Die Sutor Bank in Hamburg spielt in Deutschland eine ähnliche Rolle wie die Hypothekarbank Lenzburg (HBL) in der Schweiz: Beide Banken sind Pioniere im Banking as a Service (BaaS) mit konkreten Embedded-Finance-Lösungen für Dritt-Unternehmen.
Mit ihrer Banking-Plattform hat die Sutor Bank in den letzten Jahren zahlreiche FinTechs und Nicht-Banken-Unternehmen dabei unterstützt, ihre Geschäftsmodelle mit sofort nutzbarer Technologie und direkt eingebundenen Finanzdienstleistungen zu betreiben. Zum breiten Spektrum gehören Lösungen rund um Anlage und Sparen, Banking und Zahlungen, Kredite sowie Kryptos und Blockchain.
Beide Banken hatten schon vor Jahren die Weitsicht und den Mut, neben ihrem B2C-Geschäft im klassischen Banking eine zweite B2B-Schiene aufzubauen. Mit der Idee, selbst entwickelte und selbst eingesetzte Software auch Dritten zur Verfügung zu stellen. Inklusive der notwendigen Prozesse und mit dem Hintergrund der regulatorischen Sicherheit, welche die eigene Banklizenz Drittpartnern bieten kann.
Die Beteiligung der Hypothekarbank Lenzburg an der Sutor Bank in Hamburg
Beide Pionierbanken sind im Kern klassische und traditionelle Finanzinstitute mit Geschichte und Hintergrund. Die Hypothekarbank Lenzburg ist seit 1868 im Bankgeschäft, die Sutor Bank seit 1921.
Der Blick über den Tellerrand des angestammten Bankings hinaus hat beiden Banken den Aufbruch zu neuen Horizonten möglich gemacht. Und damit den Weg zu neuen Einnahmequellen geöffnet, die im Banking der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen können.
Offenbar hatten beide Banken – unabhängig voneinander – vor ungefähr einem Jahrzehnt die innovative Idee, der saloppen Aussage von Microsoft-Gründer Bill Gates "Banking is necessary, Banks are not" einen neuen Dreh zu geben. Mit einer einfachen Überlegung:
Was wäre, wenn Banken von sich aus die Voraussetzungen schaffen würden, um notwendig und sogar unentbehrlich zu bleiben? Indem sie die Zeichen der Zeit richtig deuten, das notwendige Banking offensiv Dritten anbieten, aber als ebenso notwendige Manager im Hintergrund an den zentralen Schalthebeln dafür verantwortlich bleiben.
Damit haben HBL und Sutor Bank das legendäre Statement von Gates umgedeutet und operieren im gleichen Feld wie Christoffer Malmer, SEB Embedded, der in Schweden mit folgendem Konzept Erfolge feiert:
Bring Banking to where it's needed
Die Hypothekarbank Lenzburg und die Sutor Bank spielen beide nun schon seit Jahren an vorderster Front mit, wenn es darum geht, mit BaaS und Embedded-Finance-Lösungen Banken ebenso unentbehrlich zu machen wie Banking. Beide bringen Finanzdienstleistungen und Banking dorthin, wo es gebraucht wird: als Service zu Dritt-Unternehmen.
Um die bisher erreichten Erfolge auf beiden Seiten neu gemeinsam auszubauen und zu festigen, hat die Hypothekarbank Lenzburg sich mit 9.9 Prozent an der Sutor Bank in Hamburg beteiligt. Die Kooperation verfolgt das Ziel, das Banking-as-a-Service-Geschäftsmodell beider Banken auszuweiten.
Der Blick der Hypothekarbank Lenzburg über die Schweizer Grenzen hinaus
In der Kooperation bündeln die Hypothekarbank Lenzburg und die Sutor Bank ihre Kompetenzen und Technologien, um in Deutschland und in Europa das BaaS-Geschäftsmodell voranzutreiben.
Beide Banken wollen neue BaaS-Produkte auf einer gemeinsamen Plattform entwickeln. Zum Einsatz kommt dabei die Open-Banking-Plattform Finstar, die von der Hypothekarbank Lenzburg entwickelt und vertrieben wird.
Strategisch ist auch geplant und angedacht, dass Kooperationspartner der Hypothekarbank Lenzburg aus der Schweiz ohne technischen Plattformwechsel in Deutschland aktiv werden können. Für die Hypothekarbank Lenzburg ist es ein Schritt, um nach Deutschland und in die EU zu expandieren.
«Das Investment in die Sutor Bank ist für uns ein wichtiger Wachstumsschritt, um unser erfolgreiches Geschäftsmodell jenseits der Schweizer Grenzen auszubauen», beschreibt Gerhard Hanhart, Verwaltungsratspräsident der Hypothekarbank Lenzburg, die Vision seiner Bank.
Lässt sich mit BaaS und Embedded Finance Geld verdienen?
Aus naheliegenden Gründen ist das mit Sicherheit der Fall. Neben dem angesammten B2C-Geschäft öffnen sich mit Embeddern im B2B-Bereich neue Ertragsquellen.
So ist zum Beispiel die Anzahl der Kunden aus BaaS und Embedded-Finance-Leistungen bei der HBL heute bereits grösser im Vergleich zu den selbst generierten und direkt betreuten Kunden. Das sind zusätzliche Kundenstämme, die durch die Embedded-Finance-Kooperationen mit Drittpartnern laufend Einnahmen generieren. Über indirekte Kunden, die von sich aus nicht den Weg zur Hypothekarbank Lenzburg gefunden hätten.
Im Resultat lässt sich das auch in konkreten Zahlen ausdrücken, die im Geschäftsjahr 2024 der HBL erfreulich durchschlagen.
Neue Geschäftsbereiche wachsen überdurchschnittlich
Die Kooperationen mit FinTech- und Finstar-Partnern wachsen überdurchschnittlich. Die neuen Geschäfte im Banking-as-a-Service- und Finstar-Bereich haben mit einem Ertrag von 16.3 Millionen Franken erstmals ein höheres Brutto-Ergebnis als das Anlagegeschäft mit einem Kommissionertrag von 13.3 Millionen Franken erzielt.
Das Wachstum des anderen ordentlichen Ertrags, der das Finstar- und Banking-as-a-Service-Geschäft umfasst, fällt mit einer Zunahme um 68 Prozent überdurchschnittlich aus. Dabei wirkt sich die erfreuliche Geschäftsentwicklung von verschiedenen FinTech-Partnerunternehmen und Finstar-Banken positiv aus.
VR-Präsident Hanhart unterstreicht die Bedeutung der neuen Geschäftsbereiche: «Diese Entwicklung ist für uns ein klares Zeichen, dass wir die Kooperationsstrategie weiter umsetzen wollen und in diesen Bereich investieren müssen».
Mit der Sutor-Beteiligung und der laufenden Swiss-Bankers-Übernahme will die HBL die Basis für weiteres Wachstum – in der Schweiz und in der Europäischen Union.