Kryptowährungen

Elon Musk: Tesla darf nicht mit Bitcoin bezahlt werden und die Parodie mit Dogecoin geht weiter

Die Kryptowährung Dogecoin als Münze dargestellt
Bild: Adrian Black | Getty Images

Die wechselnden Launen des Tesla-Chefs bewegen Märkte und Kryptowährungen – vor allem Bitcoin und Dogecoin.

Tesla-Chef Elon Musk hat Sinn für Humor, Ironie und Macht. Dieser brisante Mix bringt regelmässig Kryptomärkte in Bewegung, manchmal auch zum Beben. Dazu genügen oftmals widersprüchliche oder missverständliche Signale und Posts auf Twitter, dem bevorzugten Kanal von Elon Musk. Der Tesla-Chef hat über 54 Millionen Follower auf Twitter.

Ein beträchtlicher Teil dieser Masse scheint zwischen Ironie, Laune, Witz und ernstgemeinten Posts schlecht unterscheiden zu können. Ob Musk selbst dazu imstande ist, bleibt allerdings auch unklar, der Tesla-Chef geht mit dem Kanal und seinen abgesetzten Botschaften sehr unbekümmert um. Fakt bleibt, haut der "Dogefather" in die Twitter-Tasten, bleibt das selten ohne Auswirkungen – unabhängig davon, ob es um Bitcoin oder um die Spasswährung Dogecoin geht.

Das Neuste von Elon Musk zu Bitcoin

Hatte Tesla gegen Ende März Bitcoin als Option zur Bezahlung von Teslas in den USA freigegeben, macht Elon Musk diese Entscheidung jetzt wieder rückgängig. Tesla und damit Musk zeigen sich besorgt über den massiven Energieverbrauch, insbesondere fossile Energieträger, die zum Mining und für Transaktionen von Bitcoin aufgewendet werden. 

Kaum getwittert, rauscht der Bitcoin-Kurs massiv in den Keller. Die Bewertung von Bitcoin wird mit und ohne Elon Musk diesen Einbruch auch wieder wettmachen, interessant sind jedoch zwei ganz andere Punkte.

Zum einen ist der hohe Energieverbrauch von Bitcoin nicht neu, im Moment in den Medien nur stärker thematisiert. Ein idealer Zeitpunkt für Tesla, ein umweltbewusstes Zeichen zu setzen. Im Wissen um den hohen Energieverbrauch hätte Musk dieses Zeichen allerdings schon Ende März dadurch setzen können, indem Tesla den Bitcoin gar nicht erst als Zahlungsmittel offiziell akzeptiert und eingesetzt hätte. Späte Einsicht ist nicht falsch, wirkt jedoch in der aktuellen Dramaturgie etwas scheinheilig.

Zum anderen legt Musk in seinem Tweet erneut eine Spur auf sein Lieblings-Steckenpferd, den Dogecoin. Er schreibt, dass Tesla nun nach anderen Kryptowährungen Ausschau halten werde, die weniger als 1 Prozent des Energiebedarfs von Bitcoin beanspruchen würden. Das drängt sich doch sein nun seit Wochen schon gehypter Dogecoin geradezu auf.

Das Neuste von Elon Musk zu Dogecoin

Dogecoin ist (oder war?) eine Spass-Kryptowährung, 2013 von zwei Programmieren als Parodie auf Bitcoin und Kryptowährungen geschaffen. Der Witz in Form eines digitalen Coins hat keine wirkliche Funktion, kein unterlegtes Projekt, er hätte sich darauf beschränken können, ein Witz zu bleiben.

Der Dogecoin dümpelte lange Zeit zwischen 1 und 5 Cents vor sich hin, bis Elon Musk sich vor einigen Monaten der Spasswährung annahm und mit einer Serie von Posts auf Twitter einen unglaublichen Hype losgetreten hat. Der einstige Witz in Gestalt eines Coins hat, befeuert durch Musk, einen Höchstkurs von 70 Cents erreicht. 

Im Dogecoin sind vor allem junge Leute und Massen von Kleinanlegern investiert, welche der Twitter-Parodie (?) von Musk offensichtlich ernsthafte Seiten abgewinnen und der Kryptowährung zu einer Kapitalisierung verholfen haben, die aktuell auf Platz vier sämtlicher Kryptowährungen liegt. Damit kann man locker zwei Mal die Deutsche Bank kaufen und hat noch Kapital für eine dritte Bank übrig. Gesund ist das kaum, aber für Musk scheint nicht "gesund" im Vordergrund zu stehen, mehr die Freude, durch jeden geworfenen Twitter-Stein eine gewaltige Wellenbewegung und eine Kettenreaktion auszulösen. Millionen von Kleinanlegern hängen an seinen Lippen, investieren beherzt in Dogecoin oder verkaufen panisch – je nach Tweet ihres Idols eben.

Elon Musk spielt mit der Community – und die Community spielt mit

Ob alle Beteiligten die Spielregeln kennen, bleibt offen – klar ist, die Spielregeln werden von Elon Musk gemacht. Und diese Regeln werden vom selbsternannten "Dogefather" möglicherweise jeden Tag neu interpretiert. 

Musks Aussagen auf Twitter zu Dogecoin variieren zwischen Augenzwinkern und kurzem Flirt bis zu konkreten Aussagen mit Brisanz. Wo der Witz endet und ob das Terrain von Ernsthaftigkeit überhaupt jemals betreten wird, bleibt völlig unklar. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Spass für Elon Musk darin liegt, an den Fäden zu ziehen und die Marionetten tanzen zu sehen. 

Getwitterte Bemerkungen wie "Dogecoin ist die Kryptowährung des Volkes" bringen seine Community zum Investieren und der Kurs explodiert. Ebenso wie "Es ist die Zukunft der Währung. Es ist ein unaufhaltsames Finanzvehikel, das die Welt erobern wird.", gesagt in der Rolle als Gastmoderator im Comedy-TV-Format "Saturday Night Live". Einige Atemzüge später Dogecoin als "Hustle" zu outen, bewirkt genau das Gegenteil und lässt den Kurs dramatisch abstürzen. Schon klar, Comedy, von seinen Anhängern jedoch offensichtlich nicht so eingeordnet.

Neuen Auftrieb gibt Musk seiner Community mit der von ihm am 11. Mai auf Twitter gestellten Frage: "Do you want Tesla to accept Doge?". Über 3,9 Millionen seiner Anhänger und Follower stimmen ab, 78.2 Prozent sagen: "Yes". Ebenfalls Comedy oder eine ernstgemeinte Frage?

Mit dem Aufstieg von Dogecoin auf 70 Cents haben Kleinanleger massiv gewonnen. Mit dem Absturz auf rund 40 Cents haben andere Kleinanleger massiv verloren. Ob die Parodie eines Coins von Elon Musk ebenfalls mit einer seit Wochen laufenden Dauer-Parodie beantwortet wird, bleibt unklar. Die These, dass Musk den Dogecoin tatsächlich zur führenden Weltwährung erheben will, mit der man auch auf dem Mond und auf dem Mars (SpaceX) bezahlen kann, scheint so oder so eher realitätsfern und verwegen. 

Klar ist, der Mann hat Humor, Witz und Sinn für Ironie – gepaart mit Launen, Macht und einer gewaltigen Reichweite ein brisantes Paket. Klar ist jedoch auch, Elon Musk führt Regie. Ohne nun einen auf moralinsauer machen zu wollen: als Regisseur und Idol einer Community mit 54 Millionen Followern muss die Regie sehr genau wissen, was sie tut und auslösen kann. Eine schillernde Leitfigur übernimmt Verantwortung, wenn sie über Kryptowährungen spricht – auch dann, wenn die bevorzugte Kryptowährung als Witz entwickelt worden ist.