Der Niedergang der Banken im Kreditbereich ist die Prämisse der meisten Schweizer Marktplätze, welche ab 2015 auf dem Schweizer Kreditmarkt aktiv wurden – ein Kreditmarkt, der grösser als CHF 1.2 Billionen ist (Quelle: SNB).
Auf sogenannten Crowdlending-Plattformen (auch Peer-to-Peer Lending genannt) suchen staatliche Organisationen, KMU und Privatpersonen Kredite und werden mit Investoren verknüpft.
Marketplace Lending – eine stark wachsende Nische
Der erste Schweizer Anbieter war Cashare, welcher im Jahr 2008 begann, erste Kredite an Privatpersonen anzubieten und diese über den eigenen Marktplatz an Investoren zu vermitteln.
Seither sind mit Acredius, Advanon, Creditworld, Crowd4cash, Funders, Lend, Loanboox, Splendit, Swisspeers und Neocredit weitere Anbieter in den Markt eingetreten. Gemäss der Crowdlending Survey 2019 der Hochschule Luzern in Kooperation mit PWC wurden im Jahr 2019 ohne den grössten Anbieter Loanboox Kredite in der Höhe von CHF 262 Millionen abgewickelt, womit der Markt im Vergleich zum Vorjahr mit über 40 Prozent wuchs. Im Vergleich dazu sprengt Loanboox alle Grenzen und wickelte seit seiner Gründung im Jahr 2015 über CHF 40 Milliarden ab.
Im Jahr 2018 formierte sich die Swiss Marketplace Lending Association (SMLA). Die Ziele der SMLA sind gemäss eigener Aussage nebst dem Schaffen erhöhter Transparenz für professionelle und private Investoren auch das Bewusstsein für Marketplace Lending zu erhöhen und die Zusammenarbeit innerhalb des Sektors zu fördern und verbessern.
Trotz des starken, prozentualen Wachstums ist Marketplace Lending bis heute ein Nischensegment geblieben, welches als Ergänzung zum klassischen Kreditgeschäft der Banken auftritt.
Glücklicherweise für viele Anbieter wächst die Nische stark, da Banken sich aus Teilbereichen des Kreditgeschäfts aufgrund der immer höheren Regulierungen und mangelnder Rentabilität zurückziehen und nur an A-Rating Kunden Kredite zu tiefen Zinsen vergeben wollen. Dieser Trend in Kombination mit den aktuellen Negativzinsen reduziert die Margen für die Banken.
Das Startup i2 Invest
Ein unübersichtlicher Markt bietet immer Chancen. Im Jahr 2017 starteten die vier Gründer Dominik Hertig, Gregor Stadelmann, Marco Müller und Markus Benz die i2 Invest AG. Der Startschuss fiel aber schon früher. Im Jahr 2015 machten sie bereits ihre ersten Investments. Gregor Stadelmann, CEO von i2 Invest: «Wir fanden Marketplace Lending ein interessantes Konzept und die Renditen waren gut. Jedoch hatten wir auch aufgrund unserer beruflichen Auslastung zu wenig Zeit. Die konsequente Automatisierung der Geschäftsprozesse war nötig».
Die proprietäre Software von i2 Invest wählt täglich datenbasiert und automatisiert aus hunderttausenden Krediten weltweit jene aus, die das Rendite-Risikoverhältnis des Portfolios optimieren. In jeden Kredit werden maximal 0.1 Prozent des Portfolios investiert und dank der Software wird eine sehr hohe Diversifikation über Länder, Kreditarten und Endschuldner hinweg ermöglicht. Die durchschnittliche Laufzeit des Portfolios liegt unter 12 Monaten. i2 Invest hat seit Januar 2018 mit Investorengeldern einen überzeugenden Track Record aufgebaut.
Aufgrund der wachsenden Nachfrage von Treuhändern und Asset Managern an der Software-Lösung und dem Investitionsbedarf eines Family Office wurde im August 2019 eine erste Seedfinanzierung durchgeführt. Seit Frühling 2020 können nun über die eigene Emissions-Plattform Notes mit Schweizer ISIN emittiert werden. Die USP sind eine hohe Transparenz des Portfolios aufgrund eines jederzeit abrufbaren Kundenportals sowie eine einzigartige Diversifikation auf Marktplatz- respektive Endschuldner-Ebene. Damit soll professionellen Investoren der Zugang zu einer neuen Assetklasse mit geringer Korrelation zum Aktienmarkt ermöglicht werden.
Die Zukunft im Marketplace Lending
Mit dem Auftreten von professionellen Investoren werden sich die Anbieter von Marketplace Lending zwangsläufig ebenfalls professioneller aufstellen müssen. Gleichzeitig ist der Ruf nach einer strengeren Regulierung auch bei alternativen Kreditvermittlern angekommen.
Beide Trends könnten jedoch mittel- bis langfristig zu einem Wachstumstreiber werden. Zumal nur professionelle Investoren in der Lage sind, den Markt substanziell wachsen zu lassen. Das Ende des klassischen Kreditgeschäfts der Banken ist noch lange nicht in Sicht, die konstante Erosion ihres Geschäftes dürfte sich jedoch akzentuieren.