Wer denkt, Schweizerinnen und Schweizer wären stramm gesetzestreu, liegt falsch – der Anteil der klauenden Bevölkerung steigt.
Eine repräsentative Umfrage von Moneyland belegt: Diebstahl ist auch in der Schweiz weit verbreitet. Die Anzahl der Gelegenheitsdiebe hat seit der letzten Befragung vor knapp zwei Jahren deutlich zugenommen.
Schweizerinnen und Schweizer sind weniger gesetzestreu, als man annehmen könnte. Bloss rund 36 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz gaben an, noch nie etwas gestohlen oder absichtlich nicht bezahlt zu haben. Vor allem Schwarzfahren ist verbreitet: 40 Prozent aller Befragten erklärten, mindestens einmal den öffentlichen Verkehr ÖV absichtlich ohne gültiges Ticket genutzt zu haben. Immerhin 18 Prozent taten dies bereits mehr als zweimal.
Schwarzfahren wird gesellschaftlich eher noch als Kavaliersdelikt gesehen. Am Arbeitsplatz, im Detailhandel, im Hotel und anderswo geht es jedoch auch zur Sache. Die Lust am Abräumen am Arbeitsplatz und im Hotel ist auf vergleichbarem Niveau mit den Werten von 2022 geblieben. In allen anderen Bereichen hat das diebische Treiben signifikant zugenommen. Die folgende Tabelle zeigt, wo Schweizerinnen und Schweizer bevorzugt zulangen.
Die Erkenntnis, dass vor allem Gelegenheit Diebe macht, scheint sich auch im Verhalten der Schweizer Bevölkerung zu bestätigen. Immerhin sind die Anteile der einmaligen (Gelegenheits-?) Tat meistens höher im Vergleich zu den Wiederholungen.
Männer stehlen öfter als Frauen
«Männer erliegen der Versuchung des Stehlens häufiger als Frauen», protokolliert Benjamin Manz, Geschäftsführer von Moneyland. Für jede untersuchte Kategorie gaben mehr Männer als Frauen an, mindestens einmal etwas absichtlich nicht bezahlt zu haben.
Am eindrücklichsten ist der Unterschied im Coop und im Restaurant: Während 25 Prozent der Männer zugaben, mindestens einmal im Coop geklaut zu haben, taten dies nur 19 Prozent der Frauen. Im Restaurant haben 16 Prozent der Frauen mindestens einmal mit Absicht nicht bezahlt – bei den Männern waren es 22 Prozent. Die Differenz jeweils: ganze sechs Prozentpunkte.
Bei Verwandten und Bekannten scheinen die Hemmschwellen hingegen auf ähnlichen Niveau zu liegen, da trennt beide Geschlechter nur ein Prozentpunkt.
Jüngere neigen eher zum Diebstahl, Ältere sind zurückhaltender
Eine weitere Auffälligkeit: vor allem Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren neigen zu Diebstählen. In sämtlichen Kategorien liegen Personen der jüngsten der befragten Altersgruppen markant über der Gesamtbevölkerung.
57 Prozent der Befragten von 18 bis 25 Jahren gaben an, mindestens einmal schwarzgefahren zu sein. An der Self-Scanning-Kasse und im Coop haben je 35 Prozent mindestens einmal vorsätzlich etwas eingesteckt, ohne es zu bezahlen.
Die ältere Generation stiehlt hingegen ungleich weniger, Personen zwischen 50 und 74 Jahren haben eine deutlich geringere Neigung zur Selbstbedienung ohne Kassenbeleg. Diese Altersgruppe liegt in jeder Kategorie unter dem Durchschnitt der Befragten. Aber auch die 50- bis 74-Jährigen neigen am ehesten zum Schwarzfahren (29 Prozent), danach folgt mit 22 Prozent der Diebstahl am Arbeitsplatz.
Romands stehlen eher im Detailhandel
Westschweizerinnen und Westschweizer stehlen deutlich häufiger beim Lebensmitteleinkauf als Personen aus der Deutschschweiz. 26 Prozent der Befragten aus der Romandie gaben an, mindestens einmal absichtlich in der Migros geklaut zu haben. In der Deutschschweiz sagten dies lediglich 21 Prozent. Auch im Coop wird in der französischsprachigen Schweiz (25 Prozent) häufiger gestohlen als in der Deutschschweiz (22 Prozent).
Personen aus der Deutschschweiz neigen hingegen eher dazu, Verwandte oder Bekannte zu bestehlen als Romands. 18 Prozent der teilnehmenden Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer gaben an, dies mindestens einmal getan zu haben – im Gegensatz zu nur 13 Prozent der Befragten aus der Westschweiz. Auch am Arbeitsplatz klauen Personen aus der Deutschschweiz häufiger als Romands.
Bemerkenswert: die Ärmsten stehlen seltener als Reiche
Man könnte vermuten, dass ärmere Menschen eher stehlen würden als vermögende, weil sie näher an der Not stehen. Falsch vermutet, die Zahlen belegen diesen Verdacht nicht – das genaue Gegenteil trifft zu: Menschen mit einem Vermögen von weniger als 20'000 Franken stehlen gemäss der Umfrage am seltensten. Stattdessen stechen Befragte mit einem Vermögen von über 300’000 Franken negativ heraus und führen die Diebstahl-Statisik an.