Dass etablierte Finanzdienstleister das Geschäftsleben nicht durchwegs durch dieselbe Brille betrachten wie FinTech-Startups, ist nicht ganz neu. Interessant ist die Diskussion darüber, was die einen glauben den anderen voraus zu haben.
Am Beispiel des Factoring-Geschäfts kann man darüber streiten, ob echtes Factoring als einzig richtige oder bessere Variante gegenüber unechten Factoring betrachtet werden kann. Streitet man weiter und tiefer, zeigen sich neben Schwarz-Weiss-Vergleichen noch ganz andere Unterschiede, die nicht ohne Weiteres mit besser oder schlechter qualifiziert werden können.
Was ist echtes und unechtes Factoring?
Factoring ist eine Möglichkeit für Unternehmen, Forderungen aus Debitorenrechnungen an Dritte abzutreten und dadurch Liquidität zu schaffen.
Echtes Factoring unterscheidet sich von "Unechtem Factoring" dadurch, dass Debitorenrechnungen verkauft und die Forderungen an den Käufer abgetreten werden, das Ausfallrisiko trägt neu der Käufer oder Investor.
Unechtes Factoring unterscheidet sich von "Echtem Factoring" dadurch, dass Debitorenrechnungen nicht wirklich verkauft werden, die Forderung wird vorfinanziert. Das Unternehmen, welches den Service in Anspruch nimmt, bleibt der Schuldner, die Forderung wird lediglich zur Sicherung der vorfinanzierten Summe abgetreten. Diese Art der Vorfinanzierung hat den Charakter eines Darlehens, abgesichert durch die Forderung an den Debitor.
Das Streitgespräch zum Thema
Impulse Medien hat Harry Kern von Crefo-Factoring und Ingmar Stupp von Finiata in den Ring gebeten.
Abwicklung analog oder digital? Prozessdauer 3 Tage oder 7 Minuten? Klassisches Factoring oder "nur" Vorfinanzierung von Rechnungen? Silent Factoring oder Open Factoring? Finanzierung von Rechnungen ab 1 Euro oder erst ab sechsstelligen Summen? Wer nutzt es und wem nützt es?
Das etablierte Factoring-Unternehmen, Crefo-Factoring, tritt gegen das FinTech Finiata an. Im Schlagabtausch offenbaren sich zwei völlig unterschiedliche Geschäftsmodelle, Betrachtungen und Philosophien, die eher schwer unter einen Hut zu bekommen sind. Was auch nicht unbedingt sein muss, der Kunde entscheidet, welches Modell für ihn passt.
Genau darin liegt allerdings auch ein zentraler Schmerz-Punkt: Factoring-FinTechs erschliessen neue Kundengruppen, die aufgrund ihres geringen Volumens bei etablierten Factoring-Unternehmen bisher keine Chancen hatten Kunden zu werden. Das weckt Interesse und öffnet Türen – auch für grössere Kunden. Dieser disruptive Ansatz gibt zu reden.
Das Streitgespräch ist interessant, weil die beiden Kontrahenten das Thema Factoring von verschiedenen Seiten beleuchten und kontrovers diskutieren.