Kryptowelt

Deutschlandweite Razzia gegen Betreiber von Krypto-Automaten

Bitcoin-Automat in einer Unterführung
Bild: TeaOry | Shutterstock

Deutschland ist und bleibt ein hartes Pflaster für Betreiber von Bitcoin-Automaten. Die Finanzaufsicht BaFin setzt hohe Hürden und verhindert ATM-Wildwuchs.

Gehören in einigen Ländern Bitcoin-Automaten inzwischen zum Stadt- und Strassenbild, bleibt die Zahl der ATMs in Deutschland überschaubar. Diese Woche hat die Finanzaufsicht BaFin mit einer Razzia dafür gesorgt, dass sich die Reihen der bestehenden Automaten zusätzlich gelichtet haben.

BaFin-Razzia gegen Betreiber von Krypto-Automaten

Wie die Finanzdienstleistungsaufsicht mitteilt, hat die BaFin in einer deutschlandweiten Aktion diese Woche Krypto-Automaten sichergestellt, an denen Bitcoin und andere Krypto-Werte gehandelt werden können. Dabei wurde Bargeld in Höhe von einer knappen Viertelmillion Euro einbehalten. Die 13 beschlagnahmten Geräte werden ohne die erforderliche Erlaubnis der BaFin betrieben und bergen das Risiko der Geldwäsche.

Die Razzia umfasste zahlreiche deutsche Grossstädten und insgesamt 35 Standorte. Beamte der BaFin gingen mit Unterstützung von Polizei und Deutscher Bundesbank sowie in Abstimmung mit dem Bundeskriminalamt (BKA) gegen die Aufsteller vor und sammelten mit rund 60 Einsatzkräften die illegal betriebenen Automaten ein.

Die Haltung der Finanzaufsicht

Das Wechseln von Euro in Krypto-Währungen und umgekehrt stellt gewerbsmässigen Eigenhandel oder ein Bankgeschäft dar, stellt die Finanzaufsicht klar, und benötigt deshalb laut Gesetz (§ 32 Kreditwesengesetz) die ausdrückliche Erlaubnis der BaFin. Andernfalls wird das Geschäft illegal betrieben. Die Erlaubnispflicht soll sowohl die Integrität des Finanzsystems als auch Verbraucherinnen und Verbraucher schützen. Mit dem Handel mit Krypto-Werten, so die BaFin, sind erhebliche Risiken bis hin zum Totalverlust verbunden. Illegal handelnde Betreiber werden von Polizei und Staatsanwaltschaft strafrechtlich verfolgt. Den Tätern drohen bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug.

Manche Wechselautomaten ziehen zudem Nutzer mit kriminellen Absichten an, so die BaFin weiter. Wer hohe Barbeträge von mehr als 10'000 Euro annimmt, muss zur Geldwäscheprävention die Identität des Kunden feststellen ("Know your customer"-Verfahren, KYC).

Generell gilt, hält die BaFin fest: Werden Anhaltspunkte für die illegale Herkunft des Geldes oder der Zusammenhang mit Terrorismusfinanzierung festgestellt, muss dies an die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) gemeldet werden. Tauschautomaten, an denen diese Sorgfaltspflichten nicht eingehalten werden, eignen sich aufgrund der Anonymität zur Geldwäsche.

Die BaFin nimmt auch Vermieter in die Pflicht

Die Finanzaufsicht geht in ihren Vorgaben sehr weit. Sie nimmt zum Beispiel auch Vermieter, welche Flächen für Bitcoin-Automaten zur Verfügung stellen, in die Pflicht.

Bereits in einer Mitteilung vom September 2020 hatte die BaFin auf diese mögliche Mithaftung hingewiesen: Personen oder Unternehmen, die solchen Aufstellern der Kryptoautomaten die Räumlichkeiten bzw. Strom- oder Internetanschlüsse zur Verfügung stellen, sind in deren unerlaubte Geschäfte einbezogen und damit selbst mögliche Adressaten verwaltungsrechtlicher Massnahmen. Vermieter sollten sich in diesen Fällen immer hinsichtlich der BaFin-Lizenz vergewissern, eine blosse Gewerbeanmeldung ist nicht ausreichend.

Wo stehen die meisten Bitcoin-Automaten?

Das grösste Netz mit rund 32'000 Bitcoin-ATMs ist erstaunlicherweise in den USA zu finden. Erstaunlich deshalb, weil die USA streckenweise einen eher kryptokritischen Kurs verfolgen, Automaten scheinen davon nicht tangiert zu sein.

Kanada kommt auf knapp 3'000 Automaten, Australien ist mit mehr als 1'100 ATMs im Rennen.

In Europa steht die Schweiz mit 187 Automaten sehr weit vorne, im Verhältnis zur Landesfläche oder der Bevölkerungszahl sogar an der Spitze. Deutschland ist mit 182 Automaten eher Kargland. Und bleibt es wahrscheinlich auch, dafür sorgt die BaFin.

Abgesehen von Spanien und Polen kommt in Europa kein Land auf mehr als 200 Bitcoin-Automaten, die meisten Länder liegen sehr deutlich darunter.

Sind Bitcoin-Automaten überhaupt sinnvoll?

Die 32'000 Automaten in den USA lassen darauf schliessen, dass ein Bedürfnis für Bitcoin-ATMs besteht. Dennoch bleiben einige Fragezeichen erlaubt. 

Bitcoins zieht man in der Regel nicht wie Kaugummis aus einem Automaten. Die Anlage erfolgt in der Regel bewusst, überlegt und deshalb weniger im Vorbeigehen auf der Strasse oder in der Shopping Mall. Zudem sind die Gebühren am Automaten meistens sehr hoch und damit für Anlegerinnen und Anleger unattraktiv.

Deshalb werden Bitcoin-Automaten wahrscheinlich primär von Neueinsteigern genutzt. Mit einem Invest von wenigen Franken, Euros oder Dollars, um einfach mal zu schauen, wie es sich anfühlt, in Bitcoin zu investieren. Sollte diese Vermutung zutreffen, sind Bitcoin-Automaten eher Unterhaltungs-Maschinen, Impulsgeber und Werbeflächen für die Kryptowelt. Wiederholungstäter und ernsthafte Anlegerinnen und Anleger werden kaum vor Bitcoin-Automaten Schlange stehen. Die etablierten Online-Kanäle sind komfortabler, sicherer und viel preisgünstiger.