Banken bleiben aktuell noch zurückhaltend mit Statements und Einschätzungen zum Libra-Projekt. Das kann damit zusammenhängen, dass globale Banken eigene Projekte und damit auch eigene Antworten in Arbeit haben. Oder auch, dass man zuerst abwarten will, was von Seiten der Gesetzgeber und Regulierer kommt. Oder dann, dass sich Banken schwertun damit, das Projekt in Bezug auf ihre eigene Position einzuordnen.
Der Bankenverband füllt die Lücke der Stille
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) gehört zu den fünf Spitzenverbänden in Deutschland, welche im Dachverband der DK (Deutsche Kreditwirtschaft) gemeinsam ihre Interessen vertreten. Der Bankenverband ist unter anderem dadurch positiv aufgefallen, dass er seit 2017 auch FinTechs als (ausserordentliche) Mitglieder in seinen Reihen aufnimmt. Aktuell sind mehr als 20 FinTechs mit an Bord. Mit dieser Öffnung und mutigen Entscheidung will der Bankenverband die Diskussion und die Kooperation zwischen Banken und FinTechs fördern.
Der Bankenverband hat am 4. Juli 2019 ein erstes Positionspapier zum Libra-Projekt publiziert. Der BdB kommentiert die Entstehung des Papiers mit folgenden Worten:
Die Veröffentlichung des White Papers zu Libra Mitte Juni hat eine breite Diskussion ausgelöst. Der Bankenverband hat das Papier mit seinen Mitgliedern – Banken wie FinTechs – diskutiert und aus dem Feedback eine Fülle von Fragen mit ersten möglichen Antworten entwickelt.
Keine dieser Einschätzungen ist final – Fragen und Bewertungen werden wir im Zuge der weiteren Entwicklung fortschreiben. Wir wollen damit zu einer breiten Diskussion über das Thema Libra beitragen.
Das Positionspapier des Bankenverbandes
Bemerkenswert an diesem Papier sind drei Dinge:
Zum einen, dass ein Spitzenverband der Banken überhaupt Stellung bezieht – die Reaktionen aus der Bankenwelt sind ansonsten noch eher dünn.
Zum anderen, dass der Verband dabei FinTechs in die Diskussion und in die momentanen Ergebnisse des Positionspapiers mit einbezieht.
Zum Dritten, dass im mehrseitigen Papier die Haltung des Verbandes über zahlreiche zentrale Fragen und mögliche Antworten klar zum Ausdruck kommt. Sämtliche Antworten sind zur besseren Einordnung jeweils mit einem (+) Chance oder positiv oder mit einem (-) Bedrohung oder negativ markiert.
So oder so ist das Papier lesenwert, weil die Absicht erkennbar ist, das Libra-Projekt von mehreren Seiten zu betrachten und aus heutiger Sicht auf mögliche Auswirkungen zu durchleuchten. Der Bankenverband hat keinen Abwehr-Reflex, sondern versucht, die eigene und die Rolle sämtlicher Protagonisten in die aktuelle Entwicklung einzuordnen.
Das Positionspapier steht in Deutsch und in Englisch zur Verfügung und kann als PDF direkt runtergeladen werden, über die Links gleich unten.