Die Tochter von Postfinance und Swissquote hat die erreichte Marke von 50'000 Kundinnen und Kunden gemeldet. Im November 2021 waren's noch 33'000, die jüngste der Schweizer Neo-Banken hat gut zugelegt.
Etwa die Hälfte der Neukunden dürfte weiterhin aus Kundenbeständen der beiden grossen Mütter stammen. Ein Effekt, von dem Yuh auch in Zukunft profitieren wird. Diese Abwanderung ist für die Mutterhäuser leicht zu verschmerzen, weil weder Postfinance noch Swissquote Reisende aufhalten, welche die Lust an satten Gebühren und kostenpflichtigen Zusatzleistungen verloren haben. Zudem, führt der Fluchtreflex in die gewünschte Richtung, bleiben die Abwanderer auch im neuen Hafen unter dem bisherigen Dach.
Interessantes Detail: Die frei zugewanderte andere Hälfte der neuen Kundinnen und Kunden soll nach Aussagen des FinTechs im Verhalten zu den aktiveren Nutzern gehören. Das kann möglicherweise damit zusammenhängen, dass diese Kunden nicht aus Kosten- und Gebührengründen das Lager gewechselt haben, sondern eben bewusst und mit konkreten Absichten den Weg zu Yuh gewählt haben. Dafür liefert das FinTech auch zahlreiche Gründe.
Yuh gehört zu den Neo-Banken mit Komplettangebot
Komplett heisst, dass Yuh die Bereiche Zahlen und Sparen abdeckt, das tun die anderen Neos auch, zusätzlich jedoch den Bereich Investieren mit an Bord hat und damit den meisten anderen Neo-Banken eine entscheidende Nasenlänge voraus ist. Gerade im Trading baut das FinTech sein Angebot laufend aus, heute können bereits 218 Aktien, 24 ETFs, 25 Trendthemen, 2 Anlagethemen und 26 Kryptowährungen gehandelt werden.
Mit zu den grossen Pluspunkten gehört, dass Yuh vor einiger Zeit Fractional Trading eingeführt hat. Dadurch können Kundinnen und Kunden bereits ab 25 Franken Anteile jeder beliebigen Aktie kaufen. Mit diesen Fractional Shares hat Yuh eine grosse Karte in die Waagschale geworfen, die Neo-Bank öffnet vor allem auch jüngeren Kundengruppen mit überschaubarem Budget von Anfang an den Zugang zu einem breit gestreuten Aktien-Portfolio.
Yuh scheint gut im Markt anzukommen, das bestätigt auch eine kürzlich durchgeführte Umfrage von MoneyToday.ch. In Bezug auf Zukunftsaussichten und langfristigen Erfolg setzen unsere Leserinnen und Leser Yuh vor sieben anderen Neo-Banken auf Platz 1, hier geht's zu den Detailresultaten. Das ist insofern überraschend und ein ziemlich harter Wert, als die jüngste Neo-Bank in nur neun Monaten ihre Vorstellungen vom Umgang mit Finanzen in der Schweiz offenbar eher eindrücklich etabliert hat.
Ist Yuh auch ein Kundengenerator für Postfinance und Swissquote?
Heute ist Yuh der Fluchtpunkt und Hafen für gebührentraumatisierte oder schlicht nicht willkommene Kundinnen und Kunden von Postfinance und Swissquote. Ist das eine Einbahnstrasse oder kann die Abwanderung später auch in die andere Richtung führen?
Swissquote-CEO Marc Bürki geht davon aus und glaubt, dass die Finanz-App in der Funktion eines Einsteigerprodukts später auch Kunden für Postfinance und Swissquote generieren könnte. Ob sich diese Hoffnungen erfüllen, bleibt abzuwarten, die Ampeln stehen in unserer Betrachtung allerdings nicht unbedingt auf Grün.
Immer vorausgesetzt, Yuh wird im Leistungsumfang von den beiden Müttern nicht gedeckelt und erweitert auch weiterhin laufend Funktionen und Angebote – dann dürfte sich in Zukunft keine einleuchtende Antwort auf die Frage finden: Was können Postfinance oder Swissquote besser, schneller oder günstiger als Yuh? Die Gebühren von Yuh und ihren Müttern sind Welten voneinander entfernt, das sehr viel grössere Trading-Angebot von Swissquote kann Yuh im Laufe der Zeit wettmachen. Wer keine Spezialitäten braucht, ist mit den verschiedenen Zahl- und Sparfunktionen der App auf der komfortablen Seite. Bringt die Neo-Bank ihr Smartphone-Angebot irgendwann auf den PC, sind auch langjährige Kundinnen und Kunden an der Schwelle zum Lesebrillen-Alter locker zu halten.
Überraschungen bleiben natürlich auf allen Seiten möglich, auch bei Postfinance und Swissquote. Deshalb wird sich erst in Zukunft zeigen, ob die Verbindung zwischen Yuh und ihren beiden Muttergesellschaften als Einbahnstrasse ausgelegt bleibt oder ob da eine mehrspurige Autobahn für Verkehr in alle Richtung sorgen soll.