Dass Apple Anfang Dezember eingewilligt hat, die Twint App an der Kasse nicht mehr "wegzudrücken", darf Twint als Erfolg für sich verbuchen. Konkret geht es darum, dass bei iPhone-Nutzern mit Apple Pay an Bord, die App von Twint überlagert wird – auch dann, wenn der User eigentlich mit Twint bezahlen möchte. Diese Drängelei sollte nun ein Ende haben.
Mit der Entscheidung, diese doch etwas aggressive Funktion anzupassen, ist Apple einer Anhörung der beiden Parteien vor der Wettbewerbskommission (Weko) ausgewichen. Ganz freiwillig kam dieses Einlenken also nicht zustande, Twint hatte im Juni 2017 Klage gegen den Tech-Giganten wegen des Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung eingereicht.
Mit dem Aufheben dieser Wegdrück-Funktion sind allerdings noch nicht alle Stolpersteine und Uneinigkeiten vom Tisch. Apple beansprucht nach wie vor die NFC-Schnittstelle für ihre eigenen Services und gibt die Funktion nicht für Drittanbieter frei.
Warten auf die Weko
Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat bereits 2016 den Stein des Anstosses ins Rollen gebracht und gegen das "monopolistische Verhalten", das "offensichtlich gegen das Kartellrecht verstösst", vehement Stellung bezogen. Die Weko ist nach der Intervention der SKS gefordert und soll dem Vernehmen nach in Kürze über ihre Pläne oder Massnahmen informieren.
Sollte die Wettbewerbskommission dem Big Tech Apple auch in diesem Punkt auf die Finger klopfen, dürfte der bereits rollende Stein noch sehr viel mehr in Bewegung bringen, nicht nur in der Schweiz.
"Apple Pay ist digitale Wegelagerei"
Diese Meinung vertritt Hanno Bender in seinem Bargeldlos Blog und erklärt auch sehr ausführlich, weshalb. Bender beleuchtet, unter anderem, vor allem auch die Kostenseite mit einem Blick auf die Gebühren, die Banken an Apple abzuliefern haben. Der Autor ist der Ansicht, dass nur jene Banken auf Apple Pay setzen, die es nicht selber können und meint:
Banken, die da mitmachen, sind nicht ganz bei Trost
Hanno Bender sieht die Verantwortung für Fortschrittlichkeit und Kundenfreundlichkeit primär bei den Banken und plädiert für starke Lösungen aus diesen Reihen. Der engagierte und differenzierte Beitrag von Bender kann hier nachgelesen werden.
Die Petition für mehr Innovationsfreude bei Banken
Aus einer ganz anderen Ecke heraus holt das Branchenportal Payment & Banking Anlauf. Die Autoren lancieren eine Petition für mehr Innovationsfreude bei Banken, weil sie der Meinung sind:
Alle Vorzeichen stehen auf Fortschritt, die Gesellschaft ist digitalisiert, viele traditionelle Banken tun sich jedoch schwer damit, mit smarten Lösungen oder mutigen Entscheidungen auf diese veränderten Bedingungen zu antworten.
Den Initiatoren der Petition ist auch ein Dorn im Auge, dass Banken die mobilen Bezahlverfahren von Apple und Google nicht unterstützen und sie fordern:
Das soll sich ändern, das muss sich ändern!
Die Petition richtet sich nach Aussagen der Verantwortlichen an Bankkunden, welche auf echte Innovationen warten und "von ihrer Hausbank mehr erwarten, als einen Wandkalender am Ende des Jahres".
Bekommt die Petition genügend Zuspruch, die selbst auferlegte Marke liegt bei mindestens 10'000 Unterschriften, wollen die Initiatoren Bankenvertreter an den runden Tisch einladen. So sollen Banken zum Sprechen und zum Handeln aufgefordert werden.
Welche Haltung man auch zu traditionellen Banken, Apple Pay und Google Pay haben mag, die breit geführte Diskussion zur Zukunft von Mobile Payment und generell zu Innovationen ist notwendig und kann sicher nicht schaden. Zumal der Fortschritt und die Anforderungen der Zukunft mit der Nennung von Banken, Apple und Google noch längst nicht umfassend beschrieben sind – die Felder von Chancen und Bedrohungen sind sehr viel weiter gesteckt.
Da gibt's noch Amazon, Facebook, Whats App, Alipay, Wechat Pay und zahlreiche weitere Mitspieler, welche auf unterschiedliche Weise den digitalen Umgang mit Geld und Finanzdienstleistungen in den nächsten Jahren massiv beeinflussen und prägen werden.