrgeizigen Projekts braucht im Einzelnen nicht nachgezeichnet zu werden, MoneyToday.ch hat über alle zentralen Phasen des Projekts berichtet, hier geht's zum Dossier.

Ist Facebook raus aus dem Kryptogeschäft oder wird ein Projekt nur parkiert?

Facebook und Meta werden sich nicht definitiv vom Kryptogeschäft verabschieden, weil Zahlungen, Kryptowährungen und Stable Coins auch im Metaverse eine grosse Rolle spielen werden. Dieses Metaverse ist das neue Steckenpferd von Mark Zuckerberg, nicht von ungefähr hat sich der Konzern kürzlich zu Meta umbenannt.

Deshalb bleibt auch zum Diem-Projekt etwas Spekulation erlaubt, zumindest öffnen sich einige Fragen. Verkauft ein Koloss wie Meta oder Facebook ein kostspielieges Projekt mit hochfliegenden Plänen einer Finanzgruppe mit überschaubarer Grösse und geringer Reichweite, stellt sich die Frage: Was genau wird die Silvergate Bank mit all der Technologie und einem sehr gross gedachten Projekt anfangen? Facebook und Partner könnten mit ihrem gewaltigen Nutzerstamm die Welt umspannen, eine Bank wie Silvergate kann das nicht.

Im Moment sind in US-amerikanischen Regulierungskreisen vor allem auch Stable Coins im Gespräch, die als Gefahr gesehen werden und deshalb in engere Bahnen reguliert werden sollen. Facebook hat nun mit dem Diem den mit riesigem Abstand potenziell grössten Stable Coin der Welt aus dem Verkehr gezogen. Damit ist das bedrohlichste Szenario aus dem Sichtfeld der Regulierungsbehörden erstmal verschwunden.

Die Details der Transaktion zwischen der Diem Association und der Silvergate Bank kennen nur die direkt Beteiligten. Gut möglich, dass Klauseln zur Rückkehr oder auch interessante Formen einer Kooperation mit eine Rolle spielen, damit würde Facebook sich Türen offenlassen. Sollte das der Fall sein, wäre der "Verkauf" eher ein Parking auf Zeit, bis die aktuell hochgehenden regulatorischen Wogen sich wieder geglättet haben.

Die Zukunft wird zeigen, was eine Bank überschaubarer Grösse mit dem wirklich gross gedachten Vermächtnis von Facebook anstellen wird. Möglicherweise weniger als gedacht.