Der Finanzplatz Schweiz hat mit einem Proof of Concept einen grossen Meilenstein gesetzt, in mehrfacher Hinsicht. Die Machbarkeitsstudie hat bewiesen, dass die Emission von tokenisierten Anlageprodukten, aufgeführt auf einer öffentlichen Blockchain, an einer regulierten Schweizer Börse in Schweizer Franken gehandelt werden können.
Das Bemerkenswerte am Proof of Concept
Dass alles nach Wunsch geklappt hat, ist die Premiere und der Meilenstein. Bemerkenswert ist jedoch die Zusammensetzung der Kooperationspartner, die an dieser Machbarkeitsstudie mitbeteiligt waren.
Der Proof of Concept wurde unter der Führung der CMTA entwickelt und durchgeführt, mit Unterstützung von Vertretern der Schweizer Börse BX Swiss, Credit Suisse, Homburger, Lenz & Staehelin, Metaco, Pictet, Targens, Taurus, UBS und Vontobel.
Die Capital Markets and Technology Association (CMTA) ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Genf, welche Experten aus dem Finanz-, Technologie- und Rechtsbereich zusammenbringt, um den Einsatz neuer Technologien auf den Kapitalmärkten zu fördern. Offenbar hat CMTA die richtigen Experten zusammengebracht.
Die erfolgreich durchgeführte Machbarkeitsstudie legt den Grundstein für eine alternative Schweizer Nachhandels-Infrastruktur, die ohne zentrale Parteien (zentrale Gegenpartei und Zentralverwahrer) funktioniert und es den teilnehmenden Banken ermöglicht, von Kostenvorteilen entlang der gesamten Wertschöpfungskette einer Effektentransaktion (Emission, Abwicklung und Verwahrung) zu profitieren.
Der Proof on Concept auf einen Blick
Drei verschiedenen Vorgänge – Emission, Handel und Abwicklung – erfolgten innerhalb von Stunden, während sie in einem traditionellen Finanzumfeld mehrere Tage dauern. Zu diesen drei Phasen gehören:
- die Emission von tokenisierten Anlageprodukten, welche auf einer Ethereum Test-Blockchain aufgeführt sind
- der Handel dieser Produkte in Schweizer Franken an einer regulierten Schweizer Wertpapierbörse
- die Abwicklung der Handelsgeschäfte über einen von der CMTA entwickelten Smart Conctract
Die einzelnen Schritte und die involvierten Partner der Machbarkeitsstudie fassen wir im Folgenden kurz zusammen.
Emission, Handel und Abwicklung: die Rollen der involvierten Partner
Vontobel und Pictet emittierten je ein aktiv verwaltetes Equity-Zertifikat, das einen Aktienkorb repräsentiert, die Credit Suisse emittierte eine strukturierte Anleihe.
Diese Effekten wurden mit digitalen Tokens verknüpft, welche auf einer Ethereum Test-Blockchain aufgeführt waren – ein Prozess, der allgemein als "Tokenisierung" bezeichnet wird. Die Effekten wurden anschliessend auf der Plattform der BX Swiss, einer von der FINMA regulierten Schweizer Wertpapierbörse, gehandelt.
Die Geschäfte wurden bilateral über die Blockchain abgewickelt. Hierzu nutzten die Teilnehmer einen On-Chain-Mechanismus, der die Verpflichtungen der Parteien absichert. Die Abwicklung in Fiat-Währung (Schweizer Franken) wurde ermöglicht durch eine Applikation namens DLT2Pay, ein Produkt von Targens, welches die Blockchain mit dem Swiss Interbank Clearing (SIC), dem Echtzeit-Bruttosystem (RTGS) der Schweizerischen Nationalbank, verbindet.
Der Proof of Concept nutzte das Standard-Token-Format und den Smart Contract (CMTAT) der CMTA sowie einen weiteren Smart Contract, der die Lieferungs- und Zahlungsfunktion herkömmlicher Abwicklungssysteme nachbildet.
Die Erstellung, die Sicherheitsaspekte und der technische Betrieb der Smart Contracts erfolgten unter der Leitung von Taurus, deren Technologie für die Emission und Verwaltung der strukturierten Produkte während ihres gesamten Lebenszyklus verwendet wurde.
Verschiedenste Organisationen, Banken, Tech-Unternehmen und Juristen haben ihr Know-how zusammengelegt und damit etwas möglich gemacht, das die Möglichkeiten des Finanzplatzes und der Finanzindustrie stark verändern wird.
Details zu Abwicklung und Technologie
Wer tiefer gehen möchte, zwei Videos liefern zusätzliche Einblicke und Details.