PSD2

PSD2 ist Realität

PSD2 in der Agenda
Bild: Getty Images | SBphotos

Am Samstag, 13. Januar 2018, ist die PSD2 in der EU in Kraft getreten. Was die neue Regulierung mittel- und längerfristig bewirken kann.

Nein, ein Erdbeben war nicht spürbar, zumal sich die PSD2 fast schon gemütlich am Wochenende zu den übrigen Regularien in der EU gesellt hat. Unbemerkt bleiben wird sie allerdings nicht.

Was die PSD2 sofort bewirkt

Das, was Medien in Europa ihren Lesern und Bankkunden in den letzten Wochen breit kommuniziert haben:

Im Wesentlichen, dass beim Einkaufen im Internet für das bargeldlose Bezahlen (Kreditkarten) ab sofort keine zusätzlichen Gebühren mehr verlangt werden dürfen. Die eher breit gelebte Praxis der Aufschläge gehört der Vergangenheit an. Und: Die Haftungsgrenze für Missbräuche im Zusammenhang mit Bank- oder Kreditkarten, Lastschriftverfahren oder beim Online Banking sinkt von 150 auf 50 Euro.

Was die PSD2 mittel- und längerfristig bewirkt

Die neue Verordnung wird nun nicht von heute auf morgen das Geschäft der Banken umpflügen. Zumal Open Banking bisher schon für aktive Banken und smarte FinTechs eine Realität war. Eine Realität, die nun einfach einen geregelten und gesetzlichen Rahmen innnerhalb der EU bekommen hat.

Aber immerhin, die PSD2 weckt neue Begehrlichkeiten. In erster Linie bei cleveren Banken, smarten FinTechs und bei anderen Drittparteien, welche vom Kontozugang profitieren können. In zweiter Linie, und am wichtigsten, bei Konsumenten und Kunden, welche sich eher schnell an neuen Komfort und neue Services gewöhnen werden, sobald diese Services breit angeboten werden.

Ein längst fälliger Digitalisierungsschub

Die Zahl der Aggregatoren und Drittdienstleister wird zunehmen, weil sich sich durch die PSD2 neue und notwendige Standards schneller oder überhaupt etablieren. Die Möglichkeiten für alle Beteiligten werden insofern grösser, als seit 13. Januar 2018 im EU-Raum klare Spielregeln und Rechtssicherheit gegeben sind.

Der Digitalisierungsschub auf allen Seiten wird vor allem die Ausrichtung auf die Anforderungen und Wünsche von Kunden verstärken. Was an sich eine Selbstverständlichkeit ist oder wäre, wird jetzt einfach noch etwas selbstverständlicher, weil mehr und viele Banken, FinTechs und andere Finanzdienstleister bisherige und neue Potenziale sehr viel stärker nutzen werden. 

A la Carte und Buffet statt Fertiggerichte

Das führt dazu, dass Kunden und Konsumenten, werden sie sich ihrer Möglichkeiten erst richtig bewusst, sehr viel stärker à la Carte auswählen werden. Das heisst: Kunden werden weniger das komplette Fertiggericht in einer Packung vom selben Anbieter kaufen, wie bisher, sie werden ihre Finanzen und ihr Banking individuell organisieren und gestalten. Mit Leistungen, Tools und Services von verschiedenen Anbietern, die im individuellen Gesamtpaket das bringen, was im Moment gebraucht wird. Komfort, Service, Schnelligkeit und Preise werden entscheiden. 

Das alles wird sich kaum unglaublich schnell und über Nacht entwickeln. Die Revolution ist keine, vielmehr eine Evolution. Dennoch eine Evolution mit Sprengkraft, die neue Geschäftsmodelle, Spielregeln und Kundenerwartungen schaffen wird. Und weil das eine das andere inspiriert und befruchtet, sind auch in Sachen Schnelligkeit Überraschungen nicht ganz ausgeschlossen.

Wie denkt die Schweiz über PSD2 und Open Banking?

Wir haben Exponenten aus dem Umfeld von Banken, FinTechs, Verbänden, Beratung, Medien und Recht im Oktober 2017 zum Thema befragt. Das interessante Meinungsbild gibt's hier.