Gebühren minimieren bekanntlich Erträge bei Investitionen, Anlagen und in der Vermögensverwaltung. Das gilt für ausgewiesene und natürllich auch für versteckte Gebühren. Hohe Gebühren können eingefahrene Gewinne empfindlich schmälern, versteckte Gebühren sind zudem ärgerlich, weil die böse Überraschung erst beim genauen Nachrechnen kommt und dann nicht mehr korrigierbar ist.
Überhöhte Gebühren und Intransparenz als Auslaufmodell
Versteckte Gebühren gibt's nach wie vor, allerdings wird der jahrzehntelang gepflegte Brauch der fehlenden Transparenz zum Auslaufmodell. Einerseits bedingt durch den Druck von Startups, FinTechs und anderen neuen Anbietern, welche tiefe Gebühren und Transparenz zum erklärten Teil ihrer Geschäftsmodelle gemacht haben, andererseits durch eine weiterhin zunehmende Zahl aufgeklärter Konsumenten, zudem verstärkt durch den Zorn übertölpelter und wechselwilliger Kunden.
Wer heute noch auf überhöhte Gebühren oder auf eine vorsätzlich komplizierte, für Normalmenschen nicht lesbare und deshalb intransparente Gebührenordnung setzt, wird vom Markt abgestraft und von Kunden abgesägt. Das ist bereits heute der Fall, in den nächsten Monaten und Jahren zunehmend und ganz sicher.
Faire Gebühren, Transparenz und Vergleichbarkeit als Erfolgsfaktoren
Aufgeklärte und auch preisaffine Kunden haben gar nichts gegen Gebühren. Erfahrungsgemäss werden faire, klar ausgewiesene und für alle verständlich formulierte Gebühren widerspruchslos akzeptiert, wenn sie in einem gesunden und nachvollziehbaren Verhältlnis zur beanspruchten Leistung stehen. Das gilt insbesondere auch für die Finanzindustrie und die breite Palette der angebotenen Finanzdienstleistungen.
Heute werfen wir einen Blick auf klar ausgewiesene und tiefe Gebühren am Beispiel des digitalen Vorsorge-Pioniers Viac.
Das FinTech Viac gibt sich kämpferisch und senkt erneut die Gebühren
Damit löst der digitale Vorsorge- und Säule 3a-Pionier ein Versprechen ein, das Viac bereits letzten Februar abgegeben hatte. Mit der Bemerkung "Mehrwert für die Kunden und nicht nur für die Bank!" hatte das FinTech damals angekündigt, dass die Gebühren bei den "sportlichen Strategien" nochmals deutlich gesenkt werden sollen.
Viac nimmt für sich in Anspruch, bisher schon die tiefsten durchschnittlichen Gebühren im Angebot zu haben. Diese werden nun mit dem Erreichen der Milliardengrenze an verwalteten Vermögen erneut gesenkt – wie angekündigt bei den "sportlichen Strategien". Die Gebührensenkung wird rückwirkend per 1. März 2021 eingeführt und soll nach Angaben des FinTechs nicht nur Kundinnen und Kunden fröhlich machen, sondern auch den Druck auf Mitwerber erhöhen:
Ziel dieser Gebührensenkung ist es, den Erfolg an die Kunden weiterzugeben und die traditionellen Anbieter dazu zu bewegen, ihre Gebühren zu überdenken
Etwas Robin Hood-Attitüde mit Fanfaren-Getöse sei dem Pionier-FinTech erlaubt, dennoch bleibt anzumerken: jeder traditionelle Anbieter, der seine Gebühren nicht überdenken mag, wird zum potenziellen Neukunden-Generator für Viac (auch für Frankly und andere 3a-Anbieter mit tiefen Gebühren). Das weiss auch das FinTech und öffnet schon mal selbstbewusst die Schleusen der Neukunden-Gewinnungs-Kanäle – mit Argumenten, welche der Hochpreis-Konkurrenz wenig Freude machen dürften.
Wer profitiert wie von der Reduktion der Gebühren?
Die aktuelle Gebührensenkung betrifft die "sportlichen Strategien", das sind jene mit einem hohen Aktienanteil. Zum Beispiel bei der Strategie "Global 100" (Aktiengewicht 97 Prozent) wird die Gebühr von bisher 0.51 auf 0.45 Prozent gesenkt. Was nach wenig klingt, wird von Viac im Zusammenhang mit dem Zinseszins-Effekt, einem langen Anlagehorizont und dem Verweis auf den durchschnittlichen Wertzuwachs mit einem Beispiel illustriert:
"Ein 25-Jähriger beginnt in der Säule 3a mit der Viac Global 100 Strategie zu sparen und zahlt jährlich das Maximum von CHF 6'883 ein. Dank der Gebührenreduktion von 0.06% hat der Kunde in diesem Beispiel im Alter 65 über 25'800 Franken mehr in seiner Säule 3a."
Mit einem Seitenblick auf das Konkurrenzumfeld greift Viac zum Zweihänder-Argument und rechnet weiter vor:
"Gemäss Moneyland kosten 3a-Produkte im Schnitt 1.21 Prozent. Würde man damit einen Vergleich vornehmen, so würden unglaubliche 296'000 CHF mehr in der Tasche des Vorsorgenehmers bleiben."
Der aktuelle Gebühren-Cap soll nach Angaben des FinTechs die durchschnittlichen Gesamtkosten für Kunden von Viac auf 0.36 Prozent drücken, unter Berücksichtigung der externen Produktkosten, welche innerhalb der eingesetzten ETFs und Indexfonds anfallen. Wie gesagt als Durchschnittswert, je nach gewählter Strategie können die Kosten variieren.
Was den Vorsorgemarkt für FinTechs und neue Anbieter attraktiv macht
Viac und auch andere Neo-Anbieter im Vorsorgebereich proftieren von mehreren Entwicklungen. Die Vorsorge über die Säule 3a ist ein wachsender Milliardenmarkt, der in den letzten drei Jahren durch FinTechs spürbar "entstaubt" und gerade auch für junge Zielgruppen durch smarte Apps attraktiver ausgestaltet worden ist.
In Zeiten von Negativzinsen ist das Bargeld-Sparen zwangsläufig aus der Mode gekommen, Cash auf dem Konto wird mit Strafzinsen belegt und lässt das angesparte Vermögen schwinden. Konsumenten verschiedener Altersgruppen setzen auf Alternativen und kombinieren aufgrund steuerlicher Vorteile vermehrt interessante Anlageformen mit Vorsorgesparen.
Die seit Jahren anhaltenden Probleme und Diskussionen im Zusammenhang mit AHV und BVG sowie die oftmals eher halbherzigen Reformversuche verunsichern die Bevölkerung. Die Sorgen um die eigene finanzielle Situation im Alter werden grösser – dadurch gewinnt die 3. Säule der Vorsorge massiv an Bedeutung.
Banken und Versicherer teilen sich den Milliardenmarkt der Säule 3a aktuell im Verhältnis von etwa 60 zu 40 Prozent auf. Bisher sind die traditionellen Player, mit wenigen Ausnahmen, allerdings nicht durch besonders innovative Lösungen oder durch tiefe Gebühren aufgefallen.
Das öffnet Türen und Tore für Startups, FinTechs und neue Anbieter, welche dem Riesenmarkt ein neues Gesicht geben wollen – und genau das auch tun. Dazu kommt: 3a-Konten und -Vermögen können eher einfach von einem Anbieter zu einem anderen transferiert werden. Wunschdestinationen dürften vermehrt jene Player sein, die durch smarte Lösungen, flexible Angebote und durch tiefe Gebühren überzeugen.
Die Bewegung im Markt der Vorsorge-Lösungen wird an Kraft noch zunehmen
Mögen die Anteile der neuen Player im Moment noch überschaubar sein, sie werden wachsen. Zudem bietet der riesige Markt mit weit über 100 Milliarden Schweizer Franken an verwalteten Vermögen und zusätzlich wachsendem Potenzial durch neue Kundengruppen noch sehr viel Raum für weitere Anbieter mit innovativen Lösungen.
Viacs, Franklys, Selmas und wie die FinTechs alle heissen – die neuen Player werden mehr und nehmen sich gegenseitig nichts weg. Sie alle motivieren einerseits neue Kundengruppen und bedienen sich andererseits am riesigen Pool der etablierten Anbieter. Diese sind bisher, mit sehr wenigen Ausnahmen, erstaunlich still und regungslos geblieben.
Ist der Leidensdruck auf Seiten der Banken und Versicherer offensichtlich noch gering, spielt genau das den neuen Anbietern in die Hände – diese FinTechs haben für Kunden mit einer durchschnittlichen Begabung fürs Rechnen im Moment schlicht die besseren Argumente und Angebote.