Der Schweizer Vorsorgemarkt der Säule 3a ist ein gewaltiger Kuchen, umfasst insgesamt über 120 Mia. CHF und wächst jährlich um rund vier Milliarden Franken (Quelle: BSV). Für Banken und Versicherungen, die sich den Markt in etwa im Verhältnis 63 Prozent (Banken) und 37 Prozent (Versicherer) aufteilen, ein lohnendes Geschäft.
Die etablierten und die neuen Player
Der Burgfrieden wird seit einiger Zeit schon gestört durch FinTechs mit smarten Angeboten, welche in Apps, Leistungen, Komfort und Gebühren neue und andere Zeichen setzen. Gerade für jüngere Zielgruppen, welche übers Smartphone autonom sparen und anlegen möchten, sind die Angebote der FinTechs attraktiv.
Die Bastion der etablierten Banken und Versicherer wankt noch nicht, die neuen Angreifer sind jedoch bei jungen Kundengruppen und Neueinsteigern klar im Vorteil. Zumal sie das Thema Vorsorgesparen entstaubt haben. Autonomes Anlegen ist ein genereller Trend und das Managen der eigenen Säule 3a funktioniert heute mit Komfort und darf auch Spass machen. Die Gewichte und Marktanteile könnten sich längerfristig durch die wachsende Zahl der neuen Player durchaus verschieben.
Die noch nicht gesehene Allianz der Kantonalbanken
Wer denkt, die zahlreichen Kantonalbanken der Schweiz würden Know-how, Kraft und Kapital zusammenlegen, in die ultimative App investieren, die alles Bisherige in den Schatten stellt, und mit unschlagbaren Angeboten den Markt aufmischen, liegt falsch. Klar, jede der 24 Kantonalbanken ist ein eigenständiges Finanzinstitut. Dennoch, würde die Bankengruppe geschlossen und vereint operieren, könnte der Unterschied in der möglichen Grösse des gemeinsam beackerten und besetzten Terrains liegen: 24 Handschaufeln produzieren im Vergleich zur Erdrutschbewegung eines Caterpillars nicht dieselben Ergebnisse.
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat mit Frankly vor gut einen Jahr vorgelegt und eine starke App in den Markt gestellt, die im Markt ankommt. Die Zürcher spielen auch in Sachen tiefer Gebühren an vorderster Startup-Front mit und können den FinTech-Preisbrechern die Stirn bieten.
Die Graubündner Kantonalbank (GKB) zielt mit ihrer App Gioia 3a seit März 2021 ebenfalls auf junge Zielgruppen, bleibt im Pricing allerdings konservativ und liegt bei den Gebühren etwa doppelt so hoch wie Frankly.
Mit der Luzerner Kantonalbank (LUKB) und der St. Galler Kantonalbank (SGKB) haben (Achtung: Premiere!) zwei KBs ein gemeinsames Projekt unterwegs. Das Mobile-Angebot für das Säule-3a-Wertpapiersparen wollen die beiden Banken noch im laufenden Jahr auf den Markt bringen.
Die vierte Kantonalbank-App kommt von der Glarner Kantonalbank
Dazu spannt die GLKB mit dem Struki-Unternehmen Leonteq zusammen. Mit dieser Kooperation sollen Vermarktung, Vertrieb und Verwaltung innovativer Vorsorgelösungen möglich gemacht werden. Zu Produktdetails und Pricing halten sich GLKB und Leonteq aktuell noch bedeckt, bekannt sind die folgenden Punkte:
Die beiden Partner geben an, ein rein digitales, innovatives Produkt entwickelt zu haben, welches den Vorsorgesparern anstelle einer laufenden Verzinsung eine Kombination aus einer Garantie und einer Renditechance bietet wird. Leonteq soll in der neuen Kooperation als Service- und Technologiepartner wirken, die GLKB will ihre fundierten Kompetenzen im Banking und der Digitalisierung einbringen.
Die Vermarktung dieses ersten, gemeinsamen Produkts ist auf Ende 2021 geplant. Weitere Lösungen sind offenbar im Gespräch, alle Produkte sollen auf der neu entwickelten Technologie-Plattform von Leonteq administriert und über eine noch zu gründende Drittgesellschaft digital vermarktet werden. Die Glarner Kantonalbank und Leonteq sollen zu je 50 Prozent an dieser Gesellschaft beteiligt sein.
Leonteq spannt den Bogen noch etwas weiter: Die neue digitale Plattform mit dem Namen "Sigma" hat Leonteq "für Partnerschaften mit Banken im Vorsorgebereich entwickelt". Die Sigma-Plattform soll es ermöglichen, derartige Spareinlagen automatisiert und skalierbar zu administrieren und anzubieten. Zusätzlich will Leonteq eine Mobile App und eine entsprechende Webseite mit einfacher Navigation und digitalem Onboarding betreiben.
Lukas Ruflin, CEO von Leonteq, zum Thema:
«Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit freuen wir uns sehr, unser Vorsorgekonzept und die damit verbundene Technologie vom Versicherungsbereich nun mit innovativen Produkten auch auf den Bankbereich auszuweiten