Ein Exklusiv-Interview mit Shania Twain – Christoph Jaggi hat sich mit der Künstlerin hoch über dem Genfersee über aktuelle Projekte und neue Pläne unterhalten.
Am 10. September 2020 fand die Pressekonferenz des Zurich Film Festival (ZFF) in den Chalets von Claude Nobs, dem "Le Picotin" in Caux/Montreux statt. Nach deren Ende ergab sich unverhofft die Gelegenheit, sich mit Shania Twain in privatem Rahmen zu unterhalten.
Shania, Sie sind eine bekannte Sängerin, sind Songwriter und Performer, und sehr erfolgreich. Ihr letztes Album "Now" wurde 2017 veröffentlicht. Haben Sie neue Lieder geschrieben, die Sie in naher Zukunft aufnehmen und veröffentlichen wollen?
Ich habe ein neues Album zusammengestellt. Wir sitzen jetzt hier in dem winzigen Chalet, wo ich eine Menge Inspiration bekomme.
Covid ist allerdings eine Herausforderung. Die Entertainmentbranche hat eine neue Zeitrechnung: Vor Covid, während Covid, und – hoffentlich bald – nach Covid. Die durch Covid bedingten Massnahmen haben einen massiven Effekt auf Produktion und Auftritte. Covid hält mich in letzter Zeit mehr auf der Erde, ich bin gegroundet. Produktionen können zurzeit nicht mehr so gemacht werden, wie sie normalerweise gemacht werden. Zurzeit arbeiten alle Künstler in sehr kleinen Gruppen und verwenden Technologie, um aus der Ferne zusammenarbeiten zu können. So muss auch ich selbst arbeiten. Das Album kommt also wahrscheinlich langsamer zusammen als sonst, aber ich arbeite an einem neuen Album. Wie auch immer, ich hoffe, dass ich neue Musik höchstwahrscheinlich im Frühjahr des nächsten Jahres veröffentlichen kann. Das ist mein Ziel.
Covid ist zwar eine Herausforderung, aber es bedeutet einfach, dass man, wo immer man auch ist, weitermachen und produktiv bleiben muss. Das ist es, was ich tue, und ich hoffe, dass mich das nicht zu sehr zurückwirft. Ich bin wirklich optimistisch, dass mein neues Album in diesem Frühjahr veröffentlicht wird.
In den letzten Monaten wurden zwei Duette mit Ihnen veröffentlicht
Ja, und das während Covid. Das eine mit Orville Peck, dem maskierten kanadischen Country-Sänger, und das andere mit Ronan Keating, dem irischen Popsänger. "Legends Never Die", ein sehr interessantes Projekt mit Orville Peck, wurde während Covid aufgenommen, während "Forever and Ever, Amen" mit Ronan Keating im Februar kurz vor Covid aufgenommen, aber während Covid veröffentlicht wurde.
Sie waren kürzlich in zwei verschiedenen Filmen zu sehen
Ja. 2019 erschien "Trading Paint" mit John Travolta, und 2020 "I Still Believe" mit KJ Apa, Britt Robertson und Gary Sinise, dem bekanntesten Schauspieler des Films, einer wunderbaren Person. Und die Geschichte, die der Film erzählt, ist herzergreifend. "I Still Believe" wurde in diesem Frühjahr veröffentlicht. Und bis jetzt habe ich in allen zwei Filmen gespielt, zu denen ich eingeladen wurde. Es war eine tolle Erfahrung.
Ist dies etwas, das Sie auch in Zukunft verfolgen wollen?
Auf jeden Fall. Mir macht die Schauspielerei wirklich Spass, ich geniesse es, die Rolle eines anderen Menschen zu übernehmen. Ich schätze die Kameradschaft zwischen den Schauspielern sehr und ich schätze auch die Produktionsseite der Filmproduktion. Ich geniesse die Interaktion mit dem grossen Team, das beteiligt ist; ich bin mir der Beleuchtung und all der Elemente im Hintergrund und der Tatsache, dass ich eingeladen bin, sehr bewusst. Ich geniesse diese Erfahrung. Es ist erfrischend, auf einer anderen Plattform als einem Studio oder einer Bühne aufzutreten. Es ist also nur eine Ergänzung zum kreativen Ausdruck, eine Erweiterung von etwas, das mir Spass macht.
Sie haben jetzt auch eine eigene Radio-Show?
Ja, ich habe vor kurzem meine eigene Apple Music Radio-Show gestartet, was während der Covid-Zeit sehr gut zu bewerkstelligen ist. Weil ich buchstäblich mit meinem Computer und einem Mikrofon sitze und über meine Lieblingsmusik spreche, zu der auch eine Serie über das Montreux Jazz Festival gehört. Ist das nicht wunderbar? Die Show begann im August und läuft bereits, also habe ich das während Covid getan.
Letzten Monat waren Sie bei "Good Morning America" zu sehen
In der Tat. Ich habe einen Auftritt in "Good Morning America" von hier oben gemacht, dem "Picotin" in Caux/Montreux. "Good Morning America" verwendete Videokonferenz-Technologie, um eine akustische Live-Aufführung von zwei meiner Hits in die USA zu übertragen und aufzuzeichnen.
Was kommt als Nächstes?
Covid hat meine Auftritte in Las Vegas unterbrochen, meine dortige Residenz. Aber sobald bekannt gegeben wird, dass es sicher ist, zurückzukehren, werde ich wieder auf der Bühne des Zappos Theater im Planet Hollywood Resort and Casino stehen. Man wartet immer noch auf mich, also kein Grund für mich zur Sorge.
Meine Trilogie von aufeinanderfolgenden diamantenen Alben – "The Woman in Me", "Come On Over" und "Up!" – wird neu gemastert und mit zusätzlichen Inhalten veröffentlicht. Das erste der drei Alben – "The Woman in Me" – kann bereits vorbestellt werden und das 25 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung. Es ist ein feierlicher Anlass für mich, dieses Album in neuer Form erneut veröffentlichen zu dürfen. Alle drei Alben sind komplett neu gemastert und es findet sich auch allerlei neues Material darauf. Es ist sehr, sehr erfüllend, in meiner Karriere immer noch sehr aktiv zu sein und an einer Neuausgabe von früheren Erfolgsalben mitzuarbeiten, deren Erstveröffentlichung ihren Beginn vor 25 Jahren hatte. Es ist vor allem schön und aufregend für die Fans. Es ist eine sehr, sehr spannende Zeit für mich, auch wenn es durch Covid schwierig ist, aber es war eine produktive Zeit.
Ich mache eine Fernsehserie mit dem Titel "Heart of Texas". Sie erinnern sich, wie ich auf der ZFF-Pressekonferenz über mein Lieblingsfilmgenre "Western" sprach. Ich werde diese Fernsehserie exekutiv produzieren, schauspielern und die Musik dazu schreiben. Diese Fernsehserie habe ich an der Pressekonferenz nicht zur Sprache gebracht, da es an diesem Tag um Film ging. Aber es ist ein Projekt, das ich am Laufen habe. Das Engagement für die Dreharbeiten hat sich wegen Covid verzögert, aber wir arbeiten immer noch an der Produktion. Es ist also alles gut.