Technologie

SIX und BearingPoint wollen eBill in die Welt hinaustragen

Der Finanzdistrikt in Paris bei Nacht
Bild: Sleg | Getty Images

Was in der Schweiz funktioniert, kann auch in Europa gut ankommen – SIX will auf der Basis von eBill einen Invoice-to-Payment Service für Europa entwickeln.

Mit der Technologie von eBill liefern Anbieter ihre digitalen Rechnungen direkt ins E-Banking ihrer Kundinnen und Kunden. Die hinterlegte Rechnung kann mit einem Klick zur Zahlung freigegeben oder abgelehnt werden. Das ist komfortabel. eBill als volldigitale Lösung kommt ohne Papier aus, geht keine Umwege und stellt ohne Erfassungsaufwand auch keine neuen Fehlerhürden auf. Deshalb wird eBill in der Schweiz von rund 100 Finanzinstituten unterstützt und nach Angaben von SIX sollen mehr als die Hälfte der Schweizer Haushalte den Rechnungsempfang und die Zahlung per Klick bereits nutzen.

eBill in Turbo-Version für Europa

In Kooperation mit der Management- und Technologieberatung BearingPoint will SIX auf der Basis von eBill einen voll integrierten Invoice-to-Payment-Service entwickeln. Die Technologie, welche von der Rechnungserstellung bis zur Zahlung nahtlos alles digitalisieren soll, wird auch SEPA Request-To-Pay-Funktionalitäten (SRTP) unterstützen.

Der RTP-Aspekt ist besonders interessant, weil diese Form der Zahlungsaufforderung das Potenzial hat, Kartenzahlungen und auch Lastschriften teilweise zu ersetzen. Zudem kann dieses Feature die Rolle des Bankkontos zusätzlich aufwerten – für Banken, für Händler und Rechnungsteller sowie auch für Rechnungsempfänger, welche Rechnungen oder eben auch Zahlungsaufforderungen gerne schnell und problemlos mit einem Klick zur Zahlung freigeben.

Ist Europa bereit für ein Euro-eBill made in Switzerland?

SIX und BearingPoint planen, ihre vollständig digitalisierte Lösung für Rechnungsstellung und -zahlung in ausgewählten Märkten in Europa zu etablieren. Rechnungsempfänger ausserhalb der Schweiz, also Endnutzer im E-Banking, brauchen nicht mit grossen Anstrengungen überzeugt zu werden – Komfort gewinnt immer und ein konsequent vereinfachtes Rechnungs- und Zahlungshandling wird bei vielen Konsumenten in Europa gut ankommen.

Sofern das Pricing stimmt, dürften auch Rechnungssteller und Banken zu begeistern sein. Zumal nach Aussagen der Kooperationspartner die neue Lösung schnell und einfach in bestehende Umgebungen von Banken integriert werden kann. Von dieser erwarteten Begeisterung machen SIX und BearingPoint auch den Zeitpunkt der Einführung abhängig. Ohne genügende Zahl von teilnehmenden Banken und Rechnungsstellern in den jeweiligen Ländern kann das neue System nicht durchstarten.

Die Kooperationspartner sind optimistisch und gehen davon aus, dass die ersten Anwendungen im europäischen Markt bereits 2023 laufen werden.

Die Schweiz als Technologie-, Lösungs- und Leistungsanbieter?

Grundsätzlich eine gute Idee. Was im Bereich von PSD2 und Open Finance bisher verpasst worden ist, die Schweiz spielt keine wahrnehmbare Rolle und besetzt schon gar keine Führungsposition, könnte hier greifen. Entwicklen SIX und BearingPoint eine wirklich runde Sache, die europäische Banken, Unternehmen und Konsumenten clever verbindet, hat die Schweiz auch im digitalen Rechnungs- und Zahlungsverkehr als Technologie-, Lösung- und Leistungsanbieter Chancen.

Das ist dem Finanzplatz Schweiz zu wünschen – Banking as a Service, Embedded Finance und verwandten Strömungen gehört die Zukunft. Wer in diesen Bereichen starke Technologien, Lösungen und zuverlässige Services liefert, wird nicht einfach durch den Wandel und Einflüsse von aussen verändert, sondern gestaltet selbst aktiv und massgeblich die Konturen der neuen Finanzindustrie.