Innerhalb einer europaweiten Studie sind Vertreter von rund 2'800 Unternehmen aus den Beneluxländern, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Österreich, Skandinavien und der Schweiz zur Digitalisierung befragt worden.
Die Umfrage ist gemeinsam von EY, Brainloop sowie zwei akademischen Einrichtungen – der Leipzig Graduate School of Management und der Philipps-Universität Marburg – durchgeführt worden. EY Deutschland hat die wichtigsten Ergebnisse zur Umfrage rund um die Themen Kommunikation und Digitalisierung in Vorständen und Aufsichtsräten in einem Pocketguide zusammengefasst.
Das "Briefing" von EY
Im Pocketguide richtet EY den Scheinwerfer auf die Herausforderungen, welche Mitglieder von Vorständen und Aufsichtsräten im digitalen Wandel stemmen müssen. Die Studienautoren formulieren die folgenden Anforderungen:
- Bewältigung des Spagats zwischenden Anforderungen des digitalen Wandels und den alltäglichen betrieblichen Abläufen sowie Risikomanagement in einem zunehmend volatilen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Umfeld
- Gewährleistung der richtigen Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat hinsichtlich digitaler Kompetenzen, um das Unternehmen erfolgreich durch eine Ära des rasanten technologischen Wandels zu lenken
- Identifizierung und Nutzung des Potenzials von neuen, leistungsstarken Technologien, zum Beispiel Künstliche Intelligenz, Blockchain, robotergesteuerte Prozessoptimierung und Virtual Reality
- Evaluierung neuer Möglichkeiten digitaler Technologie zur Förderung und Verbesserung der Kommunikation von Vorstand und Aufsichtsrat und deren Einsatz zur effektiven Sitzungsdurchführung
Ob und wie die Führungsgremien gerüstet sind, um die Herausforderungen zu bewältigen, zeigt ein Blick auf die Ergebnisse der Umfrage, die wir als Auszug bringen.
Die Digitalisierungsagenda von Vorständen und Aufsichtsräten
Welche Themen stehen auf der Digitalisierungsagenda?
- 58 Prozent: Neue Produkte und Innovationen
- 55 Prozent: Cyberangriffe und Datenlecks
- 53 Prozent: Aneigung von digitalen Technologie-Kompetenzen
- 48 Prozent: Datenschutz und -souveränität
- 45 Prozent: Erschliessung von E-Commerce
- 42 Prozent: Transformation zur agilen Organisation
- 38 Prozent: Nutzung von Big Data
- 33 Prozent: Entwicklung von IoT-Lösungen
Auf der einen Seite: Eigene Lösungen sowie Research & Development
Mit 67 Prozent halten zwei Drittel der befragen Unternehmen die Entwicklung eigener Lösungen sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung für die vielsprechendste Strategie zur Ausweitung ihres digitalen Know-hows.
Auf der anderen Seite: Outsourcing und damit Kompetenzen nicht im eigenen Unternehmen
Dennoch ist mit 63 Prozent fast derselbe Anteil von der Idee überzeugt, Innovationen an externe Dienstleister auszulagern. Dies obwohl digitale Kompetenzen als wesentliche Assets für Unternehmen gelten und im eigenen Hause angesiedelt sein sollten.
Sind Know-how, Kompetenz und Instrumente vorhanden, um den verschiedenen Digitalisierungs-Themen und -Strategien Gestalt zu geben? Ein Blick auf weitere Resultate der Umfrage zeigt, wo Nachholbedarf besteht.
Ausschuss für Technologie und Digitalisierung an der Arbeit?
Obwohl 71 Prozent der Aufsichtsgremien mindestens drei Ausschüsse bilden, verfügt nur ein Bruchteil der Unternehmen, 10 Prozent, über einen gesonderten Technologie-/Digitalisierungsausschuss. In den meisten Unternehmen werden offenbar nur vereinzelte Aspekte der Digitalisierung in Ausschüssen besprochen – im Prüfungs- bzw. Risikoausschuss etwa das Thema Cyberangriffe.
Digitalisierungsexperten im Board?
Die strategischen Auswirkungen der Digitalisierung und die damit verbundenen Notwendigkeiten und neuen Geschäftsmöglichkeiten werden in der Regel in der Plenarsitzung besprochen.
Dabei sollten digitale Experten unter den Aufsichtsräten eine Schlüsselrolle spielen, doch nur ein Viertel der befragten Unternehmen hält zumindest eines ihrer Aufsichtsratsmitglieder für einen Digitalisierungsexperten.
Vorsitzende fit in Digitalisierungs-Themen?
Obwohl die Digitalisierung weit oben auf der Aufsichtsratsagenda steht, weisen die Vorsitzenden offensichtlich Wissenslücken in diesem Bereich auf. Die Teilnehmer an der Umfrage stuften die digitale Erfahrung des Vorsitzenden um 15 Prozent niedriger ein als die Bedeutung der Digitalisierung auf der Aufsichtsratsagenda insgesamt.
Fazit zum Grad und zum Stellenwert der Digitalisierung
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass auch viele Leitungsgremien keinen effektiven Überblick über die digitale Strategie ihres Unternehmens haben. Und die Autoren benennen die Gründe:
- Weniger als die Hälfte der Vorstandsgremien hat ein Vorstandsmitglied für Digitalisierung.
- 62 Prozent der Vorstände mit Verantwortung für die Digitalisierung übertragen diese Verantwortung zudem an untergeordnete Leitungsebenen.
Zusammenfassend lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass Bedeutung, Auswirkungen und Massnahmen im Zusammenhang mit der Digitalisierung weitgehend erkannt sind und auf den Agenden auch traktandiert werden. In den Bereichen Kompetenzen, Strategie und Umsetzung klaffen jedoch teilweise noch eklatante Lücken.