Die aktuelle Studie zum Sourcing-Markt und zum Outsourcing-Verhalten von Schweizer Banken ist eine Premiere. Zum ersten Mal hat das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern den Markt in aller Breite und Tiefe ausgeleuchtet. Mit dem Ziel, Antworten auf zentrale Fragen liefern zu können, wie zum Beispiel:
Welche Services lagern die Schweizer Banken aus? Wie funktioniert der Sourcing-Markt und wie wird er sich entwickeln? Wo liegt noch Potenzial, wo zeigen sich Probleme? Das IFZ hat 49 Schweizer Banken zum Thema befragt und Experteninterviews mit verantwortlichen Vertretern von Sourcing-Anbietern und Banken zusammengefasst.
Im Ergebnis legt das IFZ einen knapp 100-seitigen Bericht vor, der dem Sourcing-Markt Schweiz quantitativ und qualitativ ein Gesicht gibt.
Wer Routinen auslagert, hat Raum für die Herausforderungen der Zukunft
Berichte der jüngeren Vergangenheit über den Rückzug der Grossbanken im Sourcing-Bereich lassen die Vermutung zu, dass der Sourcing-Markt Schweiz auch aktuell auf eher tiefem Niveau stagniert. Stimmt nicht. Die Studie benennt Gründe und liefert Zahlen.
Die überraschenden Zahlen sind allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange, die Autoren der Studie gehen davon aus, dass sich der Markt weiterhin stark entwickeln könnte. Motive, weshalb das Thema Sourcing noch verstärkt an Gewicht zulegen könnte, beschreiben die Autoren mit folgender Überlegung:
Dass die Banken gut beraten sind, sich vermehrt auf die Entwicklung von neuen, zukunftsfähigen Geschäftsmodellen und deren Realisierung zu konzentrieren, ist auch dem Umstand geschuldet, dass internationale Unternehmen – insbesondere auch sehr grosse, branchenfremde Anbieter – mit grosser Dynamik und viel Druck in den Markt drängen. Während diese neuen Anbieter sich auf ein fokussiertes Angebot für eine Zielgruppe konzentrieren und eine Vielzahl von Dienstleistungen von Dritten beziehen, sind die etablierten Anbieter noch in ihrem historischen Setup gefangen und können deshalb mit der Geschwindigkeit der Anpassung ihrer Angebote an neue Bedürfnisse mit den neuen Anbietern nicht Schritt halten.
Die aktuelle Studie belegt, dass bereits in der Gegenwart das Motiv, das die Autoren anführen, mit zu den genannten Gründen gehört, weshalb Banken Bereiche outsourcen. Sie möchten Kopf und Hände freihaben, um die Herausforderungen der Zukunft anzupacken – und diese Herausforderungen liegen nicht in Routineprozessen.
Die Empfehlung des US-amerikanischen Ökonomen Peter Drucker scheint zu greifen, der Erfolg schon früh (auch) an dieser Formel festgemacht hat:
Do what you can do best and outsource the rest
Welche Leistungen werden ausgelagert?
Ein erstaunliches Ergebnis vorweg: lediglich acht Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Banken lagern keinerlei Services oder Dienstleistungen aus. Das heisst: neun von zehn Banken sind mit im Spiel.
In den Bereichen IT und Versand lagern fast vier von fünf Banken Services an Dritte aus. Ebenfalls stark verbreitet ist das Outsourcing in der Verarbeitung des Zahlungsverkehrs und in der Wertschriften-Verarbeitung (63 bzw. 59 Prozent).
Am wenigsten lagern Banken zurzeit Services in den Bereichen Rechnungswesen (22 Prozent), Compliance (16 Prozent) und in der Kreditverarbeitung (6 Prozent) aus.