Die ältesten und etablierten Neo-Banken sind heute gut zehn Jahre alt. In ihren ersten Jahren sind sie in Kreisen der klassischen Banken-Szene eher belächelt worden – sie waren die Wahnsinnigen und Experimentierfreudigen, die nicht rechnen können. Gratiskarte, kostenloses Konto und dazu noch Verzicht auf unverschämte Gebühren bei Fremdwährungen – wie soll das gutgehen? Als Konkurrenten hat man die Challenger- und Neo-Banken nicht gesehen, mehr als Unterhaltungs-Programme des Scheiterns.
Neo-Banken müssen erstmal beweisen, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert
Auf diese berechtigte und oft gehörte Bemerkung haben zahlreiche Neo-Banken inzwischen eine Antwort geliefert und den Beweis erbracht. Die reiferen unter den Neo-Banken schreiben Gewinne. Zum Beispiel Wise, Revolut, Monzo, Starling und auch die Nubank.
Auch die Betrachtung klassischer Banken gegenüber Neo-Banken hat sich inzwischen geändert. Traditionelle Banken lancieren selbst Neo-Banken oder digitale Apps und übernehmen in Teilen das, was bei Neo-Banken besonders gut funktioniert. Oder das, was Kundinnen und Kunden sich wünschen und auch von ihrer Hausbank verlangen.
Die Nubank betreut heute 100 Millionen Kundinnen und Kunden
Die brasilianische Nubank gehört zu den grössten FinTechs und Digitalbanken weltweit und zu den Frühstartern unter den erfolgreichen Neo-Banken. Begonnen hat es vor zehn Jahren, David Vélez und Cristina Junqueira wollten mit einer kostenlosen Karte und einem Konto auf dem Smartphone die Vormachtsstellung der hochpreisigen klassischen Banken angreifen. Banken, die in Sachen Gebühren und Kreditzinsen weltweit die Spitze mit anführen.
Der Plan von Vélez und Junqueira ist aufgegangen, nach der Kundenzahl ist die Nubank heute bereits das viertgrösste Finanzinstitut in Lateinamerika. Die Neo-Bank betreut bereits mehr als 100 Millionen Kundinnen und Kunden In Brasilien, Mexico und Kolumbien.
Derr Löwenanteil mit 92 Millionen entfällt auf den angestammten Heimmarkt Brasilien, 7 Millionen sind es in Mexico und bisher 1 Million in Kolumbien.
Weit über Konto und Karten hinausgewachsen
Konto und Karten bilden weiterhin die Bais, die Neo-Bank hat jedoch ihr Finanzangebot laufend erweitert. Heute gehören Sparpläne, Anlage- und Investitionsmöglichkeiten, Kredite, Ratenzahlungen oder Versicherungen mit dazu – und auch ein Marktplatz mit Shopping-Angeboten ist Teil des Programms.
Die breite Palette von Leistungen und Services steht Privaten zur Verfügung und in angepasster Form auch Unternehmen.
Im ersten Quartal 2024 gut unterwegs
Nubank verzeichnet im ersten Quartal 2024 einen Umsatz von 2.7 Milliarden US-Dollar und schreibt einen Nettogewinn von 379 Millionen Dollar.
Die geknackte Marke von 100 Millionen Kundinnen und Kunden geht zurück auf einen jährlichen Zuwachs von 22 Prozent. Im ersten Quartal meldet die Neo-Bank eine Zunahme von 5.5 Millionen Kundinnen und Kunden. Daraus lässt sich schliessen, dass der Zustrom von Neukunden weiterhin ungebrochen weiterfliesst.
Der Durchschnittsumsatz eines aktiven Kunden liegt monatlich bei 11.4 US-Dollar. Was wenig erscheint, hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gesteigert. Reifere Segmente, so Nubank, würden bereits bei 27 Dollar liegen. Skaleneffekte führen bei der Neo-Bank auch bei überschaubaren Monatsumsätzen zu erfreulichen Ergebnissen.
Die Kosten für die Bedienung eines aktiven Kunden weist Nubank unverändert mit monatlich 0.9 Dollar aus. Mit der effizienten und kostengünstigen Betriebsplattform unterstreicht die Neo-Bank die starke operative Hebelwirkung ihres Geschäftsmodells.
Die Kernmärkte von Nubank in Lateinamerika sind riesig und noch längst nicht ausgereizt. Deshalb dürfte sich das Wachstum fortsetzen. Die Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal 2024 steht bevor, negative Überraschungen sind nicht zu erwarten.
Auf engere Grenzen dürfte die Neo-Bank mit Expansionabsichten in den USA oder auch in Europa stossen. In Brasilien ist Nubank der Pionier, ausserhalb von Lateinamerika sind diese Rollen bereits besetzt.