Bewegung an der Front der Schweizer Online-Vergleichsdienste

Computer-Tastatur mit einer Taste "Price"

Comparis unterstellt sich nach jahrelangem Streit der FINMA, Moneyland verkauft sich an die SMG.

Gleich zwei Schwergewichte im Markt der Schweizer Online-Vergleichsdienste sind in diesen Tagen im Wandel – wenn auch auf völlig unterschiedliche Weise.

Comparis registriert sich als Versicherungsvermittler

Muss sich ein Vergleichsdienst, der Versicherungen vermittel, der FINMA unterstellen? Ja, sagt die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht und forderte Comparis auf, sich als Versicherungsvermittler zu registrieren. Comparis war der Meinung, dass das Anbieten von Versicherungsvergleichen und die Vermittlung von Adressen keine Versicherungsvermittlung darstellt. Das erst recht nicht, so Comparis, wenn eine Versicherungsvermittlerin zwischengeschaltet wird, was geplant war. Die Comparis wollte sich daher nicht als Vermittlerin registrieren. 

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht fuhr nach der Weigerung grobes Geschütz auf und drohte, im Rahmen eines laufenden Enforcement-Verfahrens die Gewinne aus der Adressvermittlung der Comparis im Bereich Versicherungen ab dem Jahr 2015 einzuziehen, aufgrund der bisher nicht erfolgten FINMA-Unterstellung.

Comparis hat die Verfügung der FINMA im September 2023 angefochten. Am 5. Juli 2024 hat das Bundesverwaltungsgericht nun in seinem Urteil der FINMA Recht gegeben und entschieden, dass Comparis ein Versicherungsvermittler sei. Mit diesem Gerichtsurteil ist nun eine jahrelange Auseinandersetzung zwischer der FINMA und dem Vergleichsdienst Comparis zu Ende gegangen. 

Comparis akzeptiert das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts und unterstellt sich der Aufsicht. Die Comparis-Gruppe wird ihr Angebot künftig mit zwei Versicherungsvermittlern statt einem im Markt betreiben – mit dem bisherigen Brokerage-Partner Optimatis AG und zusätzlich neu auch mit der Comparis.ch AG. Die FINMA verzichtet darauf, Gewinne aus früheren Jahren einzuziehen, was juristisch auch eher schwierig durchsetzbar gewesen wäre. Comparis kann ihre dafür gebildeten Rückstellungen wieder auflösen.

Glücklich ist Comparis-Gründer und Verwaltungsratspräsident Richard Eisler mit der Situation nicht und wirft der FINMA vor, dass sie sich "wettbewerbshemmend" einbringen würde. Er führt ins Feld, dass sein Online-Vergleichsdienst mit grossen Konkurrenten wie Google & Co im Wettbewerb steht und befürchtet Wettbewerbsnachteile. Schliesslich stelle Comparis für Versicherungen genau gleich wie die Tech-Unternehmen einen möglichen Kanal für die Akquise neuer Kunden dar.

Eisler argumentiert: «Die US-Giganten wie Google & Co sind nicht durch die FINMA reguliert. Sie können dadurch auch künftig rasch auf Kundenbedürfnisse reagieren, während Schweizer KMUs wie Comparis durch die Regulierungsbürokratie benachteiligt werden könnten.»

Zudem moniert Eisler neue Doppelspurigkeiten. So habe die Comparis-Gruppe bereits sämtliche Versicherungsgeschäfte über ihren bei der FINMA registrierten Brokerage-Partner Optimatis abgewickelt. «Wenn es um die Regulierung der Versicherungsvermittlung geht, so hat die FINMA dadurch bereits die vollständige Kontrolle gehabt», sagt Eisler. Die FINMA sieht das anders im Sinne von: Wo der Button für die Offertanfrage steht, beginnt das Vermittlungsgeschäft. Und dieser Button findet eben auf der Vergleichsplattform statt.

Comparis bietet seit 1996 Versicherungsvergleiche an und zählt mit über 80 Millionen Besuchen im Jahr zu den meistgenutzten Schweizer Websites. 

Moneyland wird Teil der SMG Swiss Marketplace Group

Der unabhängige Online-Vergleichsdienst Moneyland ist nun etwas weniger unabhängig, zumindest was Besitzer und Strategie angeht. Moneyland ist von der SMG Swiss Marketplace Group zu 100 Prozent übernommen worden. SMG ist das Digitalunternehmen, das 2021 von TX Group, Ringier, Mobiliar und General Atlantic gegründet worden ist. 

Zum Portfolio der SMG gehören die digitalen Immobilien-Plattformen ImmoScout24, Homegate, Flatfox, Immostreet, Alle-Immobilien, Home, Publimmo, Acheter-Louer, Casasoft und IAZI. Dazu die Autosparte mit AutoScout24 und MotoScout24. Zudem die Marktplätze Anibis, Tutti und Ricardo. Und schliesslich im Bereich Finanzen und Versicherungen die Plattform FinanceScout24.

Moneyland soll neben FinanceScout24 Teil der Geschäftseinheit "Finance & Insurance" werden. Die Marke, die Plattform und das Team von Moneyland sollen bestehen bleiben und vollständig in die SMG integriert werden. Auch der Gründer Benjamin Manz will weiterhin als Geschäftsführer von Moneyland agieren.

Nach eigenen Angaben finden jährlich mehr als 2 Millionen Besucherinnen und Besucher den Weg auf die Plattform von Moneyland.

Arbeiten Vergleichsdienste neutral und unabhängig?

Online-Vergleichsdienste im In- und Ausland behaupten unisono von sich, absolut neutral zu operieren. In weiten Teilen trifft das auch zu, immerhin gehört mit zum Kapital von Vergleichsdiensten das Vertrauen ihrer Nutzerinnen und Nutzer.

Dennoch sind verschiedene Vergleichsdienste in der Vergangenheit in die Kritik geraten, weil sich einzelne Anbieter im Markt auf der Plattform unfair gelistet gefühlt haben oder in den Vergleichen nicht oder plötzlich nicht mehr aufgeführt worden sind. 

Die Krux liegt im Geschäftsmodell von Vergleichsdiensten. Zu den wichtigen Einnahmequellen gehört in der Regel, dass Nutzerinnen und Nutzer innerhalb von Vergleichen mit einem Klick direkt Offerten bei verschiedenen Anbietern einholen können. 

Deshalb unterhalten Vergleichsdienste oftmals Partnerschaften mit Anbietern. Unterschiedliche Provisionsmodelle spülen bei Offertanfragen oder bei Abschlüssen Einnahmen in die Kassen der Vergleichsdienste. Das ist nicht verwerflich, sondern ein gängiges Modell, um die Betriebskosten der Plattformen zu finanzieren.

Dieses Modell kann allerdings auch dazu führen, dass Vergleichsdienste der Versuchung erliegen, Partner mit besonders interessanten Verträgen oder hohen Provisionen auf die eine oder andere Weise zu bevorzugen. Ab diesem Punkt wäre die hochgehaltene Neutralität pulverisiert.

Sämtliche Vergleichsplattformen im In- und Ausland geben zu Protokoll, solch frevlerisches Verhalten nie, nie, nie und unter keinen Umständen in ihrem Hause zu praktizieren. Mit zu diesem Chor gehören allerdings auch jene, die man genau dabei schon mal erwischt hat.

Vergleichsdienste sind sehr praktisch und ihre Services helfen mit, schnell zu einem Überblick in verschiedenen Branchen zu kommen, Preisvergleiche der Anbieter inklusive. Diese Vergleiche sind wertvoll, solange sie ohne künstlich hochgepushte Anbieter auf Rang 1 auskommen. Seriöse Vergleichsplattformen wissen das und gehen nicht das Risiko ein, das Vertrauen ihrer Nutzerinnen und Nutzer zu verspielen.