Haben sich Instant Payments noch nicht so richtig durchgesetzt, liegt das weniger am Desinteresse der zahlenden Bankkunden, mehr an den zusätzlichen Gebühren der teilnehmenden Banken. Normale SEPA-Überweisungen (SCT) sind kostenlos, dafür dauert es in der Regel einen Tag, bis das Geld auf dem Konto des Zahlungsempfängers ankommt. Eigentlich ein Unding in einer digitalisierten Welt.
Instant Payments (SCT Inst) sind Echtzeitzahlungen, die innerhalb von 10 Sekunden dem Konto des Empfängers gutgeschrieben werden. Diese schnellen SEPA-Zahlungen sind bereits seit November 2017 möglich und werden als das "Neue Normal" betrachtet. Neu stimmt, normal noch nicht. – die Durchsetzung im Markt wird durch zwei Punkte gebremst.
Zum einen ist die Teilnahme für Banken freiwillig. Nach Angaben der EU-Kommission bietet aktuell ein Drittel der Banken in der EU die schnellen SEPA-Zahlungen gar nicht an. Diese Absenz wirft Sand ins Getriebe der Idee, weil Instant Payments nur dann genutzt werden können, wenn Absender- und Empfänger-Bank dem System angeschlossen sind.
Zum anderen verlangen Banken für die schnellen Überweisungen als Option oftmals Gebühren zwischen 50 Cents und einem Euro pro Überweisung. So wird das nichts mit dem "Neuen Normal".
Die EU-Kommission will Instant Payments den Weg ebnen
Haben vier Jahre nicht genügt, um Instant Payments zum "Neuen Normal" zu machen, braucht's offensichtlich andere Massnahmen. Diese will die EU-Kommisson nun ergreifen und die Hürden für Echtzeit-Überweisungen beiseiteräumen. Die Kommission will Echtzeit-Überweisungen zum Standard machen und richtet den Blick deshalb auf die zuvor beschriebenen Bremsklötze, die bisher diesen Standard verhindert haben.
Zum einen sollen SEPA Instant Payments für alle Banken in der EU verpflichtend werden, das heisst konkret: Banken müssen die sekundenschnellen Zahlungen anbieten. Zum anderen dürfen die schnellen Überweisungen nicht teurer sein, als ihre langsamen Schwestern, die einen Tag lang unterwegs sind. Weil Letztere in der Regel kostenlos bleiben, wären Instant Payments folglich ebenso kostenlos.
Die Verordnung der EU-Kommission liegt vor, muss jedoch noch vom EU-Parlament genehmigt werden, bevor sie in Kraft trefen kann.
Was Instant Payments als Standard bringen können
Die schnellen Zahlungen bringen allen Beteiligten Vorteile. Vor allem auch in Kombination mit Request to Pay. Die sofortige Sichtbarkeit von erfolgten Zahlungen bringt im Handel und im eCommerce Sicherheit, kann logistische Prozesse beschleunigen (Kunde hat bezahlt, wir können ausliefern) und deshalb sogar Kartenzahlungen ersetzen.
Die jeweiligen Zahlungspartner profitieren von sofort nachgeführten und deshalb aktuellen Kontoständen, Zahlungsempfänger können ohne Wartezeien sofort über das Geld verfügen.
Und die Schweiz?
Instant Payments werden auch in der Schweiz obligatorisch, allerdings nur zum Teil. Schweizer Banken werden zum Empfang von Instant Payments verpflichtet, sie bleiben jedoch frei in der Entscheidung, ob sie die schnellen Zahlungen ihren Kundinnen und Kunden als Service oder als Standard anbieten wollen.
Die 50 grössten Schweizer Banken mit mehr als 500'000 Kundenzahlungen pro Jahr müssen diese Vorgaben bis August 2024 erfüllen, alle anderen Banken haben Zeit bis Ende 2026.
Die Schweiz hat im Bereich Instant Payments Nachholbedarf und sollte nicht von anderen Ländern überholt und abgehängt werden. Zudem wird der Druck von Big Techs, Neo-Banken und Plattformen zunehmen, die zum Teil heute schon, sicher in absehbarer Zeit auf die schnellen Zahlungen setzen.
Deshalb ist es möglicherweise eine gute Idee, wenn Schweizer Banken nicht nur die verordneten Minimal-Anforderungen erfüllen, sondern den mutigen Schritt weitergehen und Instant Payments auch in der Schweiz zum selbstverständlichen Standard machen.