Über das jüngste Beispiel einer Schweizer Digital-Bank haben wir kürzlich berichtet: das Startup Neon folgt den Spuren von Revolut, N26, Atom und Monzo und will das Smartphone Banking revolutionieren. Vorerst nicht als Bank, aber mit einer Banking App, die komfortables Banking neu definieren soll.
Diese Banking App umschreiben die vier Neon-Gründer Michael Noorlander, Simon Youssef, Julius Kirscheneder und Jörg Sandrock mit "100 Prozent mobil, fair, intelligent" und fassen ihr Verständnis von Banking mit "die Befreiung des Alltags-Bankings" zusammen.
Neon setzt auf Finstar
Damit der Alltag dem neuen Banking keine Hürden setzt, kooperiert Neon mit den digitalen Pionieren der Hypothekarbank Lenzburg und setzt dabei auf das Kernbankensystem Finstar der Lenzburger. Ausgelöste Finanztransaktionen auf der Neon-App werden durch den Datenaustausch zwischen der App und Finstar über eine sichere Schnittstelle abgewickelt.
Diese Schnittstelle hat die Hypothekarbank Lenzburg im Rahmen ihrer Open API-Initiative bereits im Sommer 2017 in Betrieb genommen. Vergangenen Januar hat die HBL ein erstes Open Banking-Projekt mit dem FinTech Sonect realisiert, jetzt folgt mit Neon das nächste Startup. Die mobile Banking App läuft bereits in der Testphase und soll im Sommer 2018 für Kunden verfügbar sein.
Wer was davon hat
Für die Nutzer von Neon wird automatisch ein speziell geschaffenes digitales Konto bei der Lenzburger Bank eröffnet, die sichere Abwicklung von Transaktionen ist gewährleistet und die Neon-Gründer können sich auf Kunden, App, Komfort, smarte Funktionen und attraktive Angebote konzentrieren. Michael Noorlander, Mitgründer von Neon Switzerland, beschreibt die Vorteile aus Sicht des FinTechs mit folgendem Statement:
Die führende Schweizer Bank im Open Banking ermöglicht uns, verhältnismässig leicht Angebote in einer App zu bündeln und so Schweizer Retail-Kunden den Bankenalltag zu erleichtern
Auch Marianne Wildi, CEO der Hypothekarbank Lenzburg, freut sich über den Zuwachs, bezeichnet die Kooperation mit Neon als neuen Meilenstein für die Öffnung des Bankensystems für FinTech-Angebote und unterstreicht dabei, die Pionierrolle für Open Banking in der Schweiz auch in Zukunft wahrnehmen zu wollen.
Open Banking: Spaziergang oder "Hosenlupf"?
Die Hypothekarbank Lenzburg setzt bei ihrer Open API-Initiative auf Know-how und Technologie des Münchner FinTechs NDGIT, das sich auf Lösungen rund um PSD2 und Open Banking spezialisiert hat. Deren Open Banking-Plattform scheint sich zu bewähren – Marianne Wildi beschreibt die Integration neuer FinTechs ins Ökosystem der HBL zwar nicht als Spaziergang, aber meilenweit entfernt von einem "Hosenlupf" und deshalb (doch fast) in der Nähe eines Spaziergangs:
Auch künftig werden wir unser Angebot mit FinTech-Applikationen ausbauen und noch kundenfreundlicher machen – dank unserer Open-API-Initiative geht das mit Finstar relativ einfach
"Relativ einfach" hört sich insofern gut an, als damit auch eine Message an andere innovative Banken und an kreative FinTechs verbunden ist: Sind die grundlegenden Technologien vorhanden, alle notwendigen Systeme einmal angepasst und eingerichtet (möglicherweise der "Hosenlupf" vor dem Spaziergang), dann stehen Banken und FinTechs zahlreiche Türen offen. Sehr weit offen für ein zukunftsorientiertes, kundenfreundliches Open Banking, um sich mit neuem Komfort und smarten Services für ihre Kunden bestehende Marktaneile zu sichern und neue Marktanteile zu erobern.
Das klingt nach einem guten Deal – für alle Beteiligten.