Der Roller Coaster-Steuermann erntet übrigens höchstes Lob und breite Zustimmung sowie auch verbale Prügel und Hasskommentare – je nachdem, welchen Krypto-Kurs er gerade nach oben oder nach unten schickt. Auch hier scheint Elon Musk in grosser Distanz zu seinen Followern zu agieren, Lobgesänge oder Hasstiraden haben keinen Einfluss auf seine Twitter-Kommunikations-Strategie.
Ist der Kryptomarkt inzwischen reifer als seine Community?
Der Kryptomarkt ist heute sehr viel fortgeschrittener und reifer als noch vor einigen Jahren. Das zeigt die grosse Zahl der Service-Anbieter und auch die wachsende Zahl von privaten und institutionellen Anlegern, die mit Bedacht und Kalkül in Kryptowährungen investieren. Eher langfristig, deshalb dürfte ein beträchtlicher Teil dieser Investoren gegen Elon Musks Troll-Tweets weitgehend immun sein. Sie tun das, was sie mit Überzeugung seit längerem tun: halten. Vielleicht auch nachkaufen.
Die aktuelle Instablilität, weit über die "normale Volatilität" von Kryptowährungen hinaus, wird ein Stück weit von der Krypto-Community selbst produziert. Von Kleinanlegern, allerdings in gewaltigen Massen, die nahezu schon hysterisch und panisch verkaufen – oder auch kaufen. Immer dann, wenn ein Wort, eine Ankündigung, ein Daumen runter oder Daumen hoch ihres Gurus in ihrer Betrachtung neues Glück oder eben auch niederschmetterndes Unglück verheisst. Für die eine oder für die andere Kryptowährung.
Gesund ist das nicht. Allzu ungesund allerdings auch nicht, weil es auf die langfristige Entwicklung der Kryptomärkte keine grossen Auswirkungen haben dürfte. Kryptowährungen und Märkte sind immer noch in Entwicklung, sie sind jedoch in mehrfacher Hinsicht gefestigter, auch wenn sie in den letzten Tagen nicht unbedingt diesen Eindruck hinterlassen.
Elon Musk als Coach einer hysterischen Community?
Ob gewollt oder zufällig, auch diese Rolle besetzt Elon Musk in den letzten Tagen. Immerhin führt er panischen, euphorischen, verzweifelten oder eben auch hysterischen Anlegern vor, am jeweils eigenen Beispiel, was sie keinesfalls tun sollten.
Zum Beispiel nicht in Anlagen investieren, die sie nicht wirklich kennen und verstehen. Oder sich nicht von Emotionen, Euphorie oder Panik leiten zu lassen, nur weil ihr Guru hustet. Der hustet bekanntlich nicht durchwegs in derselben Tonlage – was er heute hypt, reisst er morgen in den Keller. Damit reisst er seine Jünger von gestern, die voll des Glaubens an seinen Lippen hängen, gleich mit.
Ob Musk nun also auch pädagogisch unterwegs ist oder nur Spass am Trollen hat, spielt keine Rolle, der Effekt bleibt derselbe. Spätestens nach der dritten oder vierten Panik- oder Euphorie-Attacke aufgrund eines Tweets, müsste sich ein Lerneffekt einstellen.
Zum einen: ein einziger Mensch, auch wenn er Musk heisst, ist nicht genug, um Kryptowährungen durch launige Tweets und durch widersprüchliche Handlungen auf Dauer massgeblich zu beeinflussen. Zum anderen: Kryptowährungen sind eine Anlageklasse, die langfristig Ernte einbringen kann, vielleicht. Und zum Dritten: panisches Verkaufen und euphorisches Kaufen ist eine brandgefährliche Strategie, welche nicht nur die eigene Gefühlslage beeinträchtigen wird, die Strategie kann auch finanziell ins persönliche Desaster führen.
Verfolgt Elon Musk langfristige Krypto-Ziele?
Wie gesagt, die rhetorisch gestellte Frage in der Headline braucht nicht beantwortet zu werden, das Psychogramm von Herrn Musk bleibt seine Privatsache.
Nachdem wir nun aber den genialen Kindskopf, den zündelnden Troll und den Coach der noch etwas unreifen Krypto-Community ansatzweise schon mal gestreift haben, möchten wir die mögliche Rolle des kühlen Rechners mit Krypto-Visionen nicht aussen vor lassen.