Die "Höhle der Löwen" Schweiz: Viel Beifall, aber wenige Deals

Das FinTech Caveo beim Pitch in der Höhle der Löwen
Das FinTech Caveo beim Pitch in der "Höhle der Löwen" | Bild: CH Media

Sechs Startups – darunter ein FinTech – beim Versuch, fünf Investoren zu begeistern. Durchzogene Erfolgsbilanz und ein Abräumer.

Die erste Ausgabe der sechsten Staffel der "Höhle der Löwen" ist gestern ausgestrahlt worden. Die Investorinnen und Investoren gaben sich zugewandt und interessiert, blieben in Deals und Investments jedoch zurückhaltend. 

Allerdings: Bei einem Startup gab es kein Halten, alle fünf Investoren wollten einsteigen und haben sich gemeinsam beteiligt. Weniger Glück hatte das einzige FinTech in dieser Staffel, das leer ausging.

Caveo: Finanz- und Vorsorge-App

Das Team von Caveo präsentiert seine Finanz- und Vorsorge-App. Dem Gründerteam gelingt es nicht so richtig, eine eindeutige Positionierung von Startup und App zu formulieren. Vorsorge-App? Klare und verständliche Informationen zu allen denkbaren Versicherungen in der App? Versicherungs-Broker mit persönlicher Beratung? Alle Versicherungen für Nutzerinnen und Nutzer ein einer App?

Irgendwie alles zugleich. Das ist möglicherweise zu viel für die Löwinnen und Löwen. Caveo ist selbstfinanziert, hat bereits 3'000 Kunden an Bord und macht pro Jahr 1 Million Umsatz. Das Startup will in erster Linie Versicherungs-Informationen für alle in verständlicher Form abrufbar machen. Durch hohe Automatisierung und dennoch mit persönlicher Beratung.

Den Investoren wird nicht so ganz klar, wo der eigentliche Hauptfokus liegt und wohin die Reise gehen soll. Das Gründerteam wünscht sich 350'000 Franken gegen 3 Prozent der Firmenanteile. Die aufgerufene Bewertung von nahezu 12 Millionen wird als deutlich zu hoch empfunden.

Die Löwinnen und Löwen bleiben skeptisch, kein Deal für das FinTech Caveo.

Flappie Technologies: KI-gesteuerte Katzenklappe begeistert alle Investoren

Flappie ist eine innovative Katzenklappe, die mit einer Beute- und Mauserkennung arbeitet. Diese verhindert, dass die Katze Mäuse, Vögel und jegliche andere Beute ins Haus bringt. Die selektive Zugangskontrolle reagiert zuverrlässig, wenn eine Katze mit Beute hereinkommen will, indem Flappie augenblicklich den Eingang verschliesst.

Ausgestattet mit modernster KI-Technologie identifiziert Flappie via Kamera Beutetiere wie Mäuse und Vögel. Über Push-Benachrichtigungen erhalten Nutzerinnen und Nutzere der Flappie-App spannende Auswertungen, Videos und Fotos der eigenen Katze. Sämtliche Einstellungen der Katzenklappe lassen sich über die App aus der Ferne steuern. 

Die Präsentation der Gründer und Zwillingsbrüder Denis und Oliver, unterstützt von Multitalent Yuan, kommt bei den Investoren hervorragend an. Dass Flappie an der weltweit grössten Tech-Convention, CES in Las Vegas, ausgezeichnet worden ist, bringt ebenfalls Punkte.

Das Startup versteht sich nicht als Katzenklappen-Firma, sondern als Technologie-Unternehmen, das noch sehr viel erreichen will. Das Team will 5 Prozent der Firmenanteile für 300'000 Franken abgeben. In den intelligenten Türsteher, der die Beute draussen lässt, wollen alle Löwinnen und Löwen investieren. Mit einem angepassten Gegenangebot von 400'000 Franken gegen 10 Prozent der Anteile ist das Team von Flappie einverstanden, alle fünf Investoren setzen sich damit gemeinsam ins Boot des Startups.

Und sonst?

Zwei Angebote und ein Deal für die Gründerin Priscilla, die mit ihrem Startup Allsupps zum grössten Player in der Schweiz für vegane Multivitamin-Gummis werden will. Roland Brack stellt seinen Onlineshop als Vertriebskanal zur Verfügung und Felix Bertram steigt als Investor mit 80'000 Franken gegen 27 Prozent der Firmenanteile ein.

Viel Sympathie für Noora, die mit ihrem Startup Nookini nachhaltige Bikinis und Bademode produziert, hergestellt aus recycelten Fischernetzen und Plastikmüll aus dem Meer. Kein Deal, aber eine Einladung von Bettina Hein und Lukas Speiser zum persönlichen Gespräch, um die Gründerin mit Analyse, Rat und Tipps zu unterstützen.

Ebenfalls kein Deal für das Startup Audiobreeze. Die Gründer Pitt und Ramon produzieren mit viel Aufwand 3D-Natur-Klanglandschaften, die in Wartezonen und Gesundheitsräumen eingestreamt werden und eine beruhigende und gesundheitsfördernde Wirkung haben sollen. Diese natürlichen Sounds kommen im Abo für 390 Franken in die gewünschten Räume, bedingen jedoch eine Basisinvestition von rund 5'000 Franken pro Raum. Viel zu teuer für den Gesundheitsbereich, das kann sich niemand leisten, glaubt Arzt und Investor Felix Bertram. Smarte Technologie, findet Roland Brack, aber: "Technologisch schiesst ihr mit Kanonen auf Spatzen".

Ein Paar mit vier Kindern, April und Ibrahim, produziert gefriergetrocknete Süssigkeiten, die sie über ihren Onlineshop vertreiben. Die Selfmade-Gründer von Aprils Candyshop haben bisher alles selber gemacht, ohne Fremdfinanzierung, und glauben an die Zukunft von Freeze Dried Candys in der Schweiz. Das Paar erobert die Herzen der Investoren, nicht aber deren Brieftaschen, das Startup bleibt ohne Deal.