Die Zeit der jungen Wilden ist längst vorbei, die Zeit der FinTechs nicht, die holen erst richtig Anlauf. Jung sind sie immer noch, wild ebenfalls, inzwischen jedoch kombiniert mit der Erfahrung von Bankern. Von mobilen Bankern. Mehr und mehr FinTech Startups sind mit eigener Banklizenz unterwegs. Das erweitert ihre Möglichkeiten, die sie auch nutzen. Diese Mischung ist brisant und schafft einen völlig neuen Typ von Bank, der sich nicht wie Bank anfühlt, weil die Startup-DNA immer mit an Bord bleibt.
Die neue Generation der Finanzdienstleister unterschiedet sich nicht nur durch mobile Apps, das können klassische Banken auch, sie schaffen neue Services oder neue Kombinationen von Services und füllen Lücken aus. Sie operieren am anderen Ende des klassischen Bankings und unterstreichen das auch im Marketing. Vor allem jedoch schaffen sie Unterschiede durch Angebote, welche punktgenau die Wünsche ihrer Zielgruppen spiegeln. Erkannte Lücken werden gefüllt, in der Regel sehr schnell. Und die mobilen Banken überzeugen durch Gebührenmodelle, die zwischen kostenlos und sehr günstig positioniert sind.
Heavy Metal in der Brieftasche
Mit N26 Metal lanciert N26 ein neues Premiumprodukt. Im Zentrum steht eine Mastercard, die unverschämt gut aussieht (nicht zu unterschätzen, Zielgruppen mögen das), mit einem Metallkern aus Wolfram auftrumpft, deshalb weder gebogen noch gebrochen werden kann, dreimal schwerer ist als eine Plastikkarte (ebenfalls nicht zu unterschätzen, Jungs zwischen 18 und 80 mögen das), kontaktlose Zahlungen beherrscht und überhaupt alles kann, was eine exklusive Karten können soll.
Zusatzleistungen im Smartphone
Die App zur Karte liefert alles, was mobiles Banking im Smartphone attraktiv macht. Zusätzliche jedoch Zugang zu Partnerprogrammen mit erweiterten Leistungen. Zum Beispiel die Möglichkeit, weltweit kostenlos Konferenzräume oder Arbeitsplätze an WeWork-Standorten zu mieten.
N26 Metal Kunden profitieren zudem von einer umfassenden weltweiten Reiseversicherung, von den "besten Wechselkursen" bei Kartenzahlungen und zusätzliche Gebühren für Bargeldbezug im Ausland sind Geschichte. Zusatzleistungen und Partnerprogramm sollen laufend erweitert werden, verspricht N26.
Valentin Stalf, Gründer und CEO von N26, beschreibt das neue Produkt so:
«N26 Metal ist mehr als nur ein Premium-Bankprodukt, es ist eine Karte für den zeitgemässen, digitalen Lebensstil, indem wir mit den besten Marken kooperieren, gehen wir deutlich weiter als nur reine Finanzprodukte anzubieten. Vielmehr geben wir unseren Kunden Zugang zu den besten Produkten und Serviceleistungen mit nur wenigen Klicks in der N26 App.»
Ausgewählte N26 Black Kunden (Premium-Produkt von N26) dürfen bereits ab Mitte Dezember die neue Heavy Metal-Karte bespielen. Der offizielle Start ist Anfang 2018 vorgesehen, vorab in den Märkten Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich.
Die Pakete werden umfangreich geschnürt
Vergleicht man aktuell Strategie und Leistungen von N26 und Revolut, werden die Unterschiede kleiner. N26 kratzt mit den "besten Wechselkursen" und dem Wegfall vom Gebühren am USP von Revolut. Standard- und Premium-Angebote sowie zahlreiche Zusatzleistungen im Banking und ausserhalb von Finanzprodukten, bieten beide. Revolut führt bei den Kundenzahlen, hat kürzlich die Million geknackt (N26 hat aktuell 500'000+), und ist schneller und aggressiver unterwegs. Starke Expansion in Europa und in weiteren Destinationen, unter anderen in den USA, haben beide FinTech-Banken auf dem Schirm. Revolut fehlt aktuell noch die Banklizenz, die jedoch im ersten Halbjahr 2018 erwartet wird. Der fehlende Metallkern in der Karte dürfte nicht als Makel empfunden werden – falls doch, Revolut agiert sehr schnell und weiss, wie Schwermetall in eine Karte zu kriegen ist.
Interessant ist, dass zwei mobile Banken Terrain besetzen, schnell wachsen, ohne sich in die Quere zu kommen und deshalb gemeinsam neue Standards etablieren, die sehr gut im Markt ankommen.
Die Allianz gegen das klassische Banking
Vergleichbare Strategien und ähnliche Leistungen hin oder her, N26 und Revolut stehen nicht unbedingt in Konkurrenz zueinander. Die jungen Märkte sind gross genug und werden auch von anderen FinTechs mit Banklizenz beackert, zum Beispiel von Atom, Starling, Monzo oder auch Holvi. Sie alle und einige mehr schmieden eine gemeinsame Allianz, welche als Front gegen klassisches Banking zunehmend breiter und spürbarer wird.
Mobiles Banking, tiefe Gebühren, Open Banking, APIs, Chatbots, Versicherungen, Investment-Angebote, Traden mit Kryptowährungen, smarte Services und Mehrwert-Angebote über Finanzprodukte hinaus – und das alles in einer Applikation im Smartphone. Das Banking der Zukunft holt Anlauf in der Gegenwart, Kunden machen mit, ändern ihre Gewohnheiten und entwickeln neue Präferenzen.
Im Gegensatz zu zahlreichen Experten empfehlen wir jetzt nicht, dass sich klassische Banken mit klassischen Leistungen "warm anziehen" müssen, im Gegenteil: Jacke ablegen, Ärmel hochkrempeln, Veränderungen wahrnehmen und das Banking der Zukunft aktiv mitgestalten, verspricht sehr viel mehr Erfolg.