Hypothekenvermittler werden auch in der Schweiz zulegen

Junges Paar checkt am Laptop Hypothekar-Angebote

Das besagt eine Studie der Hochschule Luzern, welche die noch überschaubaren Marktanteile von Hypothekenvermittlern in die Zukunft denkt.

Die Gepflogenheiten in verschiedenen Ländern sind teilweise sehr unterschiedlich – auch im Bereich der Finanzen, konkret bei Hypotheken.

Hypothekenvermittler haben sich in anderen Ländern längst etabliert und spielen eine zentrale Rolle im Finanzierungsprozess. Zum Beispiel in Deutschland mit einem mit Marktanteil von knapp 40 Prozent oder in Grossbritannien mit fast 70 Prozent (Studien McKinsey).

B2C-Vermittler bieten einen unabhängigen Vergleich der Angebote verschiedener Banken und Versicherungen. Das hilft Hypothekarnehmern, aus einer breiten Palette die für sie optimale Finanzierungslösung zu finden.

Welchen Stellenwert haben Hypothekenvermittler in der Schweiz?

In der Schweiz hat der Marktanteil der Hypothekenvermittler 2023 stagniert oder war möglicherweise sogar erstmals leicht rückläufig. Aktuell setzen die meisten Hypothekarnehmer weiterhin auf traditionelle Banken. Dennoch wird erwartet, dass Vermittler auch in der Schweiz mittelfristig eine wichtigere Rolle bei der Finanzierung von Immobilien einnehmen werden.

Im Rahmen einer repräsentativen Studie des IFZ der Hochschule Luzern wurde untersucht, ob und welche Hypothekarnehmer sich vorstellen können, ihre Hypothek künftig über einen Vermittler abzuschliessen – und welche Hypothekarnehmer dies bereits in der Vergangenheit getan haben.

Ein erstes Ergebnis zeigt, dass 7 Prozent der befragten Eigenheimbesitzer ihren letzten Hypothekarabschluss über einen Vermittler getätigt haben – entweder vor Ort, telefonisch oder online. Dies umfasst sowohl traditionelle Vermittler als auch Online-Plattformen.

Dieser Anteil ist noch bescheiden, die Bereitschaft für eine solche Kooperation nimmt jedoch zu. Immerhin haben bereits knapp 17 Prozent der Befragten Vermittler für den Zinsvergleich und als Informationsquelle genutzt.

Das bedeutet: im Entscheidungsprozess spielen Vermittler und Plattformen bereits heute eine wichtige Rolle, beim konkreten Abschluss kommen sie jedoch noch weniger zum Zug. Das könnte sich ändern.

Mehr als ein Drittel aller Hypothekar-Kunden ist offen für die Zusammenarbeit mit Hypothekenvermittlern

Die Studie der Hochschule Luzern zeigt, dass 37 Prozent der Eigenheimbesitzer grundsätzlich offen für die Zusammenarbeit mit Vermittlern sind. Davon wünschen 9 Prozent einen möglichst digitalen Abschluss (wie zum Beispiel im Modell von Hypotheke.ch).

Für 20 Prozent der potenziellen Kundinnen und Kunden ist jedoch ein persönlicher Kontakt entscheidend (wie zum Beispiel im Modell von MoneyPark).

Weitere 8 Prozent ziehen die Zusammenarbeit mit einem Hypothekenvermittler nur bei der Verlängerung einer bestehenden Hypothek in Betracht.

Interessant ist jedoch auch, dass sich 54 Prozent der Hypothekarnehmer nicht vorstellen können, in Zukunft die Dienste eines Hypothekenvermittlers in Anspruch zu nehmen. Diese Gruppe wird den Finanzierungsvertrag noch längere Zeit direkt mit ihrer Bank abschliessen, ohne den Umweg über einen Vermittler oder eine Online-Plattform zu nehmen.

Welche Kundengruppen sind bereit für Hypothekenvermittler?

Am ehesten sind Männer, Stadtbewohner, jüngere Menschen sowie Menschen mit höherem Einkommen und Bildungsniveau bereit, zukünftig mit Hypothekenvermittlern zusammenzuarbeiten.

Ebenfalls interessant: Kundinnen und Kunden mit einer Hauptbankbeziehung zu Postfinance und UBS sind im Vergleich zur Kundschaft der Kantonalbanken tendenziell etwas offener für die Kooperation mit Hypothekenvermittlern.

Hauptmotiv für einen Wechsel: Preisvorteile

Die Treue zur Hausbank ist in der Schweiz weiterhin hoch. Dennoch sind Kundinnen und Kunden bereit zum Wechseln, wenn überzeugende Preisvorteile im Spiel sind.

Etwa 15 Prozent der heutigen oder künftigen Eigenheimbesitzer wären zu einem Wechsel zu bewegen, wenn die Angebote von Vermittlern mindestens 40 bis 60 Basispunkte günstiger sind als die Offerten ihrer Hausbank. Bei einem Abschlag unterhalb von 40 Basispunkten könnten allerdings weniger als 5 Prozent für einen Wechsel gewonnen werden.

Bei einer Differenz von 60 bis 70 Basispunkten zeigte sich jedoch mehr als ein Drittel (37%) bereit zum Wechseln.

Fazit: Ist das Interesse von Kundinnen und Kunden an Informationen von Vermittlern in Form von Preisvergleichen bereits heute ziemlich hoch, ist die Bereitschaft zum Abschluss noch eher schwach ausgeprägt. Kundinnen und Kunden sind jedoch bereit – über Preisvergleich und Infobeschaffung hinaus – Angebote auch tatsächlich anzunehmen, wenn Vermittler, Plattformen und Finanzierer mit deutlichen Preisvorteilen operieren.