Was Revolut unter antizyklisch versteht, haben wir in den letzten Monaten mehrfach vorgestellt. Auf dem Weg zur Super-App haut das FinTech laufend neue Funktionen aus der Pipeline, expandiert auch geografisch und scheint insbesondere Erzrivale N26 aus dem Rennen werfen zu wollen. Hört man von N26 in den letzten Monaten wenig bis nichts, ist Revolut in einer atemberaubenden Kadenz mit Nachrichten und neuen Produken präsent.
Wie sich der aggressive Kurs in Zahlen ausdrückt, haben wir im Juli 2022 zusammengefasst, hier. Mit 20 Millionen Kunden in 36 Märkten, 450'000 davon in der Schweiz, operiert Revolut inzwischen in einer Grösse, die neue Produkte und Leistungen in einer gewissen Breite auf einen fruchtbaren Boden fallen lassen.
Mit einem eigenen Karten-Terminal ist das FinTech kürzlich näher an die Händler gerückt. Auf der Welle von Buy Now Pay Later (BNPL) reitet Revolut ebenfalls seit einiger Zeit. Das Reisebüro in der App ist auch eröffnet. Kredite werden in Teilmärkten angeboten, Hypotheken sind im Gespräch – um nur einige Beispiele zu nennen. Das und mehr neben den gewohnten Banking-Funktionen, Aktien- und Kryptohandel sowie ausgebauten Leistungen rund ums Zahlen.
Und jetzt mit Revolut Pay ein eigenes Checkout-Verfahren für Händler
Mit Revolut Pay lanciert die Challenger-Bank eine neue, sichere Click-to-Pay-Funktion, die es Händlern in Grossbritannien und im europäischen Wirtschaftsraum ermöglichen soll, Revolut als Zahlungsmethode beim schnellen Checkout anzugeben.
Revolut Pay soll schnelle und sichere Zahlungen auf E-Commerce-Plattformen garantieren. Die Transaktionen werden über Sicherheitsverfahren wie Face ID oder Fingerabdruck validiert, so dass keine Kontodetails mit Dritten geteilt werden und das Betrugspotenzial bei Online-Käufen minimiert wird. Revolut Pay ist sowohl online als auch mobil einsetzbar. Verbraucher können mit nur einem Klick bezahlen und erhalten bei jeder Transaktion sofortiges Cashback auf ihre Einkäufe.
Cleverer Schachzug bei der Lancierung des neuen Produkts: Revolut Pay kann auch von Nicht-Kunden eingesetzt werden und wird damit zum möglichen Neukunden-Generator. Nicht-Kunden bezahlen mit der neuen Lösung, indem sie eine Karte von Mastercard oder Visa bei Revolut Pay hinterlegen.
Bestehende Kunden bezahlen direkt mit ihrem Kontoguthen – oder ebenfalls über gespeicherte Karten.
Revolut will Konsumenten und Händler zusammenbringen
Eine Schiene, die Klarna schon seit Jahren erfolgreich fährt. Revolut macht Revolut Pay Online-Händlern mit der Anmerkung schmackhaft, dass im Online-Handel bis zu 80 Prozent der Umsätze aufgrund von Abbrüchen beim Checkout verlorengehen. Gründe: verwirrende Prozesse und eine begrenzte Auswahl an Zahlungsmethoden.
Mit seinem nach eigenen Aussagen schnellen und reibungslosen Checkout will Revolut Pay die Zahl der Kaufabbrüche deutlich reduzieren. Darüber hinaus können Händler über Revolut Pay Zahlungen in mehr als 20 Währungen zu niedrigen Gebühren akzeptieren. Wie niedrig diese Gebühren ausfallen sollen, ist noch nicht kommuniziert.
Das neue Checkout-Feature von Revolut und Revolut Business wird bereits von Händlern wie Shopify, Prestashop, WH Smith und Funky Pigeon genutzt und in den kommenden Monaten bei weiteren Anbietern, darunter dem Flugbuchungsunternehmen FlyGo, verfügbar sein. Das FinTech unterstreicht, dass Revolut Pay vollständig auf der hauseigenen Zahlungsinfrastruktur von Revolut basiert. Für Revolut, nach eigenen Angaben, ein weiterer Schritt zum Aufbau eines digitales Ökosystems, in dem Nutzer, Händler und Lieferanten auf der ganzen Welt dank niedrigerer Gebühren einfach zusammenkommen können. Wie gesagt, Klarna ist mit dieser Strategie gross geworden.
Die Challenger-Bank fährt mehrgleisig
Der Launch von Revolut Pay wird als logische Folge der Markteinführung von Revolut Reader betrachtet, dem ersten Kartenterminal von Revolut, im Juli 2022. Mit diesem Produkt hat Revolut den eher ungewöhnlichen Schritt ins Lager der Hardware-Anbieter getan, MoneyToday.ch hat berichet. Nikolay Storonsky, Gründer und CEO von Revolut, fasst seine Gedanken zu Revolut Pay mit folgenden Worten zusammen:
«Revolut Pay punktet durch Schnelligkeit, Sicherheit und niedrige Gebühren. Damit verschafft Revolut Pay einen Wettbewerbsvorteil für Händler in einem schnell wachsenden E-Commerce-Markt. Wir bei Revolut sind ständig bestrebt, Zahlungsabwicklungen für Händler jeder Grösse schneller, einfacher und günstiger zu machen – egal wo sie sich befinden. Mit Revolut Pay ermöglichen wir zur selben Zeit bequemere und sichere Checkout-Lösungen für Kundinnen ud Kunden in ganz Europa.»
Mit diesem Statement unterstreicht Storonsky die neue Teil-Strategie, über die Pflege von Händlern neue Kundinnen und Kunden für die eigene Super-App zu generieren. Die Challenger-Bank zielt mit neuen Produkten auf Händler, ohne auf der anderen Seite die Nutzerinnen und Nutzer der App zu vernachlässigen. Beide Segmente werden separat gepflegt – und über Gemeinsamkeiten auch zusammengeführt.
Eine clevere Strategie, jedoch auch ziemlich kosten- und personalintensiv. Revolut ist allerdings sehr gut finanziert – und das Basisgeschäft mit 20 Millionen Kundinnen und Kunden bleibt auch nicht ohne Erträge.