Was Digitalbanken wie Revolut, N26 und andere auszeichnet: Banking exklusiv auf dem Smartphone, Basisfunktionen, erweiterte Leistungen und Mehrwertservices, geringe oder keine Gebühren und Komfort in der Nutzung. Das eben, was junge und zunehmend auch breitere Zielgruppen schätzen, weil ihr Banking auf dem Smartphone genau das macht und kann, was sie brauchen und was sie sich wünschen.
Mit Zak bietet die Bank Cler nach eigenen Angaben "eine vollwertige Bank auf dem Smartphone". Das Team um Projektleiter Matthias Häne (Leiter Strategie & Digitale Transformation bei Bank Cler) hat in wenigen Monaten ein Produkt aus dem Boden gestampft, das sich sehen lassen kann. In die Produktentwicklung sind von Anfang an Studenten und Berufseinsteiger mit einbezogen worden, innerhalb einer öffentlichen Testphase ist die App gemeinsam mit der nutzenden Zielgruppe optimiert und weiterentwickelt worden. Eine kluge Strategie, um zu vermeiden, dass an den Zielgruppen vorbeikonzipiert wird.
Das Produkt
Die digitale Smartpohne-Bank funktioniert im besten Sinne einfach, intuitiv und bietet alle Basisfunktionen, um seine Finanzen und Geldangelegenheiten exklusiv übers Smartphone komfortabel zu managen. Konto, Kontoführung, Zahlungsverkehr, Maestro-Karte und Kreditkarte gehören als kostenlose Basisleistungen mit ins Paket. App und die Karten lassen sich weltweit nutzen, machen also nicht an der Schweizer Grenze halt.
Die App für iOS- und Android-Smartphones kann ab sofort runtergeladen werden. Kontoeröffnung und Onboarding laufen komplett online ab, Anmeldung dann schnell und einfach über Touch ID.
Leistungen und Features
Der Wurf bei den Funktionen liegt im Konzept der Töpfe. Budget und verfügbares Guthaben können auf verschiedene Töpfe verteilt werden. Deshalb sind keine Unterkonten notwendig, Geld kann sehr einfach mit einem Swipe von einem Topf zum anderen bewegt werden. Neben Standardtöpfen wie "Leben", "Monatliche Ausgaben" und "Sparen" können beliebig viele weitere Töpfe eingerichtet werden, zum Beispiel um bestimmte Sparziele (Ferien, Auto etc.) zu erreichen. Neben der manuellen Zuteilung von Geld übers Swipen von Topf zu Topf, sind auch automatische Zuteilungen möglich, dann übernimmt Zak die Budgetverteilung. Was Zak sonst noch kann – das Wesentliche im Überblick:
- Onboarding von A bis Z online über das Smartphone
- Anmeldung über Touch ID
- Konto, Kontoführung, Zahlungsverkehr in der Schweiz, Maestro-Karte und Kreditkarte (Mastercard) kostenlos, Geldbezüge an Bancomaten der Bank Cler ebenfalls kostenlos
- Zahlungsverkehr (Überweisungen mit Scanning der Einzahlungsscheine), Daueraufträge und Lastschriften
- Chatbot mit an Bord, er hört auf den Namen Carl
- Mehrwertservices wie Anbindung an Online-Markplatz Siroop mit Vergünstigungen oder Versicherungen (Reisegepäck, Handversicherung etc.) sind integriert, Abwicklung direkt über die App möglich
Nach Angaben von Bank Cler soll das Angebot an Mehrwertservices und Plugins mit zusätzlichen Funktionen laufend ausgebaut werden.
Die Preismodelle
Wie beschrieben sind zahlreiche Leistungen kostenlos und wer sich für das Preismodell "Cashless" entscheidet, bezahlt nichts, sofern für Geldzüge Bancomaten der Bank Cler angesteuert werden und wenn die Karten (Maestro und Mastercard) in der Schweiz eingesetzt werden. Im Ausland fallen eher massive Gebühren an, ebenso bei Kartensperrung, Ersatzkarte oder PIN-Ersatz.
Diese Gebühren können etwas gemildert werden für User, welche sich für das Preismodell "Choice" entscheiden, das CHF 6.– pro Monat kostet. Choice dürfte allerdings kein durchschlagender Erfolg werden, weil für CH 72.– pro Jahr einzig die Bargeldbezüge an Geldautomaten etwas flexibler werden: Geldbezug an "fremden" Automaten in der Schweiz ohne Limit, im Ausland nur gerade 4 Bezüge pro Jahr kostenlos. Die übrigen Gebühren für die Ausland-Nutzung der Karten bleiben bestehen.
Fazit
Zak ist eine smarte digitale Bank mit einem intelligenten Konzept und mit cleveren Funktionen. Im Umfang der Funktionen und vor allem bei den Gebühren im Ausland steht Zak noch nicht in der Nähe von Revolut oder von N26. Das eine, der Umfang der Funktionen, kann und wird jedoch erweitert werden. Das andere, die Auslandgebühren sind dann kein Nachteil, wenn User die Lösung primär in der Schweiz nutzen möchten. Im Ausland und auf Reisen kann Zak eingesetzt werden, scheint jedoch nicht wirklich dafür konzipiert zu sein, da bleiben die bestehenden Lösungen mit riesigem Abstand führend. Das ist insofern schade, weil dadurch die wachsende Zahl der vielreisenden jungen Zielgruppen und der "Arbeits-Nomaden" gleich aus dem Raster fallen. Zielgruppen, mit denen vor allem Revolut extrem schnell gewachsen ist und weiterhin wächst (aktuell 1,5 Millionen Kunden).
Immerhin, Zak startet mit einem soliden Angebot, einfaches Handlung und Komfort überzeugen und das Kostenlos-Paket für den Schweizer Alltag umfasst alle wesentlichen Leistungen.
Bremsklotz: Onboarding mit Warteliste
Zu den Defiziten gehört aktuell das verzögerte Onboarding. Die Bank Cler sagt: "Bereits während der öffentlichen Testphase haben sich über 2 000 Interessenten registriert. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde eine Warteliste angelegt."
War der Erfolg nicht geplant und einkalkuliert, keine Ressourcen vorhanden, um 2'000 Kunden mit an Bord zu nehmen? Wer Zak-Kunde werden möchte, kann sich nicht anmelden, onboarden und loslegen, er wird auf eine Warteliste gesetzt. Bank Cler zum Verfahren: "Die registrierten Nutzer werden der Reihenfolge nach berücksichtigt und zum Onboarding eingeladen." Schade, eine Produkt-Lancierung mit Umweg über den Wartesaal ist nicht sehr motivierend, gerade junge Zielgruppen üben sich nicht gerne in Geduld.
Die Werbung
Die Lancierung von Zak wird mit einer schweizweiten Marketingkampagne begleitet. Die Spots und Filme sind für TV und Social Media-Kanäle konzipiert, wirken in den längeren Versionen teilweise etwas verkrampft originell und lenken dadurch zu sehr vom Produkt ab. Gut möglich, dass die Zielgruppen da etwas falsch verstehen und am Schluss den Roboter kaufen, der ausführlich inszeniert wird, statt sich bei Zak anzumelden. Im Idealfall tun sie beides, dann können sie mit dem Roboter spielen und die Zeit wird kürzer, bis die Warteliste abgearbeitet ist und sie zum Onboarding eingeladen werden.
Das macht das Produkt nicht schlechter, das bleibt smart – für einmal, das ist sehr selten, sogar smarter als die Werbung.
Warum kein Gemeinschaftsprojekt der Schweizer Banken?
"Zak, die erste Smartphone-Bank der Schweiz, steht ab sofort allen Kunden und Neukunden der Bank Cler offen", sagt die Bank Cler und legt damit gleich selbst den Finger auf den möglicherweise grössten Schwachpunkt der App. Zak zielt auf nationale Zielgruppen, dennoch muss der Zak-User Kunde der Bank Cler sein oder werden. Das könnte zum Bremdsklotz für eine wirklich gute Idee werden.
Wäre Zak eine eigenständige Marke, eine eigenständige App, könnte einfach als Zak genutzt werden, mit der jeweils bereits bestehenden Bankverbindung des Kunden, wären die Weichen deutlich klarer auf Erfolg gestellt. In der aktuell präsentierten Form ist Zak ein wirklich smartes Tool, das jedoch einer einzigen Bank neue Kunden bringen soll. Ohne Anbindung an die Bank Cler läuft nichts. Das ist verständlich, die Teams der Bank haben das Tool entwickelt und die Bank will profitieren und langfristig die Ernte einfahren.
Das wird sie möglicherweise auch, aber niemals in dem übergreifenden und grösser gedachten Rahmen, der machbar wäre, wenn junge Zielgruppen Zak nutzen wollen, ohne sich für eine einzige bestimmte Bank entscheiden zu müssen. Zudem, und das betrifft die Zukunft: Die geballte Kraft der Schweizer Banken gegen Revolut, gegen Facebook, gegen Whatsapp, gegen Alipay und andere, kann mehr bewirken, als "nur" die Bank Cler gegen alle Challenger-Banken und Tech-Giganten, die zunehmend Hunger und Lust auf digitales Banking verspüren.
Das ändert nichts daran, dass eine Bank, die Bank Cler einen grossen Schritt als Pionier gemacht hat. Es minimiert jedoch möglichweise bald schon die Schrittlängen und die Zukunfts-Chancen einer starken Idee. Nicht auszudenken, wenn alle anderen Schweizer Banken nach und nach mit ihrer eigenen digitalen Smartphone-Bank für jüngere Zielgruppen an den Start gehen, um dann untereinander in Konkurrenz zu treten, statt gemeinsam auf die Gegner zu fokussieren, die international bereitstehen und den Finanzplatz Schweiz erobern möchten.