Über den bisher wahrscheinlich grössten Diebstahl in der Geschichte der Kryptowährungen hat MoneyToday.ch gestern ausführlich berichtet, hier. Hacker haben bei einem Angriff auf das Krypto-Unternehmen Poly Network rund 600 Millionen US-Dollar erbeutet. Weshalb der angerichtete Schaden weit über die gestohlene Summe hinausgeht, haben wir in dieser Story ebenfalls beleuchtet.
Ein Update zum Hack und zum Hacker
Die Attacke mit gewaltigen Auswirkungen nimmt groteske Züge an. Hinter dem Angriff scheint nicht eine Gruppe von Hackern zu stehen, sondern eine Einzelmaske. Allerdings ein Hacker mit einem ausgeprägten Sendungsbewusstsein, der sich gewissermassen die Kutte von Robin Hood umgehängt hat und bemerkenswerte Seiten seiner Persönlichkeit offenbart.
Was der Hacker in einem "Q & A" zum Besten gibt
In freier Zitatform einige lesenswerte Happen, die der Hacker in Form eines Q & A publiziert hat:
Knapp die Hälfte der Beute hat der Hacker dem bestohlenen Unternehmen inzwischen wieder zurückgegeben. 350 Millionen Dollar behält er im Moment noch für sich. Warum? Er brauche Zeit, aktuell auch etwas Ruhe und er wolle überdies mit dem Team von Poly Network ins Gespräch kommen, deshalb. – Das leuchtet natürlich ein, die Gesprächsbereitschaft ist auf allen Seiten deutlich grösser, wenn 350 Millionen abgeräumte US-Dollar, die "zehntausenden" Kunden gehören, noch überfällig sind.
Er habe jedoch immer beabsichtigt, das Geld zurückzugeben. Der Diebstahl hätte nur stattgefunden, um die Coins in Sicherheit zu bringen, bevor jemand anders mit bösen Absichten die entdeckte Sicherheitslücke ausnutzen und die Vermögenswerte stehlen könnte. "I can trust nobody!", sagt der Hacker im Brustton der Überzeugung.
Warum er mit den gestohlenen Werten selbst handelt und Zinsen verdient? Nur deshalb, weil er über die Reaktion von Poly Network verärgert gewesen sei. Immerhin hätte das Team ihn für den Hack verantwortlich gemacht, gewissermassen angeklagt und andere dazu motiviert, ihn deswegen zu hassen. Und das, noch bevor er selbst die Möglichkeit gehabt hätte, sich zu äussern und zu antworten. Mit den Transaktionen wolle er etwas Zinsen verdienen und auch allfällige Kosten decken.
Und natürlich stand bei diesem Hack generell nur im Vordergrund, Schwachstellen im Poly Network aufzuzeigen. Darüber hinaus jedoch: Hacken macht Spass. Und der Job, das System von Poly Network zu hacken, war reizvoll und anspruchsvoll. Nein, Geld interessiert den Hacker nicht besonders, er hat bereits genug davon. Er folgt deshalb nur edlen Motiven.
Der Hacker erklärt sich in seinem selbstverfassten Q & A sehr ausführlich. Das Selbstgespräch mit bemerkenswerten Facetten eines Robin Hood, Green Arrow oder wie auch immer gearteten Hackers ist öffentlich einsehbar.
Tom Robinson, Mitgründer des Krypto-Analyse-Unternehmens Elliptic, hat die Statements des Hackers auf Twitter in voller Länge publiziert, hier zu lesen.